Liebe Kirschrot,
das Thema ist nicht einfach. Wahrscheinlich auch, weil es so viele unterschiedliche Erfahrungswerte gibt und so viele Fragen, worauf selbst Ärzte und Wissenschaftler z.Z. noch keine Antworten finden.
Meine Eltern z.B. starben hintereinander mit 3 Monaten Unterschied.
Und das war auch gut so! Warum, weil sie waren wie Siamesische Zwillinge und nicht ohne einander leben wollten. Sie hatten sogar abgesprochen, wer zu erst gehen sollte. Leider wurde da ein Strich durch ihre Rechnung gemacht. Meine Mutter hat das immer beklagt.
Du siehst, selbst wenn man darüber spricht und am Ende sogar klare Vorstellungen hat, wird nicht immer das eintreffen, was gesprochen wurde.
Mich tröstete immerhin, daß die beide gesprochen hatten und mir beide immer versichert haben "ihr Leben gelebt zu haben und bereit zum Gehen" waren.
Es wird viele Menschen geben, die nach dem Verlust einfach alleine bleiben wollen.
Manche trauen sich auch nicht, weil es in der Gesellschaft immer noch etwas anrüchiges hat, was ich sehr ungerecht finde.
Und die, die einen Menschen verloren haben, werden sich eher sorgen, ob sie nochmal jemand finden, der zu ihnen paßt.
Ich war mit einer Bekannten bei einem medizinischen Vortrag, aus dem sie nach einer Weile fluchtartig den Raum verlassen hat. Ich bin ihr nach und fand sie in Tränen aufgelöst.
Auf meine Frage, was denn los sei, antwortete sie, alle "Fehler" die dort genannt worden wären, hätte sie
nicht gemacht und sie hätte es trotzdem erwischt, der Krebs und das erste was sie sich vorgenommen hat wäre zu lernen 5 gerade sein zu lassen.
Ich konnte das sehr gut verstehen, denn ich gehe davon aus, daß sich jeder, der eine Krankheit bekommt fragt, wieso gerade ich und was habe ich falsch gemacht.
Und auch das das sehr große Auswirkungen auf den Verlauf nimmt.
Durch meine Tätigkeit als Betreuerin für Demenzpatienten habe ich auch oft feststellen müssen, daß selbst Angehörige sich schämen wenn jemand erkrankt und sich auch die Frage gestellt wird.
Aber man hat da nichts falsch gemacht, es trifft einen einfach!
Und es ist eine Erkrankung die den Betroffenen und den Angehörigen eine Menge abverlangt.
Sich von einem geliebten Menschen schrittweise verabschieden zu müssen, der lebt, ist wohl die härteste Erfahrung, die man machen muß. Und auch der Betroffene selbst verabschiedet sich von sich selbst, denn er/sie merkt die Veränderung doch sehr genau, kann sie aber nicht zuordnen.
Das ist besonders hart, wenn es noch junge Partner trifft. Ich habe einen Mann begleitet, der war nur wenige Jahre älter wie ich und im Endstadium und trotz des Schicksal war da immer Liebe im Raum und davor kann ich nur den Hut ziehen.
Es gibt Menschen, da sagen sogar die Mediziner, die machen alles falsch und erkranken nicht. Wichtig ist m.E. das man für sich die Balance für Vorsorge und Leben findet. Und wenn man dann noch das Glück hat wieder einen Menschen zu finden, dann soll man sich einfach freuen und das genießen.
WiB