Jeden Tag fahre ich an zwei Gedenkkreuzen vorbei, die an einer Landstraße stehen. Hier kamen vor zwei Jahren zwei junge Männer bei einem Autounfall ums Leben. Sie kamen aus meinen Dorf, wuchsen dort auf, jeder kannte sie.
Seit zwei Jahren brennen jede Nacht mehrere Kerzen an dieser Gedenkstelle.
Jede Nacht.
Ich sehe im Dunkel immer schon von Weitem die Kerzen brennen. Immer berührt es mich, dass jeden Tag jemand vor Anbruch der Dunkelheit kommt, um Kerzen anzuzünden.
Ortswechsel.
Öfter fahre ich an einer Stelle neben einem Bahngleis vorbei, an der auch ein Kreuz steht. Hier hat sich vor eineinhalb Jahren ein 17jähriges, schwangeres Mädchen vor einen Zug geworfen.
Das Kreuz steht schon ein wenig schief, niemals brennen Kerzen.
Es wirkt so verlassen. Vielleicht können Angehörige und Freunde diesen Ort nicht aufsuchen, weil sie es nicht ertragen.
Gestern habe ich angehalten.
Ich habe dem Mädchen eine Kerze angezündet. Damit sie auch ein Licht hat in der Nacht.
Warum ich das gemacht habe, ich weiß es nicht. Aber mir hat es gut getan.