Das Tantra der Kalihna I
Das Geräusch von splitterndem Holz weckte mich.
Ich öffnete die Augen und sah, dass die Sonne sich langsam dem Horizont neigte. Wieder erklang ein heftiger Schlag.... und darauf noch einer...
Was geht hier vor sich?
Ich richtete mich auf und folgte dem Lärm. Jetzt sah ich Max neben dem Bungalow stehen, sein Oberkörper war nackt. Ich genoss den Anblick seines schlanken, muskulösen Körpers... feine Schweißperlen glänzten auf seiner Haut. Max bückte sich nach einem Holzscheit, platzierte es gewissenhaft und holte mit einer Axt weit aus. Mit Wucht zersplitterte das Holzstück in zwei kleinere Teile. „Was tust Du?“, fragte ich und kam mir sogleich etwas dämlich vor... es war ja offensichtlich.
„Ich mache Feuerholz!“, grinste er... wahrscheinlich hatte er den gleichen Gedanken gehabt, erklärte jedoch sogleich: „Wir brauchen es für das offene Feuer für die Zeremonie. Du bist gerade rechtzeitig erwacht!“
Sahar kam uns mit einem Topf entgegen, der mit rohen, fremdartigen Gemüse und etwas Brühe gefüllt war. „Komm mit!“, rief sie mir zu, „wir machen Feuer und bereiten den Platz vor!“ Sie führte mich seitlich hinter das Haus. Dort sah ich die Feuerstelle und rund um diesen kleinen Platz standen dicht an dicht Palmen und andere Gewächse, die hoch aufragten. „Der Garten ist gut einwachsen“, bestätigte Sahar, „außerdem befindet sich das Grundstück von der Straße und den nächsten bewohnten Residenzen weit entfernt. Wir sind hier absolut ungestört. Selbst über den Strand kommt selten jemand her, weil es hier kilometerweit nichts außer Wasser und Sand gibt.“ Sie lachte: „Ein kleines Wunder, dass Du hierher gefunden hast.“
Sagte sie es nur so daher, oder war es wirklich ein kleines WUNDER? Ich schaute mich in diesem kleinen Naturgarten um und irgendwie kam es mir so vor, als sei tatsächlich ein kleines Wunder geschehen.
Geschickt hatte Max das Feuer entfacht und den Topf auf die Feuerstelle platziert, alles war soweit vorbereitet und in mir wuchs die Spannung, was nun passieren würde. Die Sonne war fast untergegangen und schimmerte in goldenem Glanz des Meeres. Es war angenehm warm... und irgendwie kam es mir so vor, als würde die Welt nur aus Max, Sahar und mir bestehen.
Sahar streckte ihr Gesicht konzentriert der leichten Meeresbrise entgegen, dann öffnete sie die Augen, und als hätte sie ein Zeichen erhalten, meinte sie bestimmt: „Wir werden jetzt beginnen.“
Sofort machte sich eine unbestimmte Aufregung in mir breit.
Aufregung ist bestimmt nicht gut, dachte ich noch und spürte mein Herz heftig schlagen.
„Als Erstes werden wir uns reinigen“, erklärte Sahar sanft, „Du kannst nur zu einer inneren Reinheit gelangen, wenn der Tempel deiner Seele, also dein Körper gereinigt ist.“ Ich sah, dass Max und Sahar sich langsam und bewusst entkleideten. Sie taten es auf so eine selbstverständliche Art und Weise... Eigentlich sollte ich keine Hemmungen haben... Max hat mich jetzt schon mehrfach nackt gesehen und Sahar war schließlich eine Frau(!)... und dennoch fühlte ich genau in diesem Moment Scham.
„Du reinigst Dich im Meer!“, grinste Max, „willst Du mit Deinem Kleid da rein?“ Vollkommen selbstsicher stand er vor mir... wie Gott ihn schuf... und ich kam mir ganz schön albern vor.
Hastig zog ich mich aus und bemerkte erst jetzt, dass ich es nicht so schön bedächtig, wie Max und Sahar getan hatte. Egal... das ließ sich jetzt nicht mehr ändern.
Ich folgte ihnen ins knietiefe Wasser. Sahar schöpfte mit ihren Händen Wasser und ließ es dann sehr sinnlich über ihr Gesicht laufen... dann über ihre Arme...über ihre Brüste... immer wieder und wieder schöpfte sie Wasser und achtete sorgsam darauf, jeden Zentimeter ihres Körpers damit zu benetzen. Max tat es so genussvoll, dass ich meinen Blick nicht von ihm wenden konnte. Wie sollte ich mich da auf mich selbst konzentrieren? Ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich mich so schnell ablenken ließ und stellte mich etwas versetzt hin, sodass ich Sahar nur noch aus dem Blickwinkel sehen konnte.
Ich atmete einmal tief durch, schöpfte mit meinen Händen Wasser und ließ es ganz bewusst über mein Gesicht hinabfließen. Es fühlte sich wunderbar an! Es gelang mir besser und besser... Und dann sah ich, dass Sahar sich mit leicht gespreizten Beinen etwas niederhockte und sehr gewissenhaft ihren Schoß reinigte.
Schwerlich sog ich die Luft ein... es sah unglaublich erotisch aus... dieser Gedanke verwirrte mich... ich meine, sie war eine Frau! Dennoch, WIE sie sich selbst berührte, erregte mich ganz eindeutig.
So standen wir... im letzten Schimmer der untergehenden Sonne... auf weiter Flur nur wir drei... im knietiefen Wasser... und berührten uns selbst immer wieder, indem wir still und achtsam sanft- warmes Wasser über uns selbst ergossen und sorgfältig wuschen.
„Unsere Körper sind rein!“, beschloss Sahar nach einiger Zeit fast feierlich und bewegte sich anmutig aus dem Wasser. Mit einem verstohlenen Blick schaute ich zu Max. Er schien sehr ruhig und selbstbewusst zu sein... außerdem sah ich, dass sein Heiligstes gut durchblutet zu sein schien.... nicht erhoben, aber doch sehr präsent. Ich biss mir auf die Lippen,
jetzt nur nicht solche Gedanken(!!!), Emy!
Ich ließ meinen Blick über den Strand schweifen... weit und breit gab es keine Menschenseele, die uns nackt, bei unserem Weg zurück zum Feuerplatz hätte beobachten können.
Ich hatte das Gefühl, als könne ich jeden Quadratzentimeter meiner Haut spüren und nahm den Kontakt zur Luft sehr intensiv wahr.
Plötzlich spürte ich ein Frotteetuch an meinem Rücken... Max stand hinter mir und begann sehr achtsam meine Haut durch sanftes Tupfen zu trocknen. Automatisch drehte ich mich zu ihm um... immer, wenn er mich anfasste, fühlte es sich so unglaublich gut an... meine Lippen fühlten sich zu seinen hingezogen... gierten ihnen entgegen... doch statt seine erwarteten Lippen zu treffen, stupste er mich mit dem Tuch auf die Nase und grinste breit. Ertappt wandte ich meinen Blick ab.
Und dann saßen wir andächtig am Feuer... Sahar hatte uns eine Schale gereicht, in der sich eine gekochte Gemüseart befand, die mir vollkommen unbekannt war... aber sie schmeckte köstlich! In den Büschen um uns herum zirpte und fiepte es laut... das Feuer erhitzte unsere Haut und da die Sonne jetzt vollständig untergegangen war, tauchten die Flammen uns und unsere Umgebung in einen stimmungsvollen, feierlichen Glanz.
„Ich werde jetzt einige alte Ferse und Gebete sprechen“, begann Sahar, als sie ihre Schale zur Seite gestellt hatte, „diese Worte spreche ich auf Papiamentu, einer Sprache, die dem Sanskrit sehr ähnelt, da beide ja indogermanischen Ursprungs sind. Vielleicht berühren sich auch daher die Rituale des fernen Ostens mit den unseren. Auch wir enden mit AUM... und wenn ich soweit bin, werden wir es dreimal gemeinsam anstimmen und danach in tiefe Meditation sinken.“
Sahar blickte zu mir und als ich ihr zunickte, blickte ich in ihr strahlend schönes Gesicht.
Sahar ist wunderschön(!).... dachte ich tief berührt. Da öffnete Sahar lächelnd ihre Lippen und hauchte mir zu: „Du auch.“ Erschrocken starrte ich sie an. Wie hatte sie mich hören können? Wie konnte sie wissen, was ich denke? Ich wollte sie fragen, aber da hatte sie ihren Blick schon auf das lodernde Feuer gerichtet... sie nahm meine Hand und ich nahm intuitiv Max seine Hand....
Sahar begann mit einem sanft- energischen Sprechgesang...
Natürlich konnte ich kein Wort von dem verstehen, was Sahar zitierte, aber ihre Sprache war ohne Zweifel die Sprache der Liebe... so wie ich es aus dem Sanskrit her kannte... ihre Worte drangen ohne Umschweife in mein Herz.... ob ich es wollte oder nicht. Und auch wenn ich meine Augen geschlossen hatte, so spürte ich, dass es Max ebenso erging.
Der ganze Ort wurde gespeist in lichtvolle Energie... sie flutete mich... und ich spürte, wie mich die Zuneigung zu diesen zwei Menschen fast schmerzlich durchdrang...
Sahars Melodie drang ungefiltert in mich ein... und ich bemerkte, wie Tränen meine Augen fluteten... für einen Moment kam ich mir albern vor, aber ich konnte nichts dagegen tun, also ließ ich sie einfach kommen... wischte sie nicht fort... jetzt würde ich alles zulassen, was auch immer kommen mag...