Tantra
Da ja doch viele user hier in diesem thread mitlesen, für die das Tantra Neuland ist, möchte ich es nun mit meinen eigenen Worten versuchen zu erklären.
Tantra ist sehr viel mehr, als die ständig zitierten Tantramassagen. Tantra ist in erster Linie Atmung - Aufmerksamkeit - Achtsamkeit.
Und ja, Tantra ist auch gelebte Sexualität. Aber anders, als wie in einem Swingerclub, in denen es um bloße Lustbefriedigung geht, liegt das Hauptaugenmerk im Tantra im Halten der Lust. Es geht in den feinstofflichen Bereich, in die Sinnlichkeit und in die grenzenlose Lust.
Das eigentliche Vereinigungsritual ist das Maithuna-Ritual. Hierbei vereinigt sich ein Paar miteinander, und zwar nicht in wilder Vögelei, sondern innigst. Der männliche Part, Shiva, sitzt kerzengrade aufrecht in einer art Schneidersitz, seine Partnerin, Shakti mit ihren Beinen um seine Hüften geschlungen auf seinem Lingam (Schwanz). Die Vereinigung wird mit speziellen Atemtechniken (auch sehr geräuschvolles Atmen) unterstützt. Raum und Zeit spielen keine Rolle, Ejakulation ist zunächst nicht willkommen. Es geht um die Lust und die tiefen Empfindungen, die durch dieses Ritual ausgelöst werden.
Bevor jedoch die oft stundenlange Vereinigung beginnt, werden eine Vielzahl von Ritualen im Vorfeld begangen. Zur Einstimmung. Alles ist ritualisiert. Selbst das Essen und Trinken vorab. Dass es Fisch, Fleisch, Brot und Wein gibt, entspringt dem uralten Ritual.
Dass auch mehrere Paare gleichzeitig das Maithuma "feiern" können, ist nicht ungewöhnlich, ein Partnertausch jedoch findet nicht statt.
Anders das in dem Artikel beschiebene Charka Puja. Dort geht es darum, dass sich eine Gruppe von Teilnehmern miteinander vereinigt, und zwar jeder mit jedem. Jeder Shiva mit jeder Shakti, und jede Shakti mit jedem Shiva.
Da das Wort Chakra enthalten ist in dem Ritual, kann sich ein jeder denken, dass die Chakren eine bedeutsame Rolle spielen. Die vorbereitenden Rituale sind wesendlich ausgeprägter als bei einem Maithuma, denn eine ganze Gruppe soll sich feinstofflich aufeinander einstimmen, eine erhebliche sexuelle Gruppenenergie erzeugen. Diese Energie trägt die Gruppe und erzeugt die Schwingungen, die Herz und Seele öffnen, füreinander öffnen.
Eine Gruppendynamik, die natürlich einiges an Arbeit bedarf. Die Vereinigungen verlaufen absolut anspruchsfrei, eifersuchtsfrei und frei von allen Wertvorstellungen. Grade für das Chakra Puja ist die Entpersonalisierung von großer Wichtigkeit. Alle sind Shiva und Shakti und gleichgestellt als sexuelles, lustvolles Wesen. Es ist ein Weg vom Ich über das Du zum Wir. Alle miteinander.
Wer jetzt wieder vom legitimierten Rudelbumsen spricht, hat das Wesen des Tantra immer noch nicht verstanden und darf noch mal ne Runde auf die Matte des nächsten Swingerclubs. Dort berührst du weder das Herz noch die Seele deines zufälligen Sexpartners, dort befriedigst du deine Lust, bist austauschbar und nach 30 Minuten wieder vergessen. Was dort auch erwünscht ist und auch in Ordnung ist.
Im Tantra jedoch geht diese Gruppe eine gemeinsame Verpflichtung ein, Herzenergie fließt, vereinigt sich, verwebt sich und bildet eine kaum zu beschreibende Kollektivität der Lust.
Doch bevor diese Gruppe "soweit" ist, durchläuft sie eine Vielzahl von Entwicklungsprozessen, Chakrenöffnungen, Meditationen und Ritualen. Die Gruppe öffnet sich mehr und mehr und alles steuert auf das eigentliche Hauptritual hin. Was genau dann währenddessen an tiefen Erlebnissen, Empfindungen und Emotionen geschieht, völlig unabhängig vom jeweiligen Sexpartner, ist nichts anderes als das allumfassende Leben und der grenzenlosen Lust. Ewtas zutiefst Lebendiges und gradezu Universelles.
Ob dazu nun offene Klotüren, Badewannen mit kaltem Wasser, oder das Trinken des gemeinsamen Urins in einem Cocktail zählen, ist völlig unerheblich. Jeder Anbieter hat seine eigenen Methoden, die Persönlichkeit und das Ego der Teilnehmer aufzulösen, und jener Andro im ganz Besonderen.
Woher ich das alles weiß? Ich habe es selbst erlebt, habe meine Entwicklung und Öffnung zu einem lustvollen Wesen, zu einem Mann, im Tantra entdeckt und entwickelt.
Wie viel mit und durch Tantra möglich ist, habe ich entdeckt, als mir mittendrin in einem Tantra Jahrestraining plötzlich noch eine ganz andere Seite von mir offenbart wurde, die mich letztlich zum BDSM führte. Doch da ich noch immer Teil des Tantras bin, kann ich auch die dunkle Seite mit den AAA leben. Atmung - Aufmerksamkeit- Achtsamkeit. Auch mit der Peitsche in der Hand.