Jetzt wirds ja doch nochmal interessant.
*****ess:
In meiner Beziehung war es so, dass ich mich nicht respektiert, geachtet, wertgeschätzt und unterstützt gefühlt habe. Es wurde alles irgendwie als selbstverständlich genommen.
Wie sehr habe ich mich mal nach einer liebevollen Geste, einer Umarmung, einem Kuss, einem liebevollen Wort gesehnt!
Ich denke, das ist ein Problem, dass nach meiner Beobachtung an die 50% aller Frauen in festen Beziehungen und Ehen in mindestens gelegentlichem Maße empfinden. Obwohl sich das vllt etwas naiv anhört, entspricht es doch der Wahrheit, wenn ich als Mann sage: Ich habe die Frau gefunden, die ich wirklich liebe. Täglich kann ich ihr das sagen, auf verschiedenste Weise und dennoch kann sie mir immerwieder vorhalten, ich hätte dies nicht getan für sie und jenes nicht, bis hin zu Äußerungen wie, dass ich meine Liebe ihr gegenüber nicht genug unter Beweis stellen würde und sie hat Recht damit. Das ist einfach ein Frauending, denn ich selbst würde niemals so etwas verlangen. Allein, dass ich sie an meiner Seite weiß, ist mir doch Liebesbeweis genug. Mehr brauche ich als Mann nicht.
In irgendeiner Weise ist das eine Fehlkonstruktion im Naturgefüge der Beziehungen. Ein vernünftiger Grund dafür fällt mir auch nach längerem Nachdenken nicht ein.
*****ess:
Da reicht es oftmals, wenn im Bett alles läuft, dann ist die Welt für sie gut und schön und dann gibt es für sie auch keine weiteren Probleme.
Kurz: Zu pauschal. Man könnte diese Aussage sogar als sexistisch bezeichnen. Ein kleines autobiographische Gegenbeispiel sei mir gestattet. In einer vergangenen Beziehung war ich derjenige, der keinen Sex mehr wollte und damit meine Partnerin regelrecht in die Verzweiflung trieb. Die Beziehung an sich schien für mich dennoch zu jedem Zeitpunkt intakt, war sie aber ganz und gar nicht, aus verschiedenen Gründen, die ich jetzt nicht näher benennen möchte. Die Meinung, dass Sex nicht notwendig ist, für mich wie für niemanden, um eine funktionierende Beziehung zu führen, werde ich aber wohl bis zu meinem Ende beibehalten und mich gerne immerwieder aufs Neue mit Menschen streiten, die diesem Irrglauben weiter aufsitzen. Gerade hier dürften das ja einige sein! Irgendwer war der Meinung, es sei eine gute Idee, wenn wir Menschen in der Lage wären, unser Verhalten zu reflektieren. Wenn ich das nun tue, ist einer der ersten Schlüsse, die ich ziehe der, dass Sex nichts überlebensnotwendiges ist, sondern nur eine mehr oder minder spaßige Beschäftigung, genauso wie Biertrinken oder Fußballspielen mit Freunden, um noch ein paar Geschlechterklischees zu bedienen. Als solches ist er schlicht und ergreifend ersetzbar.
Das scheinen viele Frauen auch unterbewusst zu erkennen und suchen sich dann, wenn die Spannung mit dem langjährigen Partner etwas abgeflacht ist, Ersatzbeschäftigungen wie den wöchentlichen Yogakurs, Töpfern, einen Chor oder sonstiges, um kreative Energie in sozialem und/oder körperbewussten Kontext herauszulassen. So zumindest meine Beobachtung, steinigt mich ruhig dafür, ich werde es überleben.
*****ess:
Ich denke, es ist auch kein Zufall, dass man überwiegend Frauen in psychologischer Beratung/Behandlung bzw. in psychiatrischen Kliniken vorfindet und kaum Männer.
Ist ja auch modern, in psychotherapeutischer Behandlung zu sein. "Ach, meine Kindheit war ja so schwer." Frauen sind bekanntermaßen tendenziell modebewusster als Männer (haben einfach mehr #SWAG). Vllt liegt auch genau darin die Ursache für dieses gesellschaftliche Kuriosum. Eine provokante These, die aus Wut über ein vollkommen antiquiertes Rollenbild, das diese deine Aussage neben anderen suggeriert, entstanden ist.
*****ess:
"... dass Frauen in Sachen Sex meist zufriedener sind als Männer.
Mit der Beziehung allgemein scheinen dagegen Männer zufriedener zu sein."
DAZU kann man einiges sagen. Wirklich einiges. Ich versuche es mal.
These 1: Frauen sind deswegen selten unzufrieden mit ihrem Sexleben, weil sie häufig erst durch Zufall und eher in der zweiten Lebenshälfte erfahren, was guter Sex eigentlich bedeutet. Genau deswegen fällt es auch leichter, ganz darauf zu verzichten.
These 2: Viele Frauen der Moderne suchen ein Optimum, streben das höchste, oft unerreichbare an, statt sich mit dem gegebenem zufrieden zu geben, das nunmal selten perfekt ist. Als Indikator und kleinen Beweis dafür ziehe ich die steigenden Zahlen der Studentinnen im ersten Semester heran, die schon jetzt die der jungen Männer in sehr vielen Studiengängen deutlich übersteigt. Karriere. Geld. Familie. Glück. In dieser Reihenfolge wird heute gedacht. Wenn der männliche Part nicht mitspielt, nicht gut zuredet, nicht selbstlos unterstützt, wird eben ein Schlussstrich gezogen, Ersatz gibt es ja genug.
These 3: Männer sind genügsamer. Man könnte es als Faulheit, als verringerten Ehrgeiz, als Müßiggang und als genussorientiertere Lebenseinstellung betrachten. Aber es hat doch auch Vorteile: Man ist mit weniger zufrieden, kämpft nicht gegen Windmühlen und kann auch kleine Freuden besser würdigen.
These 4: Frauen brauchen um jeden Preis Bestätigung. Dies ist für mich ein Phänomen der modernen kapitalistischen Gesellschaft mit Barbie-Ideal und Talent-Shows im Prime-Time-TV. Auf jeden Fall ist dies auch sehr stark mit These 3 verknüpft. Woran werden Frauen gemessen, woran Männer? Woran messen sie sich selbst?
Soviel erstmal dazu. Mir fällt noch einiges mehr ein, aber erstens ist es spät und zweitens habe ich schon genug Anlass gegeben, mich wegen Offtopicismus zu sperren.