Glaub der
Reiz für Männer liegt darin, dass die Frauen eben noch keine Erfahrung mit Prostitution gemacht haben und eine relativ naive Sichtweise auf das Ganze haben.
Das ist aus meiner Sicht aber genau der Teil der Illusion, dem so einige Sugardaddies erliegen.
Wenn ich mir den Lugner, vielleicht als Extrembeispiel, anschaue, dann ist sehr ersichtlich, dass sich die jungen Frauen, die er sich in aller Regelmässigkeit ins traute Heim holt, sehr offensichtlich ekeln. Das hält sie nicht davon ab, sich aushalten zu lassen und die Annehmlichkeiten eines prominenten Miterlebens in Anspruch zu nehmen.
Dennoch ist da sehr viel Verachtung bei, Verachtung der Frauen einem Mann gegenüber, der nicht einmal merkt, das er ausgenommen wird und jeweils von Liebe spricht, die diese Frauen für ihn empfinden würden.
Was ist das anderes, als eine Illusion, die dieser Mann offenbar für sich braucht?
Ich sehe diese Jungen Frauen, die sich als Sugarbabes einen Mann angeln, auch nicht als arme bemittleidenswerte Frauen an, die sich in ihrer Not nicht anders zu helfen wissen, als mit Männern im Alter ihres Vaters das Bett und andere Annehmlichkeiten zu teilen und eine entsprechende Entlohnung dafür zu bekommen.
Prostitution ist das für mich nicht, ich sehe es eher als Ausnehmen an, eine Ausnehmen eines Mannes, der möglicher Weise in der unangenehmen Position ist, anders keine Frau in seinem Leben halten zu können, aus sicherlich vielfältigen Gründen, sicherlich auch Gründen, die ich selbst als mitleiderregend empfinde.
Ich denke, diese Frauen wissen recht gut, was sie tun, und sind eben ganz und gar nicht die naiven Dinger, die wir gerne sehen wollten.
Ich habe einige Jahre mit jungen Frauen gearbeitet, einige haben sich prostituiert und sind in wirklich schwierige Lebenslagen dadurch geraten, andere haben den Weg des Sugarbabes gewählt und hatten zumindest einige Zeit ausgesorgt. Interessanter Weise waren das in der Regel die selbstbewussten Mädchen, die sich sehr genau die Männer ausgesucht haben und sie schließlich für ihre Zwecke benutzt haben.
Da wechselt sich das Bild des benutzten jungen Mädchens, zu einem das recht skrupellos selbst benutzt.
Und diese jungen Frauen sind anders drauf als Frauen älterer Generationen, sie wissen meist bereits in sehr jungen Jahren sehr gut was sie wollen und was nicht und empfinden ihr Tun nicht als verwerflich.
Ich denke nicht, dass diese Frauen sich verachtet haben oder verachten, die haben ihr Ding durchgezogen und waren häufig sehr erstaunt, wie einfach es geht, einem Mann etwas vorzuspielen, was dieser sich letztlich erhofft. Da wird ein bisschen gute Miene zum langweiligen Spiel gemacht, der Orgasmus regelmäßig vorgespielt, das abgesahnt, was zu holen ist und irgendwann wird entweder der nächste Mann ausgesucht, der ihr Leben sponsert, oder sie finden einen Mann, in den sie sich verlieben und eine Beziehung eingehen. In Gesprächen untereinander haben diese jungen Frauen sich oft sehr verächtlich über ihre Sugardaddies ausgelassen, sich über deren Dummheit lustig gemacht und es war keineswegs von Liebe die Rede.
Und es ist auch unerheblich, ob es sich dabei um wirklich wohlhabende Männer handelt oder einfach um Männer, die besser situiert sind, als die Mädchen, die Mechanismen sind die gleichen.
Ich bewerte das nicht, ist nicht meine Aufgabe gewesen. Aber ich habe das durchaus in Gesprächen thematisiert. Auch, das ein solcher Lebenswandel irgendwann auch kippen und die Seele eines Menschen belasten kann. Auch die vorherrschende Sichtweise, dass sich diese Mädchen als durchaus emanzipierte Frauen ansahen, sich mein Bild von Emanzipation nicht mit ihrem deckt, war immer wieder Thema.
Ich selbst habe eine völlig andere Sicht, ich würde mich nicht kaufen lassen.
Ich habe immer auch Beziehungen zu weitaus älteren Männern gehabt, weil ich sie sehr zu schätzen weiss. Aber es sind immer Männer, die mich aufgrund ihrer sehr individuellen Attraktivität und ihrer Lebenserfahrung angezogen haben.
Aber das Benutzen von Männern, entgegen der Meinung vieler Männer, dass sie Frauen benutzen müssen, weil sie nur so ihr Ego aufpoliert bekommen, kann vielleicht als eine neue Form der Emanzipation angesehen werden. Auch wenn ich diese Sicht mehr als schräg finde.
Zwei Mal in meinem Leben hat mich ein Mann mit teuren Geschenken, teuren Reisen und sehr teuren Restaurantbesuchen kaufen wollen, beide Male habe ich das rigoros abgelehnt, obwohl ich mir diese Sachen nicht selbst hätte leisten können. Ich habe sie mir aber auch nicht leisten wollen, weil ich andere Dinge als wertvoller und kostbarer ansehe. Beide haben es lernen müssen, einen habe ich abgeschossen, weil er das nicht verstehen konnte und der andere hat gelernt, das er mit mir in der Trattoria ums Eck genauso gut Essen gehen kann, wie in einem der von ihm bevorzugten Sternerestaurants Berlins. Und er musste lernen, dass ich mich nach meinen Mitteln eben auch revanchiere. Der hat irgendwann dann auch gelernt, das er sich Liebe oder auch nur Zuneigung nicht erkaufen kann. Und genau diese Erfahrung scheint er auch als besondere Erfahrung aus unserer Beziehung mitgenommen zu haben.
Würde ich mich kaufen lassen, ginge das gegen mein Empfinden von Würde.
So sind Sichtweisen unterschiedlich und ich meine, das ist auch okay so.