Immerhin
teilt vivavista die Meinung eines durchaus prominenten Autoren der Postmoderne
Hat Houellebecq Recht, wenn er schreibt, Intimität sei eine Ware?
Hat der französische Autor Michel Houellebecq also recht, wenn er seit Jahren in Büchern wie „Die Ausweitung der Kampfzone“ die These vertritt, dass Intimität im Spätkapitalismus längst den Regeln des Marktes unterworfen und eine Ware ist, die man im Austausch gegen Geld, Schönheit oder Jugend erhält? Zweisamkeit als Transaktion? Für wen ist das reizvoll? Und kann das funktionieren?
http://www.tagesspiegel.de/t … cht-sugardaddy/10235610.html
wenn es gelingt von eigenen Emotionen zu abstrahieren kann es durchaus gelingen, sich diese Fragen nüchtern zu stellen.
Warum ist es verwerflich, sich Gesellschaft zu kaufen?
Viele junge Damen der englischen Gesellschaft begleiteten (glaubt man den Büchern von Dame Christie) andere gegen Bezahlung auf Reisen und standen diesen als bessere Dienerinnen für alles zur Verfügung
Ein moderner Psychiater/Psychologin führt mit Klienten lange Gespräche, bei denen ein erhebliches Maß an Einfühlungsvermögen auf der einen Seite, auf der anderen Seite die Fähigkeit zur Abstraktion und Distanz vorhanden sein müssen, um nicht im Strudel der Emotionen der Klienten mitzuversinken.
Der Knackpunkt scheint für viele von uns, die gegen vivavista argumentieren, zu sein, dass es den meisten widerstrebt, ihren Körper als Ware zu betrachten. (mal abgesehen von seiner gleichzeitigen massiven Abwertung der Körperlichkeit der meisten nicht mehr ganz so jungen Frauen, die hier mitdiskutieren)
Ich habe im letzten Jahr mehrfach für die Joy-Redaktion Bücher rezensiert, in denen es um Erfahrungsberichte aus der Welt des bezahlten Sexes geht. Ihnen allen waren zwei Aspekte gemein: die Tatsache, dass immer wieder zu lesen war, dass es den wenigsten Männern beim Besuch einer Prostituierten alleine um den sexuellen Akt an sich geht sondern auch um Gespräche und der andere Aspekt war der, dass die Einstellung der dort tätigen Frauen von einem gerüttelt Maß an Verachtung diesen Männern gegenüber geprägt war, aber und das war das in meinen Augen weit Entscheidendere von einer ungeheuren Selbstverachtung. Diese negative Einstellung sich selbst gegenüber spiegelte aber letztendlich auch die Sichtweise der Gesellschaft wieder.
Diese Einstellung sich selbst gegenüber scheint vielen der sugarbabes und sugardaddys fern zu sein. Sie gehen, glaubt man den Artikeln (und vivavistas Erfahrungsberichten) recht sachlich mit dem Thema um.
In meinen Augen etabliert sich dort eine Art Parallelgesellschaft:
in ihren Anfängen war die Ehe ein Tauschgeschäft, das nur wenig mit Liebe und auch mit leidenschaftlichem Sexualität wenig zu tun hatte.
Für gute Unterhaltungen, Sexualität und Gesellschaft leistete Mann sich Hetären, Mätressen oder Geishas. Diese Frauen hatten in ihren respektiven Gesellschaften einen hohen Status und oftmals den Ehefrauen einiges an Einfluss voraus und wussten den Mann durch ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an sich zu binden.
Verachtet wurden die Huren erst mit dem Aufkommen der christlichen Moral
http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitution
Die Frage, die sich mir stellt ist eine, die der Einstellung der Verfechter des Sugarbabe/Sugardaddy-Modells nicht unähnlich ist:
Warum fordern wir (oder viele von uns, die auf dieser Plattform vertreten sind) auf der einen Seite jede erdenkliche sexuelle Freiheit jenseits der bürgerlichen Moral, verurteilen dagegen den Austausch von Intimität gegen Bezahlung oder Geschenke aufs Schärfste?