Ich möchte der Autorin des Artikels ein Kompliment machen.
Neben der Erkenntnis, dass Mundart im Bett höchstens jenseits der 70 einen leicht niedlichen Charakter bekommt, bringt sie es humorös auf den Punkt: Mundart ist nur sexy, wenn sie aus der Abteilung Lecken und Lutschen kommt!
Als ich vor Jahren, jungfräulich, meine erste Erfahrung mit schwäbischem Dirty Talk machen "musste", überlegte ich danach lange Zeit, ob ich eine Therapie machen sollte.
Denn es konnte doch nicht sein, dass eine junge und aufgeschlossene Frau, wie ich sie damals war, so spießig und verklemmt ist, dass sie nicht auf Dirty Talk steht.
Ich entschied mich dann doch gegen die Therapie, da ich mich einer gewissen Scham nicht erwehren konnte. Dafür angelte ich mir einen verklemmten Pfälzer. Verklemmt war deswegen gut, weil er so wenigstens den Mund hielt beim sexeln. Kein Dirty Talk hießt keine Probleme mit dem Dialekt im Bett.
Von denen hatte ich dafür dann im Alltag genug. Das fing beim "Kaffee runterlassen" an (ich hatte ihm nie geheißen oben zu bleiben) und gipfelte darin, dass einer meiner Patienten (ich bin Krankenschwester ) "a Rolle" machen wollte, woraufhin ich diesem in reinstem Hochdeutsch erklärte, dass dies in seinem Alter und in Anbetracht seiner gesundheitlichen Verfassung wohl eher nicht mehr möglich sein würde. Ihr hättet diesen Blick sehen müssen!
Zum völligem Eklat führte die Mundart aber, als ich, offensichtlich für jedermann, schwanger mit meinem damaligem verklemmten Pfälzer -Gatten einen Imbissstand besuchte. Die erst noch so freundlich, ja fast mütterlich wirkende Dame, die diesen betrieb, brachte das schlimmste in mir zum Vorschein. In pfälzischer Wirtsfrauenmanier babbelte sie auf mich ein (das meiste verstand ich nicht) und endete mit einem süffisantem Grinsen im Gesicht und der Frage: "Griesche sie a Bobbelsche?"
Wie konnte sich diesen alte Miststück so etwas wagen? Erzürnt sah ich auch meinen damaligen verklemmten Pfälzer-Gatten an, denn immerhin hoffte ich, er würde sich ritterlich gegen diese dreiste Person stellen, die da gerade behauptete, ich würde wohl einen Popel bekommen und mit diesem Ausspruch die Frucht seiner Lenden, auf das übelste, beleidigte - nichts.
Ich entschied mich also , wie immer, für mich selbst zu kämpfen und bedachte dieses unmögliche Frauenzimmer mit allen pfälzischen Schimpfwörtern, die ich in der Zeit dort gelernt hatte und fragte sie, wie sie sich die Unverschämtheit erlauben könnte, einer hochschwangeren Frau, etwas derartiges zu unterstellen. Auch ihr Blick veränderte sich zu etwas unbeschreiblichen und sie wandte sich beleidigt ab und babbelte etwas wie: "Bleede Ziesche, soll ma deitsch kenn, iwwerall hosch die dabbische uslänner do kunnsch nedde mol frogn obse a Bobblsche griesche" in ihren pfälzer Landfrauenbart.
Mit hochrotem Kopf zog mich mein damaliger verklemmter Pfälzer-Gatte auf die Seite: " Die hods doch ned so gemeend!" "Von wegen nicht so gemeint und überhaupt, solltest du nicht mein ritterlicher Held sein, der mich vor solchen Pfalzhexen-Verbalangriffen beschützt?"
Nachdem mein verklemmter Pfälzer-Gatte, mit der Zeit, seine Verklemmtheit immer mehr ablegte und mir auf seine Art Komplimente á la " du bischd do mei gleenes rundes Saumensch!" machte, (Saumensch soll dabei wirklich eine Art liebevoller Kosename, mit fast poetischem Glanz sein?!) oder sich mit "Ich schmeiß dir a mol en Stee in der Gaade!" bedankte, kam es wie es kommen musste und heute ist er mein Ex. Also nicht weil er der Ex- Verklemmte ist- er ist mein Ex- Gatte!
Und ich bin wieder in meinem geliebten Sachsen. Ich spreche zwar kein Sächsisch (außer mit meiner Mutter am Telefon, sie würde mich wohl sonst nicht verstehen), aber wenigstens verstehe ich die Menschen hier.
Auf Dirty Talk steh ich immer noch nicht (wahrscheinlich hätte ich nach dem Schwaben doch gleich eine Therapie machen sollen) aber zumindest sind die Sachsen nicht so verklemmt und können auch auf Hochdeutsch artikulieren, was sie im Bett wollen und was ihnen gefällt, aber vor Allem, wissen sie ihre Zunge dort einzusetzen, wo sie hingehört und dabei braucht Mann ja nicht zu reden, weder im Dialekt, noch auf Hochdeutsch.