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Mit der Frage, was die Wahrheit ist und was nicht, komme ich z. B. bei einem von mir selbst verursachten Verkehrsunfall mit Schwerverletzten nicht klar. Oder darf ich dann einfach weg gehen, keinem helfen - nur weil mir meine eigene innere Wahrheit sagt, dass ich ihn gar nicht verursacht habe und auch keiner im Sterben liegt? Und dass es nun mal keine absolut gültigen Vereinbarungen bzw. Regeln gibt und letztlich auch keine endgültige und absolute Wahrheit?
Selbstverständlich darfst du einfach weggehen, nur darfst du dann mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass du in den Bau wanderst, wenn du nicht für den Rest deines Lebens auf der Flucht sein willst. Damit solche Dinge nicht passieren gibt es das Gesetz. Die meisten Menschen würden natürlich nicht einfach so weiterlaufen, als wäre nichts gewesen. Sie würden zu den Verwundeten eilen und ihnen helfen, genau so wie ich. Ich würde das aber nicht tun, weil irgendwo über mir im Kosmos eine absolut gültige Wahrheit erscheint, die das verlangt, sondern weil ich so bin und es auch ohne Gesetz so machen würde. Es gibt Menschen, die würden einfach weitergehen, wenn es kein Gesetz um sie herum geben würde. Das Gesetz ist aber keine Wahrheit, sondern eine festgelegte Maßnahme, damit wir uns nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen. Du hast einen Menschen überfahren - das ist Tatsache. Der Mann ist fremdgegangen - das ist Tatsache. Eine mächtige Regierung hält sich an die Regeln, aber nur so lange, wie es für sie vorteilhaft läuft.
Die Regeln werden meistens so lange eingehalten, bis man sich sicher genug ist und sich stark genug fühlt, diese zu brechen, weil man eigentlich ja ganz andere Pläne hat oder ein ganz anders gestrickter Mensch/Apparat ist oder plötzlich erkennt, dass da noch mehr geht.
Es geht nicht darum, ob man die Tatsache des Aktes als solchen nicht anerkennt, weil er irgendwie nicht wahr ist...völliger Schwachsinn...sondern darum, dass aufgestellte Regeln oder Versprechen ein Scheinkonstrukt sind, also nicht die Wahrheit, das wie eine Seifenblase platzt, bis es keinen Grund mehr gibt sich an diese zu halten, um dann seiner Wahrheit Ausdruck zu geben. Von diesem Punkt an tritt das wahre Gesicht eines jeden hervor, der bereit ist nach seinem Willen zu handeln, sich durchzusetzen, auszubreiten und auch Opfer in Kauf nimmt. Das ist die Wahrheit, die absolut reinste und konsequenteste Wahrheit, die jedem innewohnt. Nur, ob man sein wahres Wesen herauslässt, ist eine andere Frage.
Bruce Lee´s berühmter Satz "kein Weg als Weg, keine Grenze als Grenze" bedeutet genau dies, jedenfalls nach meinem Verständnis. Um sich selbst zu entfalten, muss man zwangsläufig seine Grenzen neu abstecken und Mauern falscher Wahrheiten, Illusionen und erdrückender Einengung des eigenen Gewissens und Verstandes, der seit hunderten Generationen durch beschränkte und opportunistisch handelnde Institutionen vergiftet wurde, zertrümmern. Wer wirklich bereit ist auszubrechen, um zu einem neuen Verständis zu gelangen, muss sich über veraltete Denkmuster hinwegsetzen und sie abschütteln. So etwas kann aber auch extreme Angst einjagen, weil man seinen bekannten, gut beleuchteten Pfad verlässt und in den dunklen, unbekannten Jungle hintaucht.
Mein Beitrag war nicht nur philosophisch, sondern auch rational und wissenschaftlich. Bei Interesse kann man sich ja mal mit der Relativitätstheorie befassen. Seit der Erfindung der mechanischen Uhr, hat sich das Bild, welches Isaac Newton über die absolut über uns alle thronende Zeit hatte, in uns dermaßen festgesetzt, dass es EXTREM schwerfällt sich von dieser falschen Vorstellung zu lösen. Albert Einstein ist schon mit 16 Jahren an die Grenzen von Newtons Physik gestoßen. Und zur damaligen Zeit zweifelte Gottfried W. Leibniz Newtons Vorstellung der absoluten Zeit an, lieferte sich Briefgefechte mit ihm, aber unterlag schließlich, weil Newton wesentlich mehr Einfluss hatte. Somit hat sich diese falsche Wahrheit, auf Grund von Macht, durchgesetzt und ist immernoch in unseren Köpfen verankert.