"Dirty Writing" animiert zum schamlosen SchreibenErotik kommt auf (bunten) Ringelsöckchen

Farben als Inspiration für erotische Texte? Zeitdruck als Kreativitätsmotor? Voyeurismus als Ideengeber?

Das unterhaltsame Übungsbuch "Dirty Writing" liefert euch Hilfestellungen, wie ihr euren eigenen Zugang zum Schreiben schamloser Texte voller Erotik finden könnt. Die Autorin Ines Witka präsentiert dementsprechend verschiedene Methoden, wie ihr euer Kopfkino kitzeln und eurer Kreativität freien Lauf lassen könnt.

Unser Mitglied bjutifool stellt euch das Buch näher vor und verknüpft diese Vorstellung mit einem Erlebnisbericht von der offiziellen Buchpremiere, wo sie live miterleben durfte, wie gut die Methoden der "Dirty Writing"-Autorin funktionieren. Wir runden den Artikel mit einem Gewinnspiel und tiefergehenden Einblicken in das Buch ab.

Zu unserem Kreativ-Gewinnspiel

"Mein heimliches Auge": Kunst und Erotik fernab der Pornografie

An einem eher langweilig gestarteten Freitag entschied ich mich kurzfristig, dem Lockruf einer im JOYclub als Veranstaltung ausgeschriebenen Buchpremiere zu folgen und mich per Bus und Bahn gen Stuttgart aufzumachen. "Frau Blum", die neue "Boutique Erotique" im Stuttgarter Westen hatte zu einer Lesung der besonderen Art aufgerufen.

Autorin Ines Witka ("Die Nacht der Masken") stellte dort zusammen mit ihrer Verlegerin Claudia Gehrke ihr neues Werk "Dirty Writing" vor. Auf einem kleinen Podium im Laden unterhielten sich die beiden Expertinnen für erotisches Schreiben über ihren respektiven Werdegang. Ines Witka stellte im lockeren Interview Claudia Gehrke sowie Inhalte und Philosophie deren Tübinger Verlags "Konkursbuch" vor:

Claudia Gehrke, seit 1978 engagiert im Lesen, Lektorieren, Publizieren und Verlegen erotischer Literatur, ist ihrer Idee, die "Grenzen zwischen Kunst und Erotik, zwischen Bild und Wort durchlässiger zu machen", ohne ins plump Pornografische abzugleiten, in den vergangenen fast vierzig Jahren immer treu geblieben. Die bekannteste Serie des Verlags ist "Mein heimliches Auge", die uns Blicke durchs Schlüsselloch auf Fotografien, Kurzgeschichten und Lyrik zu den vielfältigsten Facetten der Erotik gewährt.

Daraus entstehen immer wieder Fotobände oder Anthologien mit Geschichten der "Hausautorinnen". Einmal im Jahr verlässt der Verlag die beschauliche kleine Universitätsstadt Tübingen und geht mit "Love Bites – Die erotische Nacht", einer "unterhaltsamen und anspruchsvollen Show mit Lesungen, Tanz, Performances und Live-Musik", die von Claudia Gehrke selbst moderiert wird, deutschlandweit auf Tournee.

Schnelle Nummer?

Wo ist die Grenze zwischen Erotik und Pornografie?

So ist es nicht verwunderlich, dass wir als andächtige ZuhörerInnen von der Verlegerin viel über die Geschichte der erotischen Literatur seit der "sexuellen Revolution" Ende der Sechziger Jahre lernen konnten. Ebenfalls sehr präzise stellte sie die Abgrenzung zwischen Erotik und Pornografie dar:

"Pornografie beschreibt intime Vorgänge zwischen Menschen mit dem Ziel der Erregung – sie soll uns direkt zwischen die Beine gehen." Ich selber umschreibe dies meist sehr viel weniger stilvoll mit dem unschönen Wort "Wichsvorlage". "Erotik dagegen will eine Geschichte erzählen und - eingebettet in dieses Geschehen - ist die Erzählung einer erotischen Begegnung, die aber nicht im Vordergrund stehen will und muss."

"Dirty Writing" soll das kreative Schreiben anregen

Die Autorin Ines Witka
Die Autorin Ines Witka

Mit diesen Worten kommen wir zur Autorin des Buches "Dirty Writing", das an diesem Abend Premiere hatte. Ines Witka studierte Kunst und Verlagswissenschaft. 2012 wurde ihr der Master of Arts in biografischem und kreativem Schreiben von der Alice Salomon Hochschule Berlin verliehen. Sie lebt in Stuttgart und konzipiert und realisiert Workshops für biografisches, kreatives und erotisches Schreiben.

Lehrbücher und Ratgeber zum kreativen Schreiben finden sich in jeder gut sortierten Buchhandlung; "Dirty Writing" ist aber weder ein trockenes Lehrbuch noch ein Ratgeber, in dem diejenigen, die gerne schreiben möchten oder es bereits tun, nur praktische Tipps zum Schreiben erhalten.

"Dirty Writing" ist gedacht als ein "Mitmachbuch, das jede Leserin und jeder Leser auf ganz eigene Art und Weise nutzen kann. Zum einen soll es uns alle dazu anregen, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen und uns auf die Spur der eigenen Fantasie zu begeben. Denn Sexualität und Kreativität können sich gegenseitig befeuern."

So eröffnet "Dirty Writing" den Zugang zur eigenen Erotik und zum erotischen Schreiben

Die Voyeurismus-Technik aus "Dirty Writing"
Die Voyeurismus-Technik aus "Dirty Writing"

Anhand einer von ihr empfohlenen Technik – dem Schreibspiel "Abecedarium" – sammelt Ines Witka in ihrem Buch zunächst einmal ihre ureigenen Stichwörter zum Thema "Erotik".

In munterer Folge entwickelt sie daraus nicht nur über 50 Vorschläge, die jedem einen Zugang zur eigenen Erotik und zum erotischen Schreiben eröffnen sollen, sondern erläutert mit Hilfe von Textbeispielen, Grundlagenwissen für Schreibende und leicht verständlichen Übungen, wie wir alle lernen können, einzelne Szenen, Dialoge oder eine ganze Geschichte mit funktionierendem Spannungsaufbau zu schreiben.

"Mit viel Platz zum Hineinschreiben kann nach und nach für jeden von uns ein sehr persönliches Buch entstehen." Neben diesen Schreib- und Kreativtechniken finden wir Leser aber auch eine Fülle von Wissen aus der Geschichte der Erotik in Text, Bild, Kunst und Kitsch.

Die Premierengäste werden selbst aktiv

Eine Assoziationsübung aus "Dirty Writing"
Eine Assoziationsübung aus "Dirty Writing"

Neben den Schreibwilligen richtet sich "Dirty Writing" aber auch an Paare und Menschen, die ihr Liebesleben lustvoll(er) gestalten möchten. Jede/r kann den Partner mit erotischen Fantasien erregen und sich selbst auf Entdeckungsreise zur eigenen Erotik und Sexualität begeben. "Wenn dabei literarische Perlen entstehen, wäre das wunderbar!", meinten Ines Witka und Claudia Gehrke und luden alle Anwesenden ein, sich an einem "Quickie" zu beteiligen und in zehn Minuten schnell die Geschichte aufzuschreiben, die ihnen spontan zu diesem Wort und der damit verbundenen erotischen Praxis oder Vorstellung einfällt.

Nach Ablauf der Zeit wurden die Geschichtenzettel eingesammelt. Während wir uns dem Ausschank an der Bar zuwandten und den Anblick der erotischen Preziosen in Spielzeugform in der kunst- und lustvollen Auslage der Boutique genießen konnten, gaben sich Autorin und Verlegerin dem Genuss unserer Geschichten hin. Nach dieser Pause durften drei "Siegerinnen und Sieger" (GewinnerInnen waren wir alle) ihre Geschichten vor Publikum präsentieren, erhielten als Preis das Buch "Dirty Writing" und die Zusage einer Veröffentlichung im Jahrbuch "Mein heimliches Auge". Auch die zweite Hälfte des Abends verging kurzweilig mit Beispielen aus diesem sehr unterhaltsamen Buch und der Lesung weiterer exquisiter Geschichten aus der Feder von Ines Witka.

Schreiben muss täglich trainiert werden

Für mich war dies nicht nur ein unterhaltsamer, spannender, lehrreicher, mit knisternder Erotik erfüllter Abend, denn mir haben sowohl die Lesungen aus dem Buch als auch die Anregungen zum "Wer?, Wie?, Was?, Wo?" des erotischen Schreibens erneut Lust gemacht, an meinen eigenen Geschichten weiterzuspinnen. Dank der vielen Anregungen und Techniken im Buch entdeckte ich in den vergangenen, der Lesung folgenden Wochen neue Möglichkeiten, meiner Fantasie neue Kicks zu verschaffen und mir auch im stressigsten Alltag Inseln der Ruhe zum Schreiben zu schaffen.

Alle Informationen zum "Dirty Writing"-Schreibwettbewerb
Alle Informationen zum "Dirty Writing"-Schreibwettbewerb

Denn – so Ines Witka: "Viele Menschen, die schreiben wollen, nehmen sich vor, dies in einer fernen Zukunft zu verwirklichen. Etwa im Urlaub, wenn sie viel Zeit haben. Schreiben will aber täglich trainiert sein. Dies ist der entscheidende Unterschied zwischen Hobbyschreibern und jenen, die das Schreiben professionell(er) ausüben wollen."

Jene von euch, die nach dieser Kostprobe ihr Talent zum Schreiben erotischer Geschichten ausprobieren und ihre Werke der Verlegerin Claudia Gehrke vorstellen wollen, können bis zum Stichtag 15. Juli 2015 diese Claudia Gehrke zur Begutachtung einschicken und sich im Wettbewerb mit vielen anderen begabten AutorInnen messen. Alle Regeln und notwendigen Adressen findet ihr in dem nebenstehenden (anklickbaren!) Bild.

Lesetipp

Epilog

Für die, die sich über die merkwürdige Unterüberschrift dieses Magazinartikels wundern, folgt nun die Auflösung: Es gibt keine Geschichte in "Dirty Writing", die den Titel "Erotik kommt auf (bunten) Ringelsöckchen" trägt. Natürlich wird darin auch nicht empfohlen, beim Schreiben von Erotischem bunte Ringelsöckchen zu tragen oder damit gar einen Verführungsversuch am eigenen Partner oder bei Fremden zu starten. Auch Ines Witka trat an diesem Abend stilvoll im Mini mit schwarzseidenen Strümpfen und passendem Schuhwerk auf.

Es war Claudia Gehrke, die zum schlichten schwarzen Hosenanzug diese "bunten Ringelsöckchen" trug und damit meinen Blick fesselte. Und die mir damit nicht nur bewies, dass feinsinnige Erotik in Wort und Bild nicht laut und plakativ mit nackten Körpern und schrillen Verkleidungen auf sich aufmerksam machen muss, sondern, dass ein Mensch in seinem So-Sein Präsenz, Authentizität, Charisma und Erotik ausstrahlen kann, ohne sich in vollkommener Nacktheit und der Darbietung seiner intimsten Stellen für jederMann oder –Frau zu entblößen.

© bjutifool

Alle Details zu "Dirty Writing"

Dirty Writing. Vom Schreiben schamloser Texte: Ein Übungs- und Inspirationsbuch
von Ines Witka
Broschiert: 256 Seiten
Verlag: konkursbuch; Auflage: 1 (erschienen am 4. März 2015)
ISBN-13: 978-3887696672
Das Buch bei Amazon bestellen

 

Auf Seite zwei unseres großen "Dirty Writing"-Artikels findet ihr drei Techniken aus dem Buch, die euch helfen sollen, den "Dirty Writer" in euch zu entdecken. Zudem könnt ihr zwei Ausgaben des Buches dank unserer kleinen Kreativ-Aufgabe gewinnen.