Ich wurde
Trotz Geburt im rheinischsten Nordrheinwestfalen Dialektfrei aufgezogen.
Dies war in meiner Generation so üblich, "damit aus dem Kind was wird"
Folglich verstehe ich selbst rheinisches Platt nur in der harmlos gefärbten Variante eines Akzents in der Hochsprache. Unterhalte ich mich mit Freunden aus dieser Region, nehme ich selber diesen Akzent an und verwende auch gebräuchliche ausdrücke des Dialekts.
Trotzdem ist mir durch das Aufwachsen dort der Dialekt nicht unangenehm.
Ferner wurde ich durch den TV-Genuss meiner Eltern und die samstagabendlichen Theaterstücke des Ohnesorg-Theaters so oft und reichlich mit Norddeutschem Schnack beschallt, dass ich auch an diesem Gefallen finde.
Ebenso würde ich seit der herrlich schwarzen Wiener Krimiserie "Kottan ermittelt" jedem Wiener hingebungsvoll in die Arme sinken - in der Hoffnung auf mehr Ironie, Satire und skurrilen Spaß beim Sex.
Später habe ich dann in Berlin studiert und habe auch wenig Probleme mit der "Berliner Schnauze"; gelegentlich habe ich sogar mit Chat-Partnern absichtlich wie die beiden vorherigen Schreiber auf diese Art geschrieben.
Dann verschlug es mich vor fast dreißig Jahren ins Schwabenland.
Wer hier Hochdeutsch spricht, gilt bei der autochthonen Bevölkerung schon als arrogant.
Trotzdem halte ich es nach wie vor für besser, Hochdeutsch zu sprechen, als mir beim Versuch, den Dialekt nachzuahmen, die Zunge zu verdrehen.
Auch Witze über den Dialekt und die Eigenheiten der Ureinwohnern haben mir hier im Forum schon erbitterte Feindschaften eingetragen.
Würde ich allerdings das Sprechen des Dialektes zum Ausschlusskriterium machen, liefe dies wohl daraus hinaus, dass ich gar keinen Sex mehr hätte. Denn auch ein Schwabe, der sich einem nicht schwäbischen Gegenüber zuliebe bemüht, Hochdeutsch zu sprechen, spricht immer noch stark schwäbisch gefärbtes Deutsch mit schwäbischer Grammatik.
Immerhin versuchen viele im Kontakt mit mir nicht allzu breiten Dialekt zu sprechen