Ist der Geburtenrückgang eigentlich schlimm?
Hallo Cerberus und die übrigen Autoren sowie Leserinnen und Leser:
Zur Ausgangsfrage mal ein eine grundsätzliche Anmerkung: Mir ist aufgefallen dass bei GMX aber auch AOL, WEB etc. sowie auch in der Presse immer wieder emotionalisierte Themen regelrecht "aufgerissen" werden, wobei schon des öfteren die Fragestellungen und Aussagen in eine einseitige Richtung zielen!! Da kann man sich nicht wundern, wenn die Meinungen dazu auch so einseitig ausfallen, wie die Argumente, die vorher als Inhalt eingestellt wurden. So eine Meinungsmache finde ich nicht hilfreich, um etwas daraus zu lernen oder der Wahrheit auf die Spur zu kommen.
Familienpolitik oder Egoismus:.... Ja, das ist eine zu enge Alternative: Dieses Forum hier hat doch anschaulich gezeigt, wie tiefgehend wir uns mit der individuellen Entscheidung befassen und welche Vielfalt von Kriterien da eine Rolle spielen!!! Das Thema hier finde ich ganz große Klasse und danke allen Beitragenden! Dieses Forum hat mir deshalb viel mehr Stoff gegeben, als die Internet-Frage bei GMX.
Einseitige Argumente wie Preissteigerungen... Männer, die keine Verantwortung mehr für die Familie übernehmen wollen? ... Das reicht nicht!
Love4eva hat z.B. am 7.10.07 hat mögliche Gründe für die sinkende Geburtenrate sehr schön zusammengefaßt. Danke.
Es gibt am Thema den "statistischen" Teil und die Frage der individuellen Lebenssituation.
Es ist aber keine Sache ALLEIN nur von der aktuellen Poliltik oder ALLEIN der einzelnen, ganz individuellen Entscheidung: Es gibt einen historisch ableitbaren LANGFRISTIGEN Trend in Deutschland zu kleineren Familien (z.B. durch die Einführung der Altersrente seit Bismark begünstigt! Auflösung der Großfamilie.. dafür Seniorenheime... ),
es gibt MITTELFRISTIGE Entwicklung (20 bis 30 Jahre) wie Nachkriegs-Babyboom, Pillenknick... mit weniger Kindern der gar nichts mit dem aktuellen politischen Geschehen zu tun hat..
und natürlich die ganz aktuellen Tagesereignisse. .. so wie manche von uns der 11. September ein Schock gewesen ist oder die Steuerpolitik/Preissteigerung/Kindergartensituation/Schulpolitik sich kurzfristig auf aktuelle Planungen auswirken können für diejenigen, die gerade in der Kinderwunsch-Phase sind.
Es gibt sehr viele gute Informationen dazu auch beispielsweise bei Wikipedia unter Stichworten wie
• Geburtenziffer
• Bevölkerungsrückgang
• Pillenknick
• Fertilitätsrate
Sehr lesenswert!
Ich selbst frage mich ja schon seit meiner Jugend, was an einem Bevölkerungsrückgang denn so schlimm sein soll ?! Umweltverschmutzung, Ölverbrauch, Staus, Wohnungsnot, dichtes Gedrängel in den Ballungsräumen und dazu Ausbildungs- und Arbeitsplatzmangel nehmen mit sinkender Bevölkerung auch wieder ab. In meiner Jugendzeit gab es noch rund 60 Mio. Einwohner bei uns, also gut 20 Mio. weniger als derzeit. Warum wäre es so schlimm, wenn es wieder weniger würden? Zumindest hätte ich da weniger Befürchtungen zur Lebensqualitität, als wenn es dann 120 Mio. auf derselben Fläche wären!
OK. Der Ausländeranteil wird sowieso dramatisch zulegen, weil die Geburtenrate unterschiedlich ist. Aber ist das denn schlimm? Deutschland war schon immer von Wanderbewegungen geprägt.
In meiner Kindheit in einer Großstadt konnte ich noch frei auf Äckern und Wiesen in der Nähe unserer Wohnung spielen, die schon in den 1970er Jahren alle zugebaut oder betoniert wurden! Das Leben in der Großstadt wurde über diese Jahre immer kinderfeindlicher. Offene Kinderspielplätze mit ganz engen Öffnungszeiten.. ! In meiner Jugendzeit gab es dass noch nicht!
In meiner Studentenzeit habe ich die "Grenzen des Wachstums" gelesen; ein Thema, dass so manche Menschen auch in meinem Umfeld zu einer kritischen und bisweilen weniger optimistischen Sichtweise gebracht haben mag. Kann sein, dass sowas auch eine Grundeinstellung prägt. Bei mir war das zunächst so! Ich dachte mir, dass ich an der Überbevölkerung keine Schuld auf mich laden möchte.
Naja, es gibt Menschen und vor allem Männer, die die Entscheidung für oder gegen Kinder mehr vom Kopf her überlegen.
Immer spielen aber auch Emotionen oder auch Erfahrungen eine Rolle.
Wenn man den richtigen Lebenspartner hat, wird ein Mann möglichweise auch gegen seine Kopfprinzipien entscheiden! Das ist auch ok so.
Kopfprinzipien gibt es auch in anderer Richtung: Ist es nicht auch Egoismus mit so Aussagen zu argumentieren wie :
• Um seine Gene weiter zu geben?
• Um mal einen Erben für das Haus zu haben?
• Oder so abstrakt: Um die Fakel des Lebens an die nächste Generation weiter zu geben?"
Ist es bei Frauen nicht auch Egoismus, wenn sie sich gar keine Gedanken vorher machen, sondern "den Dingen ihren Lauf lassen??".. oder den Mann besser an sich binden wollen ?!?!?
oder mit der "biologischer Uhr" argumentieren: Ein Kind muss JETZT her oder es geht gar nicht mehr, koste es was es wolle!
Es ist schwer, wenn man einen unerfüllten Kinderwunsch hat!!! Das trägt schwer und kann einen Menschen krank machen! !
Ich verurteile das hier ganz und gar nicht. Ganz im Gegenteil!!
Dazu steht ja auch sehr viel im Internet.
Gelegentlich gibt es diesen Kinderwunsch auch bei Männern..
Ich selbst habe meine anfänglich pessimistische Grundeinstellung im Laufe der Jahre geändert, als ich eine Frau kennen gelernt hatte, mit der ich mir eine Familie (Familie ist immer MIT Kindern) vorstellen konnte und so bin ich dann im Ergebnis doch Papa geworden. Danach wurde mir aber auch überdeutlich:
Es ist heute für Frauen schwer geworden, die vielen Anforderungen an eine Familie zu erfüllen. Wer als Frau den Beruf "Hausfrau" wählt und sich alleine auf die Kindererziehung konzentriert wird gelegentlich sogar von anderen Frauen kritisiert (hättest doch Karriere machen können? Warum hast Du so lange die Schule besucht, wenn du jetzt nur noch zu Hause bist... !)
Als Mann zu Hause zu sein.. !!? Was wohl die Freunde dazu sagen? Ein paar Jahre als Mann zu Hause: Im Beruf bin ich dann "draußen"! Der Zug ist dann für immer abgefahren!
Mit Kraft kommt man aber auch dadurch. Aber, evtl. braucht man auch Unterstützung.
Die Frage FÜR ein Kind, sollte für mich immer mit dem Herzen und mit und in einer Beziehung geklärt werden.
Denn, als Mann ist das rein vom Kopf her die "eine" Sache, aber die Wirklichkeit die Andere! Ja, die Frage für einen Menschen hat gar nichts mit Geburtenrückgang oder sonst einem theoretischen Kalkül (als abstraktes Thema) zu tun.
Wenn ein Kind Papa/Mama sagt.. ist die Welt schon sehr eine Andere geworden.
Kinder geben Impulse und man kann auch mal Spass haben: Überzogene Euphorie mit Argumenten wie "Kinderglück" sind aber nichts wirklich Tragfähiges und schon gar kein Kit für eine wackelige Beziehung. Kindererziehung ist nach aller Erfahrung eine anstrengende Sache, die auch die Beziehung der Eltern über viele Jahre prägt. Viele Jahre dreht sich ja alles um das Kind/die Kinder! Z.B. wer fährt es zum Sport.. oder Kinderarzt..
Kinder brauchen eine solide Beziehung. Sie brauchen Vater und Mutter .. und nicht nur für ein paar Monate oder Jahre.. sondern bis sie Erwachsen sind! Bei manchen Kindern dauert dass länger als bis 18.
Aus Sicht der Kinder sind junge Eltern wünschenwert, von denen die Kinder viele Jahre etwas "haben".
Aus Sicht der Arbeitgeber sind Kinder unökonomisch und teuer. Und Papa/Mama sind immer etwas mehr angestrengt als Singles.
Nur aus Sicht der "Gesellschaft" ist Kinderlosigkeit eine Bedrohung, weil ja 100 Jahre später dann keiner mehr da ist.