Dieser Vortrag will Orientierung geben, wie sich durch eine behutsame und achtsame Öffnung bestimmte Bedürfnisse befriedigen, Bindung vertiefen und sexuelle Langeweile abbauen lassen.
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Der erste Schritt beim Öffnen einer Beziehung ist – wie immer – der Schwierigste. Sich einzugestehen, dass ich mich nach fremder Haut sehne, mich zu jemand anderem hingezogen fühle oder dass aktuell nicht alle Bedürfnisse in meiner Beziehung befriedigt werden.

Wir haben häufig gelernt, dass ich nur einen Menschen lieben und begehren kann und es gibt den weit verbreiteten Glauben, dass eine Liebe nicht (mehr) echt ist, wenn plötzlich Begierde für einen anderen Menschen auftaucht. Wenn dies dann doch passiert, dann gehen wir fremd, lügen und betrügen. Das macht – in der Regel – alle Beteiligten unglücklich, denn sowohl Betrogene als auch Betrügende leiden. Die Frage ist also, wie kann der Wunsch nach Öffnung so gestaltet werden, dass beide Partner ihn gemeinsam tragen.

Denn auch wenn es nicht zum Betrug kommt - allein durch den Wunsch fühlen sich Paare oft schon bedroht und sie glauben, dass ihre Liebe dadurch entwertet wird. Das ist aber ein großer Irrtum.

Und das ist die erste Herausforderung, der sich Paare stellen müssen. Zu erkennen, dass das Hingezogensein zu jemand anderem, meine Liebe zu meinem Partner in keiner Weise schmälern muss. Nur weil ich plötzlich meine Lust erwachen spüre, heißt das nicht, dass die Liebesgefühle für meiner Partnerin automatisch schwächer werden oder ich mich innerlich abwenden muss. Sich selbst einzugestehen, bestimmte Bedürfnisse zu haben, ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer Intensivierung deiner Beziehung. Der zweite Schritt ist das Teilen dieser Bedürfnisse mit dem Partner / der Partnerin. Das bewusste Öffnen einer Beziehung kann also der Neuanfang für eine erfüllte und glückliche Partnerschaft sein.

Die zweite Herausforderung ist der Umgang mit Eifersucht, die sich meist automatisch einstellt, wenn nur der Gedanke an fremde Begegnung am Horizont erscheint. Eifersucht konfrontiert uns mit allen möglichen negativen Gefühlen und Gedanken – vor allem über uns selbst. Und dennoch: Eifersucht ist ein Geschenk, denn sie kann uns sehr viel über uns offenbaren, wenn wir uns für sie öffnen. Wer seine eigene Eifersucht überwinden oder bewältigen möchte, muss lernen sie zu akzeptieren. Wer sich der Anstrengung stellt, sich mit den eigenen negativen Gefühlen und Gedanken zu konfrontieren, der wird innerlich wachsen und reifen. Mehr Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit und emotionale Autonomie sind der Lohn.

Wenn Paare über eine Öffnung der Beziehung nachdenken, dann taucht schnell die Frage nach Regeln auf. Und das ist häufig die dritte Herausforderung. Denn der Wunsch nach klaren Regeln ist nachvollziehbar und gleichzeitig gefährlich. Über Regeln – und damit auch über Bedürfnisse und Glaubenssätze – zu sprechen ist sinnvoll, denn es hilft beim Austausch und er gibt ein Gefühl von Sicherheit. Allerdings wird fast jede Regel früher oder später gebrochen und dann ist es entscheidend, was für ein Miteinander das Paar entwickelt hat, welche Dialogkultur etabliert ist und welche Werte das Handeln bestimmen. Daher rate ich Paaren lieber zu grundsätzlichen Prinzipien, an denen sie sich orientieren können.

Sex und Liebe können zusammen vorkommen, aber sie sind zwei grundverschiedene und eigenständige Bereiche menschlicher Erfahrung. Es ist möglich, sich für die Veränderung unserer Glaubenssätze in Sachen Liebe und Sex zu öffnen und dabei gleichzeitig verbindlich und liebevoll in Beziehung zu bleiben.

Dieser Livestream ist Teil des Themenmonats “Sex & Herausforderungen” im November. Educator:innen und Coaches blicken darauf, wie erfüllender Sex gelingt und sich gelebte Beziehungsmodelle mit unterschiedlichen Bedürfnissen vereinbaren lassen. Erlebe spannende Workshops, Diskussionsrunden und stelle alle Fragen zu den Herausforderungen in (sexuellen) Beziehungen, die dich schon immer interessieren. Mit Couple Care, Helen Hagemeier, Best Lover sowie Wolff Men Coaching & Liebensfreude.