Liebe ist nur kuschelig?
Im Gegenteil, hinzugehen und zu konstatieren, dass man eben nicht monogam leben kann (ich behaupte das Wort "möchte" trifft es besser), das ist für mich einfach nur egoistisch.
Und wenn der Partner das auch noch deutlich sagt, dass es ihn verletzt, wie kann man dann einfach so darüber hinwegsehen? Mit Liebe hat das für mich nichts zu tun.
"Egoismus" und "verletzen" werden in meinen Augen zu Unrecht so kategorisch geschmäht. Erkennt ein Partner, dass er nicht monogam leben möchte, dann ist es ein Zeichen der Achtsamkeit sich selbst gegenüber, sich das zunächst mutig selbst einzugestehen, und ein Zeichen der Achtsamkeit dem Anderen gegenüber und des Mutes, dies auch offen mit ihm zu besprechen.
Egoismus kann gesund und achtsam sein. Unterdrücken von polygamen Bedürfnissen, ja, das kann edel klingen, und es gefällt Anderen sehr gut an einem, doch kann es mich krank machen und die Beziehung unterschwellig vergiften. Egoismus achtet darauf, dass es einem wichtigen Menschen gut geht, nämlich mir. Das gefällt der Umwelt nicht immer, und darum braucht offen gezeigter Egoismus auch Mut.
Gehe ich achtsam mit mir selbst um, erhält auch mein Gegenüber die Möglichkeit, dies mit sich selbst zu tun. Mein Partner weiß dann, was
ich brauche, und nun kann er seine Bedürfnisse damit abstimmen (was bei Unterdrücktem nicht geht). Aber auch Verletzungen können nötig werden - sie tun weh, sind aber nicht per se
böse. Bildlich gesprochen begeht auch ein Chirurg Körperverletzung, wenn der den Blinddarm herausoperiert, aber eine notwendige. Und so sind schmerzhafte Vorgänge beim Offenbaren von Bedürfnissen nicht zu vermeiden - aber nicht vorzuwerfen, sondern die Geburtsschmerzen neuer Chancen.
Egoismus und Verletzungen - doch, sie können aus Selbstliebe und Liebe nötig sein, wie ich meine.