Berlin :)
Seit einigen Monaten bin ich ja nun in Berlin.
Und ich muss sagen, die Berlinerische Färbung empfinde ich als eine der angenehmsten.
Allerdings: mit dem Berlinerisch ist es ein wenig wie mit dem Zeugnisdeutsch, finde ich - nicht gleich durchschaubar. Vielleicht wird mir als Zugezogener deshalb ständig Sarkasmus unterstellt.
Mit "Geht so, wa" bezeichnet der Berliner eine Katastrophe. Hört man das auf die Frage "Ist dir kalt/tut das weh?", ist er längst am Erfrieren und spürt wahrscheinlich die Füße nicht mehr, oder leidet tief enttäuscht im Stillen. Sätze, in denen das Wort "nett" vorkommt, sind generell alles andere als positiv. "Allet schick" ist dagegen ein großes Lob. Bei Antworten auf die Frage, ob es jemandem gefallen hat, also lieber noch mal nachfragen...
Ich gestehe: am erotischsten finde ich persönlich so ein "spießiges" Hochdeutsch, in dem sich Fachbegriffe und Vulgärsprache geschickt abwechseln.
Sich um Bezeichnungen zu drücken macht die Kommunikation schwierig. Aber auch blumige Pornosprache ist nicht meins. Die ist schon so inflationär geworden, dass mich die Unkreativität eines "Besorg's mir so richtig" mehr als abturnt. Die Tatsache, dass der andere den Sex gerade so langweilig findet, dass er mit ausgelatschtem Porno-Dirty-Talk nachhelfen muss, macht mich eher nachdenklich als geil. Eigentlich finde ich es gerade erregend, Dinge zu sagen, die man normalerweise nicht sagt. Ist das nicht der Sinn von Dirty Talk?
Warum also nicht mal wieder "Brüste", "Vagina/Scheide" und "Penis"? Mal ehrlich, wie oft verwenden wir die Wörter wirklich? Wann habt ihr diese Wörter zum letzten Mal so ausgesprochen? Kichernd im Biologieunterricht?
Meinetwegen "Titten", "Muschi" und "Schwanz". Das finde ich mittlerweile normal. Irgendwie muss es ja dann doch heißen und mit diesen Bezeichnungen komme ich klar. Unangenehm und albern wirds für mich eigentlich bei allen anderen Bezeichnungen. Ich habe keine Euter, bin ja keine Kuh, und ein Lümmel ist ein kleiner frecher Junge - nicht das männliche Geschlechtsteil. Beim Gedanken an "Hengst" und "Stute" wird mir regelrecht übel. Bitte kein "-chen" anhängen, egal was es ist - der Versuch, es zu verharmlosen, schießt damit übers Ziel hinaus
Das gilt auch für verniedlichendes "-li", "-del", "-dln" und Co im Dialekt...
Viele Grüße,
Sonnentau