Unsere Geschichte
Ich ( Sie) habe den Thread die ganze Zeit verfolgt und fand die verschiedenen Sichtweisen sehr spannend, da wir uns in unserer Beziehung durch das Fremdgehen verändert haben und nach Jahren uns dies gebeichtet haben.
Kurz zum Hintergrund:
Wir sind seit 13 Jahren ein Paar, die Liebe war in all diesen Jahren mal stärker, mal schwächer vorhanden. Nun ist sie so stark, wie nie zuvor.
Nach ca. 5 Jahren der Beziehung bin ich meinem Partner fremdgegangen.
Zum Betrug hat nicht, wie ich oft gelesen habe, der fehlende Sex geführt, sondern das Gefühl nicht wahrgenommen, nicht anerkannt und nicht begehrt zu sein.
Wir hatten immer ein regelmäßiges und erfüllendes Sexleben.
Die Gespräche haben vor dem Betrug stattgefunden, wir haben uns darüber ausgetauscht, was einem in der Beziehung fehlt.
Ich habe mich im Haushalt, Kindererziehung und Beruf gefangen gefühlt. Mein Mann hatte zu dieser Zeit die Möglichkeiten seine Freiheiten ( z.B. jedes Wochenende unterwegs zu sein) zu leben und ich habe für mich stark zurückstecken müssen.
Das war damals oft ein Thema in unseren Gesprächen.
Plötzlich tauchte ein Kollege auf, der Interesse an mir als Person gezeigt hat.
Wir haben viel gelacht und ich habe mich von seiner Aufmerksamkeit geschmeichelt gefühlt. Über diesen Mann habe ich mit meinem Partner zu dieser Zeit nicht gesprochen, obwohl mein Parter gefühlt hat, dass etwas im Busch ist. Da wir zu diesem Zeitpunkt allerdings monogam gedacht haben und alles andere eine Bedrohung für die Beziehung darstellte, kam ich gar nicht auf den Gedanken offen und ehrlich mit meinem Mann zu sein. Der Flirt mit dem Kollegen war es einfach nicht wert, meine Beziehung aufs Spiel zu setzen.
So kam es, wie es kommen musste und ich bin mit diesem Kollegen fremd gegangen.
Damals habe ich es für mich behalten, mir ging es sehr schlecht, ich habe mich elend gefühlt, meinen Partner so zu hintergehen. Ich konnte mir im Spiegel nicht in die Augen schauen und hätte am liebsten alles ungeschehen gemacht.
Seit diesem Zeitpunkt habe ich mich verschlossen, habe keine Menschen zu nahe kommen lassen, denn meine Erfahrung war, dass meine Offenheit ( wie ich es mit dem Kollegen erfahren habe) zur Verletzung meines Partners führen würde.
Das wollte ich weder mir noch meinem Partner antun.
Ich habe berufliches und privates stark getrennt und bin aufgrund der Erfahrung unnahbar geworden. Ich wollte keine Nähe von anderen Personen außer meinem Partner erfahren.
Ca. 3 Monate nach meinem Ausrutscher war es bei meinem Mann dann soweit.
Er ist mir mit einer Kollegin fremdgegangen.
Die Gründe dafür waren, fehlende Aufmerksamkeit und fehlende Anerkennung von meiner Seite.
Da viele seiner Freunde diesen Ausrutscher mitbekommen haben, wurde ich von meinem Mann aus seinem Freundeskreis rausgehalten, hier hat er angefangen die Welten zu trennen.
Ich habe diesen Betrug von seiner Seite damals intuitiv gefühlt und dachte damals noch: Das ist die Quittung für deinen Betrug.
Ich habe ihn damals auch daraufhin angesprochen, allerdings hätte die Wahrheit damals für uns bedeutet, dass wir uns trennen.
Deshalb hat es jeder von uns für sich behalten und seine Schlüsse daraus gezogen.
Nach 6 Jahren der Schweigens und Leugnens ( wir hatten in dieser Zeit geheiratet) kam es erneut zu einer Situation, die für unsere Beziehung eine Belastungsprobe darstellte. Ich merkte, dass mein Mann sich veränderte. Ich bekam keinen Zugang zu ihm.
Die Kommunikation zwischen uns kam zum Erliegen. Wir haben organisatorisches geklärt und oberflächliches ausgetauscht.
Ich spürte, dass dort etwas vorgeht.
In dieser Zeit waren wir zusammen wieder an dem Punkt, wo es für unsere Beziehung erneut gefährlich wurde.
Ich wollte mich zu dieser Zeit nicht mit dem Oberflächlichem zufrieden geben, denn es war offensichtlich, dass wir an einem Wendepunkt stehen.
Dann folgten monatelang intensive, schmerzhafte, offene, ehliche, verletzende Gespräche, in denen die Trennung wie ein Damoklesschwert über uns hing.
Wir haben uns gegenseitig vor dem anderen nackig gemacht, den Betrug gestanden. Es war für uns entweder die Chance in Ehrlicheit und Offenheit zu leben oder die Beziehung aufzugeben.
Auf jeden Fall war es für uns beide endlich befreiend diese Altlasten loszuwerden.
Heute, 2 Jahre später, sind wir dermaßen dankbar, dass wir diesen Schritt der Ehrlichkeit gegangen sind. Wir sind glücklicher miteinander als je zuvor, jeder hat die Freiheit zu tun und zu lassen, was er will, wir sprechen belastende Themen des einzelnen sofort an und haben eine offene und wertschätzende Kommunikation miteinander.
Wir wissen nun, dass wir solange wir in liebevoller Verbindung und Kommuniation miteinander bleiben, nichts zwischen uns stehen kann.
Nun fühle ich mich als Frau wahrgenommen, geschätzt, geliebt und begehrt.
Mein Mann bekommt die Anerkennung, die er braucht aus sich selbst heraus und aus den Gesprächen mit mir.
Diese Entwicklung hat lange gedauert, hält immernoch an.
Was uns dabei geholfen hat, war zum großen Teil der Joyclub und diverse Literatur zum Thema Liebe, Treue und Partnerschaft und die diversen Themen hier im Forum.
An dieser Stelle möchte ich euch allen einfach danken, dass ihr uns mit euren Beiträgen in den einzelnen Threads zum Thema Liebe und Beziehung geholfen habt, eine andere Sichtweise kennenzulernen und wir aus euren Erfahrungen lernen konnten.
Das war mein erster Beitrag im Forum und ich hoffe, unsere Geschichte hilft einigen Paaren ihren Alltag etwas bewußter, ehrlicher und freier zu gestalten.
Viele Grüße,
Sie