Wall-of-Text ~_~
Es tut mir leid, aber ich werde nun ein wenig Threadnekromantie betreiben. Ich kann einfach nicht anders.
Irgendwann hätte eh jemand ein identisches Thema neu erstellt. :>
1.) Ich glaube nicht daran, dass man sich nach der Pubertät noch groß umerziehen kann.
Irgendwann kommt der Punkt im Leben eines Menschen, wo er einsehen sollte, dass die vielen Unzulänglichkeiten und Schwächen die er hat, nicht bloß einfache Charakterfehler sind, sondern schlicht und ergreifend der eigene Charakter.
Das klingt erstmal pessimistisch und fatalistisch, aber mit der zunächst wertungsfreien Akzeptanz des Selbst eröffnet sich nun die Chance, von einer soliden Grundlage aus nach Strategien zu suchen, um bestehende Probleme zu lösen. Man versucht nicht länger sich selbst zu verbiegen - was meiner Meinung nach auf die eine oder andere Weise scheitern muss - sondern findet Wege mittels Arrangements mit den eigenen Schwächen dennoch Positives zu erreichen.
Das mag oftmals bei Erfolg so Aussehen, als würde man einem völlig verändertem Menschen gegenüberstehen (oder ihn im Spiegel erblicken). Dabei ist es immernoch die gleiche Person, die nur durch das Beschreiten eines harmonischeren Weges bessere Ergebnisse erzielt.
Wenn es gelingen sollte, eine Grundfeste des Charakters deutlich zu verschieben, so bedeutet das für mich meist, dass er nur den verschütteten Zugang zu bereits angelegten Wesenszügen freilegen konnte.
Um Punkt 3 schonmal vorzugreifen: Dort versuche ich für eine mögliche Realität zu werben, die ich als erstrebenswert erachte. Faktische Realität ist aber, dass Initiative pauschal Männerdomäne ist.
Ziel einer Strategie muss es also sein, Routine im Umgang mit den potentiellen Partnerinnen zu bekommen, sodass man nichtmehr in Schockstarre verfällt. Was man dann allerdings mit dieser Handlungsfreiheit anstellt, dazu Punkt 2.
2.) Mir liegt Flirten nach der hier dominanten Definition genauso wenig, wie vielen der Betroffenen. Das liegt auch daran, dass ich daran keine Freude empfinde, sondern es als widersinnige Mühsal begreife. Kokettieren um des Kokettierens willen rangiert in meiner Welt nur einen Fingerbreit über dem schrecklichen Smalltalk übers Wetter. Zweideutigkeiten haben in meinem Repertoire zwar genauso einen sicheren Platz, aber das ist dem Menschen vorbehalten, dem gegenüber mein Interesse tief und ehrlich ist. Das bedeutet auch, dass ich besagte Person bereits etwas kenne.
Ich weiß, dass ich damit im Großen und Ganzen ein Sonderling bin, aber in Bezug auf Punkt 1: So bin ich.
Wenn Frauen mich anziehend finden, dann passiert das im Normalfall aus zwei Motivationen heraus:
Entweder sie empfinden mein spontanes aber ernsthaftes Geständnis ob Ihrer Wirkung auf mich als "adorkable" - es gibt wohl kein besseres Attribut.
http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/Adorkable
Oder aber sie haben im Laufe der bereits verbrachten Zeit (durch gemeinsame Lebensumstände) gesehen, mit welcher Inbrunst und welcher Energie ich mich für meine Interessen einsetze und beispielsweise stundenlang über Tabletop-Theorycrafting, mediävistische Codizes oder ähnliche absurde Hobbies philosophieren kann. Das sind dann auch Frauen, die lange zuhören können, ohne sich dabei zu langweilen. :>
Der Punkt ist: Dabei erleben sie mich souverän und engagiert in meinem Element, anstatt dass ich daran scheitere Experte in einem Bereich zu sein, der mir auf ewig Böhmisches Dorf bleiben wird.
Diese Variante braucht aber Zeit und Gelegenheit, klappt also nur, wenn man entspannt seinen Alltag meistert und bereit bleibt.
3.) Fraueninitiative wäre wünschenswert. Bedroht fühlen sich nur die Männer, die zwar agressiv auftreten, aber damit nur eigene Unsicherheit zu übertünchen suchen. "Mehr als einen Korb könnt ihr Frauen euch doch auch nicht fangen."
Meiner bescheidenen subjektiven Beobachtung nach kann jede Frau einen akzeptablen Partner finden, unabhängig ihrer eigenen Attraktivität, Bonität oder charakterlichen Eigenschaften, wenn sie nur lange genug unter den zwangsläufig auftauchenden Bewerbern aussiebt. Die Kunst für sie besteht in erster Linie darin, die richtige Balance aus Anforderungen an den Gegenüber zu finden. Damit sie weder als einsamer Backfisch stirbt, noch in einer Kette aus unerfüllten Beziehungen endet.
Männer hingegen müssen im Allgemeinen - Ausnahmen bestätigen die Regel - den aktiven Part erfüllen oder einsam sterben. Die Emanzipation hat effektiv dafür gesorgt, dass wir nun eine größere Menge Männer haben, die trotz ihrer Heterosexualität ihre empfindsame und
passive Seite grundsätzlich mögen. Damit die Waage aber im Gleichgewicht bleibt ist es doch nun auch an der Zeit, dass bei der Partnersuche einige der Damen vortreten und vermeintlich männliche Eigenschaften und Verhaltensweisen aufgreifen. Sonst gibt es keine Balance.
Da kann ich nichtmal guten Gewissens von Emanzipation sprechen, denn dazu gehört genauso, dass die nun mündige Frauenwelt auch einen Teil der Verantwortung übernimmt. Ich kann ja auch nicht ungestraft in der Sicherheit einer stabilen westlichen Demokratie leben und entschließen, keine Steuern zu zahlen, weil es mir zu mühseelig ist.
In diesem Falle bedeutet Verantwortung sogar ganz egoistisch motiviert, dass einige der besten Partnerschaften, die den Frauen bis an ihr Lebensende Zufriedenheit, Wonne und multiple Orgasmen bescheren würden, einfach dadurch nicht zustande kommen können, weil sie die Kontrolle darüber abgeben, wer wen umwirbt. Eine Frau die aktiv auf Männer zugeht, gerne mit dem Feingefühl eines Backsteins, hat selbst die Möglichkeit zu wählen, mit wem sie sich abgibt. Köder auswerfen und warten sollte nur ein Teil der Strategie sein, denn im Gegenzug zum Karpfenteich, wo alle Karpfen mehr oder minder gleich schmecken und daher austauschbar sind, legen wir beim Partner viel differenziertere Maßstäbe an. Wenn man also mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, kann man sich nur an die eigene Nase fassen.
Solange sich dieses Verhältnis im Gesamtbild nicht ausgeglichen hat wird es noch viele unnötig depressiven Menschen geben.
Klassische Rollenverteilung bei der Partnersuche kann spannend und aufreizend sein, wenn sie - wie das Meiste im Leben - eine Option ist, nicht Zwang mangels Alternativen.
Wer nach Indizien sucht:
Der überwiegende Teil der Flirthilfe besteht aus Männern.
Quasi alle verbitterten Hagestolze vertreten die Ansicht, dass Frauen viel zu unnahbar sind und/oder ihre eigenen Fähigkeiten im Werben unzulänglich sind.
Quasi alle verbitterten Backfische vertreten die Meinung, dass Männer windige, unzuverlässige Schweine sind, die alles anbaggern, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist und/oder Frauen eigentlich verachten.
Kann sich jemand eine vertauschte Paarung vorstellen? Frauen, die Männer allgemein viel zu unnahbar finden etwa?
4.) Es gibt auf YouTube eine Reihe von Videos unter dem Titel "Eine Zigarette mit Karsten". Ich bin bei leibe nicht mit allem d'accord, was der gute Mensch dort von sich gibt, aber es wird immer wieder deutlich, dass er das ganze nicht gemacht hat, um reich zu werden, oder Männern zu schnellen Nummern zu verhelfen, egal ob Telephonnummern oder Knick-Knack.
Es geht bei ihm häufig darum, sowohl die inneren Blockaden der Zuschauer zu lösen, wie zum Beispiel das Selbstwertgefühl, das Überhöhen der Angebeteten zur übermenschlichen Lichtgestalt, dass Frauen eigentlich gar nicht so verschieden in ihren Motivationen und Emotionen sind, etc.
Und das ganze eben vor einer Perspektive tiefer Zufriedenheit aller Beteiligter. Später hat er sich auch einer ganzheitlichen Lebensberatung gewidmet, soweit ich weiß. Also reines Aufreißen als eigener Sport oder Mittel zum Matratzensport war nie seine Intention.