Ich achte drauf, wie penibel mein Gegenüber putzt. Und zwar mit umgekehrtem Vorzeichen: Ist die Wohnung sichtbar bewohnt und ein bisschen schlunzig, so sehe ich: Hier haust keine Person, die sich vor dem Leben ekelt, die auch etwaigen Selbstekel nicht mit Putzmanie versucht zu besiegen, niemand, dem das konventionelle Bürgerliche wichtig ist. Sondern jemand, dem anderes wichtiger ist, jemand, der vielleicht etwas verpeilt ist (ich liebe das), ein entspannter Mensch, dem so schnell nichts fies ist. Jemand wie ich.
Meine eigene Wohnung hinkt auch stets dem Ideal meiner Nachbarschaft hinterher, halte sie aber dennoch für vorzeigbar. Ich bemühe mich, doch es gibt vieles, das mir einfach wichtiger ist.
Wenn ich jemanden besuche, und der macht extra die fette Aktion, dann bedaure ich das sehr, denn ich möchte in erster Linie Entspannung verbreiten, und keinen Stress. Überdies setzt mich das unter Druck, es beim Gegenbesuch genau so zu treiben. Dabei kann alles so unkompliziert sein.