Schatten der Nacht
Wieder einmal verdunkelt sich die Welt. Die Sonne flüchtet gen Westen, um im Osten wieder aufgehen zu können. Sie umspielt ein Hauch des kühlen Nordwindes. Ein leises kaum merkliches Lächeln huscht über ihr Gesicht. Sie steht auf dem Balkon, ihres Hotelzimmers, am Rande des Lago di Chiusi. Ihr Blick schweift weit über den See hinüber zu dem kleinen schwach erleuchteten Flecken, der, wie sie weiß, ein kleines abgelegenes Haus mit einer Olivenplantage ist. Vor diesem Haus steht eine weiße Bank, auf der sie schon einige Male saß und die warme Sommersonne Italiens genoss. Bei diesen Gedanken daran spürt sie eine innere Wärme, die sie erneut zum Lächeln bringt. Ein Klopfen an der Tür reißt sie aus ihren Gedanken. Einen letzten Blick auf den schwachen Schimmer werfend, dreht sie sich um und geht schnellen Schrittes zur Tür. "Ich komme", ruft sie dem Wartenden vor der Tür zu. Sie bleibt noch einmal vor dem Spiegel stehen. Sie trägt ein schwarzes kurzes Cocktailkleid, Pumps, ihre langen schwarzen Haare hochgesteckt. Ihr Herz klopft, als sie zur Türklinke greift. Sie öffnet die Tür. Davor steht ein großer, sportlich wirkender Mann in einem schwarzen Anzug, weißem Hemd, das die oberen Knöpfe offen hat. Er lächelt sie an.
"Guten Abend!" Ihr Lächeln überzieht ihr komplettes Gesicht.
"Guten Abend, meine Kleine." Er geht auf sie zu und gibt ihr einen langen, zärtlichen Kuss.
Sie schließt die Augen und spürt seine Hand in ihrem Nacken, mit der ihm noch verbleibenden Hand schließt er die Tür hinter sich.