@schwarzalbe
Soldaten brauchen psychischen beistand wenn sie mal nen toten kameraden sehen oder der gegner gar zurückschießt.
Rettungskräfte müssen zum psychater wenn sie bei schlimmen unfällen waren
zumindest zu den beiden Berufsgruppen kann ich etwas sagen, da ich beide Seiten sehr gut kenne.
Ich weiß ja nicht, was du beruflich machst, Schwarzalbe.
Aber bist du schon mal massig mit toten Menschen in Berührung gekommen?
Dafür ist nicht jeder geschaffen.
Dazu muss man auch nicht in ein Kriegsgebiet reisen.
Warum ich diese Behauptungen aufstelle?
Ich habe Altenpflege gelernt und bin mit dem Sterben quasi groß geworden (also Sterbende auch zu begleiten und nach dem Tod auch zurechtzumachen, nicht bloß Tote in ner Leichenhalle).
Seit ich 15 bin, habe ich mit dem Tod intensiv zu tun gehabt.
Schon in der Lehre haben einige abgebrochen, weil sie mit dem ständigen Sterben nicht zurechtkamen.´
Einige Jahre später habe ich meine Ausbildung zum Rettungssanitäter in einer Großstadt gemacht. Auch hier haben einige die Ausbildung nach ihrer ersten Reanimation/dem ersten Toten (und die waren alle über 22) abgebrochen.
Wieso ist das alles heutzutage so schlimm?Wieso gab es nicht so viele psychowracks in den Kriegsjahren oder in der Vorzeit?
Wieso jetzt?
dazu kann ich nur sagen: hast du mal Nachtwache in einem Altenheim gemacht? Du glaubst gar nicht, wie viel alte Menschen die einen oder beide Weltkrige mitgemacht haben, nachts im Schlaf schreien. Jahrzehnte später! Aber das ist ein Tabuthema in der Gesellschaft, so wie viele andere Dinge auch, die mit dem Altern zu tun haben.
Und es gibt genug von ihnen, die mit Psychpharmaka behandelt werden.
Hast du schon mal Kinder in Massen sterben sehen? AHst du schon mal Flüchtlingstrails aus der Nähe gesehen oder Massengräber exhumiert?
So lange du all das noch nicht getan hast und in einem heilen Deutschland lebst, wo niemand Hunger leiden muss, wo niemand erschossen wird, weil er in die falsche Kirche läuft, wo jemand mit seiner Familie in Frieden leben kann, seine Mädchen zur Schle schicken darf, nie die verbrannte Haut von Mädchen gerochen hat, weil es in seinem Land keine Blutrache gibt, wer seine Kinder raus zum Spielen schicken kann, ohne Angst haben zu müssen, dass sein Kind auf Minen läuft und stirbt oder den rest seines Lebens behindert sein wird, wo er alle medizinische Hilfe erhält, weil er in einem Land lebt, dass medizinisch zu den best versorgtesten und entwickeltsten gehört, wer nie erlebt hat, wie es ist, wenn man seinen eigenen Kameraden tot neben sich liegen hat und sich dann fragt, warum er und nicht ich?...
der sollte sehr vorsichtig mit solchen von dir genannten Beispielen sein!
Inwieweit man mit solchen Dingen umgehen kann, dass weiß man erst, wenn man solche Situationen durchgestanden hat!!!
Nicht jeder Mensch ist psychisch so konstituiert, dass er mit all dem gut leben kann, ohne einen Hilfeschrei, wie auch immer der geartet sei, absetzen muss.
Nein, diese Gesellschaft wird nicht immer unbelastbarer, aber vieles hat man früher nicht erkannt bzw. wurde NIE erwähnt, auch nicht statistisch erhoben, weil man der Psyche vor 100 Jahren noch einen ganz anderen Wert zugeordent hat als heute.
Geh mal in eine Psychiartrie und lies mal alte Akte über psychisch Behinderte Menschen. Da rollen sich einem die Fußnägel hoch, wie die noch vor 50 Jahren behandelt wurden. Zum einen wurden sie von den Eltern versteckt (weil es als Makel galt, behinderete Kinder auf die WEelt zu bringen, das war eine Strafe Gottes), zum anderen hielten sie als medizinische Versuchskaninchen her.
Glaubst du, da verliert heute noch jemand ein Wort drüber?
Ich könnte dir noch tausend andere Beispiele nennen, aber dann wird diesen Thread wahrscheinlich niemand mehr lesen wollen.
Sei froh, wenn du davon nicht betroffen bist und anscheinend einen gesunden Geist hast, der dich vor allzu extremen Situationen bewahrt.
Die menschliche Psyche ist etwas sehr filigranes und diejenigen, die um Hilfe bitten, sollen sie auch bekommen.
Ich weiß, dass es einige Psychologen hier im JC gibt, die können dazu sicherlich viel mehr sagen als ich.
Das soll es nun von mir auch gewesen sein. Ich hoffe, es kommt nicht zu aggressiv rüber, aber ich gehöre zu der Sorte Mensch, die schon einige von diesen Dingen erlebt hat und trotzdem noch sauber tickt
(Böse Zungen behaupten etwas anderes)
Nicht jeder Mensch ist mit einer gesunden Portion Lebensmut und -freude gesegnet.
Und unter Streß und Druck macht die Psyche eigensinnige Dinge, die sich manchmal eben erst später bemerkbar machen.
Und denen man manchmal eben nicht alleine entrinnen kann und sich ein ventil sucht. Dieses Ventil ist so individuell wie der mensch selbst.
LG Jessy