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Bisher ohne Titel

*****dia Frau
24 Beiträge
Themenersteller 
Bisher ohne Titel
Mich würde interessieren, was eure Eindrücke sind, was auch immer euch dazu in den Sinn kommen mag... Und auch wie ihr die Geschichte deuten würdet... Ich würde mich auch über einen Titelvorschlag freuen, da mir bisher kein guter eingefallen ist....


Was ich an ihm liebte, war nicht sein Charakter (ich kannte ihn eigentlich gar nicht). Es war dieses Desinteresse. Nicht mir gegenüber - er mochte mich und mochte es mich alles mögliche zu fragen. Wir quatschten über Gott und die Welt, es war Small Talk, aber so nach und nach erfuhren wir dadurch dennoch eine Menge übereinander. Es war sein Desinteresse, sich mit meinen Motiven zu befassen. Denn ich war eine kühle Person und jeder Mensch fragte sich (und zu meinem Bedauern auch oft mich), warum ich immer so ernst schaue, warum ich so melancholisch sei, was diese Traurigkeit in meinem Gesicht suche, was sie bedeutete und so weiter. Er deutete mich nie. Er nahm mich an wie ich war und... nahm mich einfach. Ja, wir hatten ständig Sex. Das war die einzige Ebene echter Kommunikation zwischen uns. Und vermutlich auch die einzige Ebene, auf der ich mit einem Menschen überhaupt so gut kommunizieren konnte. Ohne diese Coolness dazwischen. Eine, die man natürlich nicht überwindet, indem man einander ständig fragte, warum man denn so verschlossen sei. Oder zwanghafte Versuche mich durchs Gespräch aufzutauen, mich zu ändern. Diese Nichtakzeptanz nervte. Er aber akzeptierte und stellte keine Fragen. Wenn wir uns trafen, lächelte er gleich von weitem. Er freute sich, ich lächelte auch, freute mich auch ein wenig, aber lächelte auch aus Verunsicherung. Er lehnte meist lässig gegen die Hauswand der Haltestelle, an der er auf mein Erscheinen wartete. Und auch während ich auf ihn zulief, lehnte er noch lässig und eben lächelnd weiter. Keine Regung ansonsten. Und auch von mir keine. Ich stellte mich plump vor ihn, unfähig, eine passende Begrüßung zu wählen. Ich sagte „hi“, und er sagte auch „hi“ und nach ein paar Sekunden Spannungsmoment, neigte er seinen Kopf zur Seite, streckte seine Arme nach mir aus und zog mich an sich heran. Er knutschte mich einfach ab. Das war schon beim ersten Treffen so gewesen. Und ich war damals wie auch heute noch ganz erstarrt dabei. Ich könnte auch nicht sagen, dass es vor Aufregung war, dass ich eher implodierte als explodierte. Nein, vielmehr empfand ich dabei einfach nicht viel und hatte gar nicht die Lust ihn so zu küssen. Aber ich machte mit und er beschwerte sich gar nicht. Er bemerkte meine Distanz bestimmt, aber sie störte ihn nicht. Eben aus Desinteresse. Das fand ich sofort toll. Er ließ mich damals wieder los, lächelte erneut und führte mich dann diese Straße entlang. Die Straße zu seiner Wohnung, wo wir sofort Sex haben würden. Auch das wollte ich eigentlich nicht, aber er ließ sich nicht beirren. Ich wehrte mich sogar, und er wehrte mein Wehren ab. Wir landeten im Bett. Ich hatte irgendwann aufgegeben. Auf mein Herumfuchteln folgten mich fest haltende Hände, auf mein Beissen reagierte er mit starken Ohrfeigen und auf ein „nein, ich will nicht!“ reagierte er gar nicht. Wow. Das war faszinierend. Ich erforschte sein ganzes Reaktionsspektrum. Seine Bewegungen waren immer so rasch, präzise und dabei ganz intuitiv. Actio und reactio. So einfach, und ich wusste, aus dieser Situation käme ich nicht mehr unpenetriert heraus. Und ich fand das okay. Wahrscheinlich fand ich es mehr als nur okay. Denn wir hatten wirklich immer Sex und es gab immer Sekunden, in denen ich hätte die Flucht ergreifen können. Aber ich tat es nicht. Stattdessen kam ich immer wieder.

Er war 16 Jahre älter als ich, lebte alleine, irgendwo am Ende da dieser düsteren Straße. Und sein Gesichtsausdruck war auch düster, man konnte nichts aus ihm lesen. Trotzdem war da oft ein Lachen im Gesicht. Es passte eigentlich nicht, es sah irgendwie pervers aus, wirkte aber authentisch und gar nicht aufgesetzt. Ich mochte es.

Irgendwann gab es eine Krise. Denn ich kam auf die Idee – die doch tatsächlich allmählich zu meiner Überzeugung heranwachste – dass es sich hierbei um Vergewaltigung handle. Ich zeigte ihn an. Und ich gewann ohne Umstände. Selbst im Prozess lächelte er noch, und suchte immer meine Blicke und ich lächelte heimlich zurück. Ich dachte, wenn das alles rum ist, komme ich wieder vorbei. Ans Ende der Straße.
Sein Anwalt handelte eine gute Strafe aus: viel Geld, wenig Jahre. Die Hälfte davon in der Psychiatrie. Wegen guten Benehmens sehr frühe Entlassung.

Ich zählte dabei die Jahre und dann tat ich es. Ich rief an und kam wieder. Doch diesmal lehnte er nicht lässig an der Wand. Er lehnte gar nicht, denn er erschien nicht. Er war nicht da. Ich tippte auf Verspätung, oder auf Rache, wegen dem Prozess. Er ließ mich warten. Daher lehnte ich nun, und wartete selbst lässig. Doch ein paar Sekunden nur, als mein Blick durch die Gegend schweifte, da sah ich ihn. Er stand am Ende der Straße, so schemenhaft in der Dunkelheit. Es war definitiv er. Ich lief auf ihn zu. Lächelte er? Ich konnte es nicht sehen. Ich lächelte vorsichtshalber. Wollte nicht, dass er denkt, ich wäre über den Prozess oder die ungewöhnliche Verschiebung unseres Treffpunkts erbost. Ich stand dann direkt vor ihm, und sah, ja, er lächelte auch. Da war ich erleichtert. Er knutschte mich, ich war wie gewohnt unbeteiligt. Er führte mich den restlichen kurzen Weg der Straße entlang und schloss die Wohnung auf.

Und alles war normal. Es verlief wie immer. Ich war darüber ungeheuer beruhigt und in dieser Ruhe wuchs meine Liebe zu ihm noch ein Stückchen mehr. Wir trafen uns jetzt wieder regelmäßig.
******ier Frau
38.755 Beiträge
*panik*

Vergewaltigung?

*umfall*

Joyclub-Regeln?
****orn Mann
11.967 Beiträge
Ambivalente Geschichte
ich finde auch, der Part mit der Vergewaltigung, dem Prozess, der Strafe passt überhaupt nicht.
Ansonsten ist die Geschichte nämlich gut geschrieben, feine Bilder gezeichnet, auch düstere, es liest sich flüssig und in einem durch.

Viel Sex, immer wieder... alles wunderbar, doch dann dieser break. Verstehe ich auch nicht wirklich. Wieso Vergewaltigung, wenn doch alles so gut lief? *gruebel*

Und @ Wolfsgier.... die Vergewaltigung ist hier ja nur am Rande erwähnt, als eine Begebenheit, und sie ist nicht Teil einer detaillierten Szene, insofern Regelkonform, aus meiner Sicht.

Dass sich daraus eine erneute "Beziehung" entwickelt und so weiter, will mir allerdings auch nicht in den Kopf, und damit bezeichne ich die Geschichte als "etwas wirr", oder wie der Titel dieses Kommentars sagt, ambivalent.
sie steht darauf, Opfer zu sein
...das fällt mir dazu ein. Dass sie es mag, dass er schlecht mit ihr umgeht. Wahrscheinlich passt das zu ihrem Selbstbild.

Ich finde die Geschichte nicht wirr, jedenfalls nicht, was das Verhalten der Ich-Erzählerin angeht. Das ist für mich nachvollziehbar. Auch die distanzierte Art der Schilderung der Vorgänge in der Hauptperson passt stilistisch haargenau, sie will ja nicht über ihre Gefühle reden. Will wahrscheinlich auch nicht darüber nachdenken. Will sie wahrscheinlich lieber gar nicht spüren.

Unklar bleibt für mich, warum ER sich nach Prozess und Verurteilung wieder auf die selbe Art Beziehung einläst und auch, ob im Prozess die Tatsache dass sie sich immer wieder mit ihm getroffen hat, gar keine Rolle spielte bzw warum er dennoch zu Freiheitsentzug verurteilt wurde.
Titelvorschlag
Der Täter
*****dia Frau
24 Beiträge
Themenersteller 
Danke schonmal für die Antworten!
Den Titelvorschlag "Der Täter" finde ich nicht so gut, weil er nicht von der Ich-Erzählerin stammen könnte und vorallem auch dem Leser von Anfang an zu viel verrät und auch zu der einen Deutung zwingt, die man nicht unbedingt machen muss.
Ein Bisschen habe ich das Gefühl...
... als sei diese Geschichte nicht ausschließlich erfunden... das ist schon so verdreht, dass es real erscheint; toll

nenne sie doch "das Karusel" oder, also je nachdem, wo oder wie sie veröffentlicht wird, "Karusel der Lust"

*mrgreen*
****orn Mann
11.967 Beiträge
Spontan
fällt mir ein: Gezeitenstrom.
Weil ich beim Lesen auch immer das Gefühl von Ebbe und Flut hatte, ein hin und her von Gefühlen, Empfindungen und Ansichten. Doch der roten Faden, der"Strom" ist die Protagonistin.
Kalte Liebe

Mir gefällt die Art der Erzählung. Die Geschichte scheint vielleicht wirr, ist für mich jedoch klar und passt zu der beschriebenen Kälte, die allerdings nur äusserlich scheint. Wäre interessant, ob dies in der Fortführung bestehen bleibt. Doch das ist eine andere Geschichte... die in meinem Kopf *zwinker*
"Angst vor .... dem Alleinsein und vor echter Nähe, vor eigenen Entscheidungen, vor dem ernsthaften Versuch glücklich zu werden" ..... vielleicht ein etwas langer Titel?

Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, irgendwann kannst Du die Augen nicht mehr verschließen und wirst den Ollen nicht mehr über Dich drüber rutschen lassen können.... the day will come, better sooner than later... Er kann Dich und Deine wirkliche Identität zwar ewig ignorieren, nicht aber DU.

Bloß weil man kaputt ist, braucht man nicht noch jemand der zehn mal kaputter ist...
Bzw. nur wenn man die langsame Zerstörung bevorzugt, statt der langsamen Heilung....
*****dia Frau
24 Beiträge
Themenersteller 
Redest du mit der Ich-Erzählerin oder mit mir?
@****tzi

Du missverstehst da was!
noch eine Titelidee
The Shortest Distance
*********ughts Mann
288 Beiträge
Der Titelvorschlag von Ulysses_Bloom gefällt mir ganz gut. Mir kam beim Lesen noch "Emotionless Love" in den Sinn.
*******ller Frau
6.148 Beiträge
Das mit den Titeln ist immer so eine Sache.
Das mit den Titeln ist immer so eine Sache. *g*

Willst du dem "Kind" nur einen Namen geben?


.....oder geht es um mehr?

So ein Titel hat ja auch einen Zweck.

Landet die Geschichte in einer privaten Sammlung? (deshalb die Frage: dem Kind nur einen Namen geben)

Oder soll sie vertrieben werden?

Wenn ja in welcher Form?
z.B. innerhalb einer erotischen Geschichtensammlung vieler anderer Schreiber, dann ist sie ja quasi schon in einem Themenpool und du kannst den Titel etwas weniger Themen-bezogen wählen *g*

oder autark ?....wenn ja: WEN will ich locken? (wer springt wie auf welchen Titel an)


klar klingen die engl. Titel modern.....aber...soll es denn im engl. sprachigen Raum vertrieben werden? *g* (kleiner Scherz)

oder.....
Willst du rausfinden, was wir für unterschiedliche Gedankenwege beim Lesen dieser Geschichte gegangen sind und lässt uns diesen Gedanken (unsere Interpretation) nun mit einer Titel-Zeile beschreiben ? *zwinker*


Wie sieht denn dein Titelentwurf aus?

Ich überlege übriges immer noch.
Mit keiner Idee war ich bisher länger und vollständig zufrieden. *g*
Deshalb habe ich dir auch noch nix gesagt. *zwinker*



LG
*****dia Frau
24 Beiträge
Themenersteller 
Die Story ist nur für den Privatgebrauch
Aber was spielt das schon für eine Rolle? Normalerweise kommt einem irgendwann einfach so ein guter Titel - und wenn man damit zufrieden ist, erfüllt er wahrscheinlich auch seine notwendigen Funktionen^^ "the shortest distance" hat mir bisher noch am besten gefallen, wobei ich selbst noch gar keinen Vorschlag habe. Bin mal gespannt auf dein Idee, Cheri.

Ich bin ja trotzdem generell der Meinung Titel sollten unprätentiös sein. Nicht zu tiefsinnig, dann lieber eher abgedroschen. Trotzdem dürfen sie clever sein, z.b zunächst simpel klingen, aber nach dem Lesen denkt man sich "ohhh" oder auch "hää?". Sowas find ich auch gut.
****orn Mann
11.967 Beiträge
Englische Titel
schrecken mich persönlich eher ab, egal ob es modern ist oder nicht.
man könnte auch die deutsche Version nehmen
"Die kürzeste Entfernung".

Aber die englische Version des Spruches "a smile is the shortest distance between two people" erscheint mir verbreiteter.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Wenn schon ein englischsprachiger Titel, dann würde ich eher "Shortest Distance" wählen, also den Artikel weglassen.

Doch ansonsten bin auch ich ein entschiedener Gegner dieser immer mehr um sich greifenden Anglizierung bzw. Amerikanisierung. Es lässt sich bestimmt ein guter und passender deutschsprachiger Titel finden.

Aber ich halte die Geschichte, die hier vorgestellt wurde, für weit spannender und interessanter als einen guten und passenden Titel zu finden; sie enthält meines Erachtens nämlich ziemlich viel Zündstoff und kann einem, wenn man sich darauf einläßt, schon an die Nieren gehen ...

(Der Antaghar)
*****oso Mann
42 Beiträge
¡Átame!
An den Film mit Victoria Abril und Antonio Banderas in den Hauptrollen musste ich als erstes denken... die Geschichte ist nur auf faszinierende Weise verstörender.
Ein guter Titel fällt mir aber auch nicht gerade ein.

Ein Unendlichzeichen vielleicht...
Die Geschichte schmeckt mir...
...nach Lakritze, riecht nach Terpentin, sieht aus wie ein voller Aschenbecher (nicht abwertend verstehen) und hört sich an wie Heavy Metal. Daraus ergeben sich meine Vorschläge für den Titel:

1. Lakritze
2. Weicher Lack
3. Kalter Rauch
4. Drahtseil


"Lakritze" finde ich am besten!

Englisch als Sprache ist zu "arm" für den Titel dieser Geschichte. Auch wenn Shakespeare mich aus dem jenseits verflüchtigen, hoffe ich auf etwas Unterstützung von Schiller😁

Die Geschichte haut echt gut rein! Respekt!
korrektur
Es sollte verflucht heißen
****gon Mann
369 Beiträge
Titelideen von mir:

"Am Ende des Weges"

"Wie ein Magnet"

"Gefährliche Versuchung"

"Gleich morgen verlasse ich dich"


Irgendwie schwierig DEN richtigen zu finden. Ich persönlich finde den Mann in der Geschichte extrem unglaubwürdig. Auch ist für mich der Prozess unglaubwürdig, denn wenn es schon beim ersten Mal eine Vergewaltigung war, warum sollte das Opfer immer und immer wieder freiwillig hingehen? Welchen Beweis für eine Vergewaltigung hätte sie in einer solchen Situation, der vor Gericht Bestand hätte? Jeder Anwalt würde darauf hinweisen, dass SIE den Sex immer gewollt hatte und deshalb immer wieder hinging.

Deswegen ist die Geschichte nicht schlecht, aber mich persönlich stören solche Dinge *g*
******ier Frau
38.755 Beiträge
Auch ist für mich der Prozess unglaubwürdig, denn wenn es schon beim ersten Mal eine Vergewaltigung war, warum sollte das Opfer immer und immer wieder freiwillig hingehen?

Genau das denke ich auch. Deswegen war ich auch so schockiert über diese Geschichte.
muss man denn imner alles rationalisieren?😜
Also ich finde den Film "7 Psychos" total unglaubwürdig aber ich mag ihn sehr!
Genau so wie "Brügge sehen und sterben".
Ob hier manche Ereignisse metaphorisch für etwas stehen oder nicht weiß nur der Autor.

Außerdem kann sie auch sagen: "nur das letzte mal war eine Vergewaltigung"
****gon Mann
369 Beiträge
Muss man nicht... ich tu das aber *g* Und ist, wie gesagt, nur meine Meinung, die nicht "richtiger" oder "falscher" ist, als andere Meinungen. Dadurch wird die Geschichte auch nicht "schlecht", sondern entspricht nur nicht ganz meinem persönlichen Geschmack.

Ich bin auch einer, der im Kino mitzählt wenn eine Bombe einen Countdown hat. Und wenn dann die letzten 10 Sekunden über 2 Minuten dauern, dann "nervt" mich das. Da bin ich eigen *g*
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