Großkaliber.
Ich habe mich dann doch entschlossen, meine wohlverdiente Pause diesem Thema zu widmen, weil ich zum einen diesen Konsens, der „nur“ grammatikalischen Unkorrektheit nirgends ersehen kann, und zum anderen Leute, die mit solchen Taschenspielertricks arbeiten nicht leiden kann.
Ihre Randbemerkung also in allen Ehren, aber in einer Diskussion besteht der Sinn des Gegenarguments nun einmal darin, die Argumente, und damit die These, zu widerlegen oder zu erschüttern. Das mag sein, daß Ihnen das nicht in den Kram passt, weil Sie gerne Recht behalten wollen, so ein kindliches Verständnis davon, was nicht sein kann weil’s nicht sein darf, disqualifiziert für mein Verständnis.
Ebensolches gilt für das sprunghaft Widersprüchliche. Ich zitiere Sie zweimal. Erstens: „Und sollte jemand glauben ich würde mich zu abwertendender persönlicher Polemik hinreissen lassen, dann irrt er sich auch gewaltig!“ Zweitens:“ Ja er geht das Thema polemisch an…“ Zugegeben, der Bezugspunkt ist im ersten Fall das Persönliche, im zweiten die Sache als solche. Da Sie aber stets beides verquickt haben, indem Sie Sina beispielsweise Ihren Themenansatz persönlich vorgeworfen haben, ist die Art und Weise des Argumentierens bedenklich.
Auch erscheint es mir vorteilhaft, würden Sie das für Sie wohl sehr prestigeträchtige Wort Polemik einmal im Lexikon nachschlagen. Vielleicht sind Sie im Anschluß überrascht. Mit dem der Polemik inhärenten Element, stur auf der eigenen Meinung zu beharren, ist dem Diskurs kein geeignetes Fundament gegeben. Und das unterstreichen Sie noch mit dem Hinweis, das „…wenn er es es logisch angehen würde…,“ die Logik gezielt im Konjunktiv steht.
Aber man soll mir nicht vorwerfen müssen, ich hätte kein gutes Herz. Darum werde ich mich nochmals inhaltlich mit Ihnen auseinandersetzen.
Ich möchte also grundlegend definieren, korrigieren Sie mich, wenn es Ihre These nicht trifft, aber auch nur dann. Auf Ihr „Polemisieren“ habe ich nämlich heute mal keine Lust.
Sie gehen davon aus, daß die Frau zum Mann unterschiedlich im Verhalten ist, und machen das fest an der punktuellen Beobachtung gewisser Handlungen. Daran ist grundsätzlich nichts verkehrt, soweit es die Herangehensweise betrifft.
Wir gehen weiter und fragen uns nach der Mechanik des Handelns. Ich wiederhole nur knapp das bereits früher dazu ausgeführte. Handlung ist das physisch Vermittelte Tun aufgrund bestimmten Verhaltensweisen. Die Verhaltensweisen bilden dabei eine Matrix, das Verhaltensmuster. Dies ist Ergebnis der intersubjektiven Abwägung von Zielen und Außenwelt. Also ein Schema „vorgefertigter“ Bewertungsprozesse, also Verhältnismäßigkeiten von Motiven. Die dem zu Grunde liegenden Motive sind die einzelnen Bedürfnisse des Individuums. Diese können klassisch erster Ordnung sein, wie Hunger, Durst, Verlangen nach Wärme, Luft, Sexualität. Die der zweiten Ordnung stellen erlernte, dynamische Bedürfnisse dar. Solche sind gezielte Befriedigung durch Süßempfinden, Macht oder Dank. Über diese Klassifikation läßt sich im einzelnen streiten. Insgesamt ist das Prinzip des Motivs allerdings unstreitig. Die einzelnen Motive bilden zusammen einen Teil der Persönlichkeitsstruktur. Diese wird vervollständigt durch den Ansatz der Emotionalität. Auf die differenzierten Ansätze zum Aufbau und der weiteren Verhältnismäßigkeit zwischen den einzelnen Schulen möchte ich nicht eingehen.Das führt entschieden zu weit und ist für das hier Vorgesehene nicht entscheidungsrelevant.
Diese eben dargestellte Struktur ist jedem Menschen gegeben. So funktionieren wir nunmal. Männer wie Frauen. Da wir jedoch nicht genaugleiche Motive haben, und daraufhin unterschiedliche Präferenzentscheidungen treffen, handelt jeder Mensch – egal ob Mann oder Frau – grundsätzlich unabhängig und von anderen verschieden. Dem widerspricht auch nicht, daß trotzdem viele Menschen gleichen Tätigkeiten nachgehen. Ich kann mit sowohl der Addition von vier mit vier, als auch von fünf mit drei, ein Ergebnis von acht erzielen.
Was man sich nun fragen müsste ist, ob sich im Gesamtvergleich des Handelns der Frauen zum Verhalten von Männern Unterschiede ergeben, die auf, im Gesamtvergleich, unterschiedliche „Konstanten“ in der Persönlichkeiststruktur hindeuten.
Zum einen fehlt uns hier die empirische Statistik, zum anderen ist Verhalten geprägt von der Interaktion mit der Außenwelt. Diese Außenwelt als soziales Gefüge unterliegt gewissen Normen, die für den Erhalt dieses Gefüges Sorge tragen sollen. Teil dieses Normengeflechts ist es aber auch, daß auf Grundlage gewisse biologischer Geschlechterrollen, soziale Geschlechetrrollen erarbeitet worden sind. Diese eigentlich sozialen Rollen wurden (leider) übertragen, und klammheimlich als biologische Rolle umdefiniert. Dass dieses falsch ist, zeigt sich allein schon an der Verteilung der Geschlechterrollen. Das Maskuline als solches wird aktiv charakterisiert, das Feminine als eher passiv. Der maskuline Mann hat Erfolg im Geschäftlichen, die feminine Frau wird von diesem erfolgreichen Geschäftsmann als Sexualpartnerin gewählt werden.
Diese Vorgabe findet sich in der Natur allerdings so nicht wieder. Hier ist das Individuum als solches stets selbst gefordert. Zu trennen ist dies natürlich von dem Bild der treusorgenden Brutversorgerin, die selbst auf Versorgung angewiesen ist. Die Idylle vom niedlichen, hilflosen Pinguinweibchen darf man getrost außen vor lassen. Es gibt eine Vielzahl von Tierarten, die wie exemplarisch Geparden für die Katzen Jungtiere ohne Partner großziehen. Darüber hinaus ist jedes Tier grundsätzlich in der Lage sich selbst zu versorgen. Dies ist wesentliche Voraussetzung, das Karussell der Evolution zu „überleben“.
Abstellen darf man daher lediglich auf die orginären Unterschiede der beiden Geschlechter. Festzustellen ist dabei, daß der Mann körperlich überlegen ist. Seine Ausbaustufe körperlicher Kraft ist im Verhältnis zum jeweiligen weiblichen Pendant höher. Zur Erklärung wird einhellig das Prinzip der Evolution und Verhaltensbiologie herangezogen. Das Männchen ist nicht durch die schwache Nachkommenschaft lokal gebunden, die es zu beschützen gilt. Damit ist ihm ermöglicht, auf der Suche nach Nahrung in viel Höherem Maß die Jagd einzusetzen. Der Vorteil ist das energiereichere Futter Fleisch. Hierauf sich spezialisierend wächst der Bewegungsapparat in die benötigte Richtung im Laufe der Evolution. Weiterer Vorteil von körperlicher Überlegenheit ist das minimierte Risiko anderen Raubtieren zum Opfer zu fallen. Die gute körperliche Konstitution beugt dem Anheimfallen von Krankheiten vor. Da also körperliche Kraft ein im Evolutionsprozeß bevorzugenden Faktor darstellt, wird dieses optimierte (und optimierende) Merkmal vom Weibchen bei der Partnerwahl, die ebenfalls optimiert durchgeführt wird, bevorzugt, und setzt sich als arterhaltend durch.
Das Weibchen ist lokal an die Nachkommen gebunden, die zumeist anfänglich nicht eigenständig sind. Die große Jagd bleibt also hier nicht in dem Maße möglich. Zudem erweist sich ein energieintensiver Muskelapparat für das Weibchen als eher schädlich. Diesen zu bedienen würde die Suche nach Nahrung sehr intensiv gestalten. Trächtig ist dies kaum möglich, zumal die Ressourcen besser für den Nachwuchs Verwendung finden. Die körperliche Konstitution wird auch eher auf den Vorgang des Austragens und Gebärens des Nachwuchses hin optimiert.
Gleiches gilt für die psychischen Fähigkeiten. Wird in einem Testverfahren das räumlich-visuelle Vorstellungsvermögen untersucht, die Sprache oder die Rechenfähigkeit, schneiden Männer durchschnittlich anders ab als Frauen. Dies wird zurückgeführt auf beispielsweise die Fähigkeit von visuell koordinativem Können als Faktor zum Gelingen einer Jagd. Frauen, als vergleichbar seßhafte „Nichtjäger“ und „Mütter“ sollen dagegen eher Fähigkeiten ausgebildet haben, die Wegfindung, Erinnerungsfähigkeit, Sozialfähigkeit oder Vermeidung von Bedrohung und direkter Gefahr ermöglichen, um zu überleben. Verschiedene Fähigkeiten werden in verschiedenen Hirnarealen vermutet und belegt. Die unterschiedlich gewichtete Ausprägung auch hiervon influiert. Zudem darf nicht verkannt werden, daß im Prozeß der Zivilisation die ausgeprägten sozialen Geschlechterrollen, die sich am „biologischen Urbild“ zu orientieren versuchten, zu Unterschieden in der Erziehung führten, und damit zu früher sozialer Prägung, die das Lernen und Lernverhalten beeinflusst.
Da der Mensch sich mit der Zivilisation aber vom Bedrohungs- und Überlebensszenario in der feindlichen Umwelt weitestgehend durch Technisierung abgenabelt hat, verlieren auch diese Rollen ihren eigentlichen Wert. Zwar wird die Frau weiterhin dafür da sein, Kinder zu bekommen, sie ist aber nicht in der Pflicht, die Erziehung alleine zu übernehmen. Sie kann wie der Mann „jagen“ gehen. Auf der anderen Seite kann sich der Mann auch einfach nur hinsetzen und nichts tun.
Wichtiger Punkt hierbei ist, daß mit Wegfallen der Notwendigkeit der bisher als optimal geltenden Attribute zum Arterhalt, und Aufkommen neuer durch neue Herausforderungen in der modernen Gesellschaft, sich auch das Wertungsverhalten geändert hat. Zudem wird nicht der (vermeidnlich) Schwächere nicht mehr nach biologischen Grundsätzen gefressen. ER überlebt trotzdem und hat die Möglichkeit, bisher wenig benötigte Fähigkeiten weiter zu geben. Natürlich können sich solche auch irgendwann als nützlich erweisen.
Wir stellen also fest, daß sich das Bild von Mann und Frau nicht so festgefahren erweist, wie durch Ihre Strukturkritik, Manns_genug, behauptet. Zudem ist es stetem Wandel unterworfen, und die einzige Konstante dabei bleibt, daß wir alle einen biologischen Apparat teilen, der nur in Details verschieden ist. Dies läßt regelmäßig niemanden unstrukturiert sein, weil sein Handeln auf logischem Verhalten beruht. Hiermit ist allerdings nicht eine objektive Rationalität gemeint, sondern eher ein sich schlüssig aus Motiven ergebendes Verhaltensmuster. Die Unterschiede im Handeln sind von Person zu Person anzutreffen. Die Unterschiede im Handeln von Frau zu Mann sind teils entwicklungsbiologisch , teils verhaltenssoziologisch begründet. Sie begründen keine Strukturlosigkeit. Ich möchte Ihre These damit als widerlegt ansehen.
Das kann man so nun aber nicht stehen lassen, da ich mir denken kann, daß Sie Struktur gar nicht gemeint haben, sondern etwas anderes. Und das könnte ja Hand und Fuß haben.
Sie beschreiben, daß Frauen „etwas“ beim Mann suchen, was ihnen fehlt. Das soll Wiedererkennungswert sein. Ich finde Sie meinen Stärke als Definition für ein ausgeprägtes Merkmal, daß sich für die spezielle Frau als arterhalten optimierend erweist. Wenn Sie das meinen, dann haben Sie recht. Allerdings ist diese Erkenntnis reichlich trivial, das müßte man dazusagen. Wie die Partnerwahl funktioniert, ist nämlich hinlänglich bekannt.
Soweit es Ihnen lediglich um das Element geht, daß Frau „sucht“, also ihr eine gewisse Hilflosigkeit innewohnt, eine vorgefundene Leere zu füllen, könnte sich das als Ansatzpunkt herauskristallisieren, über Mechanismen nachzudenken, die direkte Ausflüsse des überkommenen sozialen Geschlechetrrollenspiels sind. Stellt Frau fest, daß sie aus der angelernten Norm ausbricht, weil sie etwa Karriere machen will, und dann lieber doch noch kein Kind zu Welt bringen möchte, kann das zu einem Trauma führen, nicht „richtig zu sein“. Dies kann dann zu einer Suche führen, nach gerade jemandem, der durch die dann entstehende Beziehung nach tradierten Sozialvorstellungen, die Frau zur Ausfüllung zwingt. Aber das sind Spielereien. Wenn Sie sich mit mir darauf einlassen möchten, dann erbitte ich mir da etwas mehr Mühegeben Ihrerseits. Ich habe meine Zeit nämlich auch nicht zu verschenken.
Ich wünsche einen angenehmen Nachmittag.