Fremdgehen ist ja häufig eine Frage der Gelegenheiten und nicht des Charakters.
Nicht selten ist es so, dass der für das andere Geschlecht generell begehrtere Partner fremdgeht, weil er für das andere Geschlecht attraktiver ist (jünger, hübscher, Geld, Macht)oder im anfälligen Umfeld arbeitet wo es ein große Auswahl auch attraktiver williger Gegenüber gibt. Puff-Besuche zähle ich in diesem Kontext mal nicht zum typischen Fremdgehen.
Der Betrogene wird durch das Fremdgehen nicht nur mit dem Vertrauensbruch innerhalb einer auf Exclusitivität basierendeen Beziehung oder Ehe konfrontiert, sondern häufig auch mit dem Problem seiner Unzulänglichkeit als erotisches Wesen (kann objektiv aber auch nur subjektiv sein) und damit mit der Frage, das Ganze zu schlucken oder Trennung mit längerem Alleinsein und möglichen großen Existenz tangierenden wirtschaftlichen Folgen. Da wird nicht selten ein ungleiches Machtverhältnis innerhalb des Paares schmerzhaft bewusst gemacht.
In meinem Umfeld ist (Puffbesuche ausgenommen) immer der in einer Beziehung fremd gegangen, der die deutlich größere Anziehung auf das andere Geschlecht hatte und der hatte immer auch die größere Macht, selbst wenn der andere das Geld hatte.
Ich selber war als der im obigen Sinne Unterlegene jüngst auch von einem massiven anhaltenden Ehebruch verbunden mit Schwangerschaft und Abtreibung betroffen, die ich nur herausfand, nachdem ich klamm heimlich während ihres Tiefschlafes ihre Tasche durchsuchte. Ich bot ihr an zu verzeiehen und schlug einen Neuanfang vor, sie wollte den Typ aber nicht total aus ihrem Leben streichen, so dass ich dann doch die Reißleine zog, um nicht selber zugrunde zu gehen.
Was die beschworene Kommunikation angeht, bevor das Kind in den Brunnen fällt. Ich plädiere dafür und postuliere es vor Beginn einer jeden Beziehung:" Reden, Reden, sich melden, wenn der Schuh irgendwo drückt." Immer zustimmendes Nicken aber wenn dann der Schuh wirklich mal drückte:
Meine leidvolle Erfahrung: Die meisten waren nicht bereit oder nicht in der Lage, über die wirklichen Kerne der Problemen, das Eingemachte zu reden, meist um sich nicht selbst zu entblößen und unliebsame nicht selten geheim gehaltene Wahrheiten preis geben zu müssen. Zu eigenen Fehlern stehen können zudem nicht all zuviele Mitmenschen. Es wird dann lieber die Kommunikation von einer Seite ganz verweigert oder es folgen Schuldzuweisungen.
Wäre das Fremdgehen für den Betrogenen auch dann noch ein solch großes Problem, wenn auf ihn selber an jeder Ecke genügend attraktiver Ersatz für den Fremdgänger schon warten würde ? Dh. die Austauschbarkeit des Fremdgängers leicht in der Realität umsetzbar wäre ? Wäre dann die Verlustangst gleich groß ?
Ist der Wunsch nach Exklusivität innerhalb einer Beziehung bei vielen nicht auch in der begrenzen Verfügbarkeit von für einen attraktiven alternativen Sexpartnern begründet ?
Die Angst, etwas zu verlieren (das gilt mit allem) ist um so größer, je weniger sich gleichwertiger Ersatz auftut.
Würde man das ganze Fremdgehen gesellschaftlich lockerer sehen, wenn jeder unbegrenzte Möglichkeiten hätte, sich einen den Vorstellungen entsprechenden Sexpartner jederzeit und überall zu "greifen" ? Wäre dann nicht allseitige Promuskuität das angesagte Lebensmodell ?
Mal provokative Fragen, noch keine Thesen.
Das Sex in unserer sexualisierten Welt (außerhalb des Pay-Sexes ) LEICHT verfügbar ist , gilt hier in Mitteleuropa nur für eine Minderheit, dh. im Wesentlichen junge attraktive Frauen und Männer.