Sophie Andresky, unsere Kolumnistin mit der spitzen Zunge und den frechen Kommentaren, betätigt sich seit einiger Zeit auch als Romanautorin. Ihr neuester Roman "Dark Room" stellt Sophies ersten Beitrag zum Genre des erotischen Thrillers dar und punktet mit einer leicht angeschrägten, diverse Haken schlagenden Story. Wir stellen euch "Dark Room" vor und baten die Autorin zu einem kleinen Interview.
"Dark Room" – ein typischer Sophie-Andresky-Roman?
Eine Frau läuft durch die Nacht. Bis auf einen goldenen BH, eine Männer-Shorts und am Rücken befestigten Engelsflügeln trägt sie nichts am Leib. Sie lauscht den eigenen, auf dem Boden klatschenden Schritten ihrer nackten Füße und erinnert sich nur schemenhaft, wie sie in diese Lage kam. Grund ist ein Drogencocktail, der gerade zu wirken beginnt. Sie erinnert sich an eine heiße Sexparty. Nackte Körper, ausschweifendes Gevögel und treibende Beats in einer eigenwilligen Location. Als sie kurz den Ort des Geschehens verließ, um etwas frische Luft zu schnappen, bemerkte sie die anrollende Polizei, die sich bereit machte, die Location zu stürmen. Gerade so der Razzia entkommen will sie nun zu ihrem unweit entfernt geparkten Auto, um sich eine Mütze voll Schlaf zu gönnen und die Wirkung der Drogen und der exzessiven Nacht abklingen zu lassen.
Bis hierhin mutet der neue Roman "Dark Room" von Sophie Andresky an, als könne er sich in seiner bildhaften Schilderung sexueller Eskapaden mühelos in die Reihe ihrer bisherigen Werke "Vögelfrei" und "Fuck Your Friends" eingliedern. Doch plötzlich fliegen der Protagonistin Pfeile um die Ohren und eine finstere Gestalt verfolgt sie. Zwar kann Fiona, wie die junge Dame heißt, ihrem Verfolger entkommen, doch schon am nächsten Morgen folgt das böse Erwachen: Bei ihrer Flucht kam Fiona auch am Haus ihrer ehemals besten Freundin Evi vorbei. Diese gehörte seit einiger Zeit zu der Sekte "Die Engel der letzten Tage" und führte eine seltsame Beziehung mit ihrem eigenen Vater. Aus diesen Gründen hatte Fiona mit ihr nicht mehr viel zu tun, aber natürlich fällt sie dennoch aus allen Wolken, als sie erfährt, dass Evi und ihr Vater just in der Nacht brutal ermordet wurden! War Fionas Verfolger etwa der Killer? Hat Fiona ihn zu Evi und deren Vater geführt? Hatte sie selbst etwas mit dem Mord zu tun, so berauscht wie sie war? Oder hatte Püppi seine Finger im Spiel - der Security Guard der Sexparty, der die flüchtende Fiona noch vor ihrem Auto aufgelesen und nach Hause gebracht hatte?
Falsche Fährten und eine starke Heldin zeichnen "Dark Room" aus
Sophie Andresky streut also früh viele falsche Fährten und macht so recht schnell deutlich, dass ihr diesmal ein erotischer Thriller vorschwebte. Und dass Sophie Andresky spannend schreiben kann, hat sie vor allem mit der sich immer mehr verdichtenden und auch kriminelle Abzweigungen nehmenden Story von "Fuck Your Friends" hinlänglich bewiesen. Und genau dieses Verdichten und Zuspitzen der Situation geht ihr auch in "Dark Room" wieder locker von der Hand. Auch weil sie mit Fiona eine interessante Heldin für ihre Geschichte entwickelt hat.
Fiona arbeitet als Masseurin, hat langes, hellblondes, fast silbriges Haar und sieht für ihr Alter sehr jung aus. In Kombination mit ihrer zierlichen Figur wirkt Fiona schutzbedürftig und vor allem sehr harmlos. Doch Fiona offenbart auch ganz andere Seiten, die ihre Umgebung immer wieder zu überraschen wissen. Beispielsweise kann sie hart zuschlagen… und sie verspürt keine Angst. Nie. Diese verlor sie, als sie als kleines Kind ihre toten Eltern im heimischen Badezimmer auffand.
Sexpartys, Menschenjagden und fiese Killer
Des Weiteren hat Fiona ein großes Faible für eine Sexparty-Reihe namens "Das Labyrinth". Diese steigt an immer neuen, geheim gehaltenen Orten und punktet bei den Gästen mit spektakulären Installationen für das Liebesspiel (etwa ein Gummiseil-Spinnennetz oder ein riesiges Becken voller Gleitgeil und Fickmaschinen). Hier lernt Fiona immer wieder neue, faszinierende Menschen kennen. Dass darunter auch ein Menschenjagden veranstaltender Zirkel ist, ahnt sie zu ihrem Leid viel zu spät. Die zynischen Drecksäcke dieses Zirkels, Rachegelüste, Fionas Vergangenheit und ihre Verstrickungen und Verwicklungen mit den Betreibern des "Labyrinths" sorgen für einen angenehmen und vor allem richtig gut funktionierenden Spannungsbogen. Auch weil man mit Fiona gerne mitfiebert und sie bei ihren immer neuen Enthüllungen gerne begleitet.
Neben den spannenden Momenten, in denen Sophie Andresky auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt, zählen die Sexszenen zu den Höhepunkten von "Dark Room". Mit bildhafter, direkter Sprache bringt die Autorin wortgewandt und geschliffen mehr als eindrücklich zu Papier, was gerade vor sich geht. Vor allem im Umfeld der "Labyrinth"-Veranstaltungen kickt sie das Kopfkino mit den extravaganten "Spielwiesen" enorm. Hierbei wird auch wieder offenbar, dass sich Sophie Andresky für alle Formen der Sexualität begeistern kann. Egal ob homo-, hetero- oder bisexuelle Szenen, in "Dark Room" fallen die Charaktere in allen möglichen Konstellationen übereinander her.
Was in wenig fehlte, war der typische Humor von Frau Andresky. Dieser blitzt zwar anhand diverser grotesker Szenarios immer mal wieder auf, immerhin scheinen einige Figuren des Romans in einer Art Parallelwelt zu leben (Die zahllosen Anspielungen auf "Alice im Wunderland" sind nicht zu übersehen) und die Bösewichter, die überwiegend in Lack und Leder agieren, haben einen leicht pulpigen bis trashigen Anstrich, aber ansonsten überwiegt die eher düstere, der Geschichte sehr zuträgliche Grundstimmung.
"Dark Room" – ein kinky Thriller
Was bleibt, ist flotte Thriller-Lektüre mit sehr starken, sehr interessanten Frauenfiguren (neben Fiona beeindruckt vor allem die "Labyrinth"-Chefin Gemma). Nicht nur dank den Menschenjagden, des finalen Showdowns und den breit ausgewalzten Racheszenarios umweht immer etwas leicht Schräges, Trashiges den Roman "Dark Room". Was allerdings nicht negativ gemeint ist. Vielmehr hat man so den Eindruck, einen kinky Thriller zu lesen. Alles ein wenig anders als gewohnt. Zur bekannten Hochform läuft Sophie Andresky vor allem in den Sexszenarios auf. Hier bleibt erneut nichts ungesagt und die Beschreibung der Schauplätze, in denen die saftigeren Einlagen stattfinden, kitzeln die Fantasie ungemein. Seine eigentliche Spannung bezieht der Roman diesmal allerdings eindeutig aus der anfangs recht vertrackten Thriller-Handlung, deren lose Fäden Sophie Andresky gegen Ende gekonnt zusammenführt.
Dark Room
Sophie Andresky
Paperback, Klappenbroschur, 256 Seiten
Verlag: Heyne Hardcore
ISBN: 978-3-453-26908-8
EUR 14,99
Gewinnt den Sophie Andresky-Thriller "Dark Room"
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Wie heißt die weibliche Hauptfigur von Sophie Andreskys Roman "Vögelfrei"?
Gesucht war der Name Marei!
Die Verlosung ist geschlossen.
Was bedeutet der Titel "Dark Room", woher stammt die Idee für die Story und wie kommt man auf die erotischen Szenerien, wie sie Sophie in ihrem Roman schildert? Wir haben bei Sophie Andresky nachgefragt. Ihre Antworten findet ihr auf der nächsten Seite.
- 1. Teil: Sophie Andreskys "Dark Room"
- 2. Teil: Sophie Andresky im Interview über ihren Roman "Dark Room"