"Beziehungshopping" = "Warmwechseln"? => unfaires Handeln?
@****ga Dein Einwurf war berechtigt, nach dem Begriffsumfang des gemeinten Themas zu fragen. Es scheint beinahe so, als würde "Beziehungshopping" tatsächlich sehr ähnlich dem Begriff "Warmwechseln" sein. Das ließt sich jedenfalls aus dem Eingangspost.
Der Begriff wäre dann wohl laut dem EP so zu fassen: Beziehungshopper ist jemand, der von einer seiner Meinung nach gescheiterten Beziehung in eine scheinbar bedürfniserfüllende, zukunftsträchtige springt, mit dem für mich wichtigen Nebensatz, dass er den alten Partner oft sehr lange in Unkenntnis darüber lässt, eine neue (die Zweit-)Beziehung simultan eingegangen zu sein.
Wobei ich allerdings finde, dass "Warmwechseln" inhaltlich besser zeigt, dass der Beziehungswechsler, sich persönlich erst relativ sicher sein muss, dass es einem die neue, noch unverbrauchte, energiegeladene Beziehung auch ermöglicht, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, er/sie sich auch verhältnismäßig sicher fühlen muss, von neuem Partner angenommen zu werden, bevor die alte Bez. endgültig beendet. Will heißen, Warmwechsler möchten dann schon eine gewisse Sicherheit, dass sie nicht selbst auch gleich wieder vom neuen Partner abgeschoben werden(?).
Überschneidungen sehe ich auf jeden Fall zw. dem "normalen" Fremdgehen und dem "Wamrwechseln". "Warmwechsler" gehen nach Definition wenigstens emotional fremd (Fremdgehen beginnt im Kopf), bevor sie die alte Beziehung einreißen und in die neue wandeln.
Die Intention ist bei beiden anders: Der Fremdgeher möchte wohl nur sexuelle Abwechslung oder überhaupt seine sexuellen Bedürfnisse erfüllt sehen, und findet die Beziehung ansonsten von der Partnerschaftlichkeit in Ordnung, was das gemeinsame Verleben des Alltags betrifft. Er schätzt vllt. die Sicherheit und auch die Ziele, die gemeinsam erreicht wurden, auch die Vertraulichkeit (leider wird diese durch sein Fremdgehen, sofern nicht vor dem Partner kommuniziert, untergraben). Der "Warmwechsler" möchte sowohl sexuell als auch emotional sich komplett auf jemand anderes einlassen, was oftmals mit einem kompletten Beziehungsabbruch mit dem alten Partner einhergeht.
Beiden ist es mehrheitlich eigen (um negative Konsequenzen ihres Handelns zu vermeiden, im Sinne von Reaktionen des Partners), dass sie vielfach nicht kommunizieren, was sie für wirklich für Absichten haben. Täuschungen, Lügen, Maskeraden sind da beiden ein probates Mittel, um in Ruhe den eigenen Bedürfnissen nachgehen zu können. Was nicht haltbar ist, sofern sich beide Beziehungspartner auf einen gemeinsamen Wertekanon beispielsweise mit dem Wert Aufrichtigkeit geeinigt haben.
@ Velvetkatze Wer sagt allerdings, dass reine Fremdgeher in einer Bez. unglücklich sind, "nur" weil sie fremdgehen? Evtl. schätzen sie die Bez. so sehr, dass sie deshalb die Partnerschaft aufrechterhalten wollen, bei der Komponente Sexualität etwas Unterstützung von außen benötigen, um sich vollkommen wohl zu fühlen. Und ob Warmwechsler weniger doppelmoralisch gesinnt sind, wage ich zu bezweifeln. Denn oft verheimlichen sie, lange vor Beziehungsende bereits eine Affäre eingegangen zu sein, um den Schein der Treue zu wahren, damit nach außen hin ihr Verhalten als fair gewertet werden kann, was die Beendigung der vormaligen Beziehung betrifft. Also auch da nehmen sich beide Typen nichts.
@*******rus Ich würde es auch gar nicht so sehr darauf reduzieren, dass "Warmwechsler" bzw. "Bez.hopper" eine "falsches" Selbstbewusstsein haben, dass auf ihrer äußerlichen Erscheinung beruht, was ständig bedient werden möchte, damit etwas Selbstwertgefühl bei ihnen generiert werden kann. Auch sind sie nicht wirklich uneinfühlsam (denn kontaktfreudig sind sehr wohl, wozu eine gewisse Portion an Empathie benötigt wird), eben nur nicht in der erwünschten Tiefgründgikeit.
Sehr wahrscheinlich liegt ihr Verhalten an der Unfähigkeit Konflikte welcher Art auch immer, die sich aus dem menschlichen Zusammenleben ergeben, zu lösen. Denn sie haben sicher auch große innere Konflikte (die sie nicht kommunizieren können), z. B. in dem sie kaum sagen, welche Bedürfnisse sie haben, dann allerdings indirekt bis direkt erwarten, dass der andere sie erfüllt. Diese Unzulänglichkeit, Konflikte in einer Beziehung zu benennen und partnerschaftlich zu verarbeiten, führt dann oft in die Flucht, gern in eine neue Partnerschaft, wo es keine einmal keine Konflikte gibt. Aber sicherlich treten dort auch wieder welche auf, da man schließlich die eigene Persönlichkeit mit seinen Stärken und Schwächen mitnimmt, auf die der neue Parter vllt.. ähnlich reagiert, wenn es sich z. B. um die Eigenschaft handelt, bei Konflikten/Differenzen mit Ignoranz zu reagieren.
Eine verminderte Reflektionsfähigkeit (fehlender Wille dazu?)scheint auch damit einherzugehen.
@****ge Den meisten geht es hier auch nicht um eine Vorverurteilung jener Menschen.
Doch wenn sich (und da wiederhole ich mich gern noch einmal) auf ein Wertekanon mit Aufrichtigkeit, Vertrauen u.Ä. geeinigt wird, dieser von einer Seite auch real so gelebt und von der anderen Seite wenigstens zum Schein derartig gewahrt wird (in der Form, dass der aufrichtige Partner mit einem vermeintlichen Exklusivitätswillen des Gegenübers getäuscht und in Unkenntnis über dessen wahre Absichten, Motive gelassen wird), dann aber vom Warmwechsler gegen diese Abmachung doch recht willkürlich und spontan "verstoßen" wird und herauskommt, dass man seit längerem hintergangen wurde, darf eine Wertung auch ruhig einmal negativ ausfallen.
Das nennt man unfaires Verhalten (vllt. sogar "a-sozial"? im Sinne von gegen soziale Werte handelnd, die ein menschliches Zusammenleben erst ermöglichen).
Gut möglich, dass sich hier einige negativ angesprochen fühlen. Doch um die Wogen etwas zu glätten und zu differenzieren: Für mich ist derjenige kein Beziehungshopper, der fair dazu steht, sich neu verliebt zu haben und das auch dem alten Partner versucht zu vermitteln, und das am besten recht früh, sobald er/sie sich über seine Gefühle sicher wird - das gebietet doch irgendwie die Höflichkeit (also die guten Sitten), wenn man mit jemand beispielsweise mehrere Jahre zusammen lebte, eine Vertrauensbasis hatte. Reflektiert muss das dann zwar immer noch nicht sein, aber man kann sich nicht vorwerfen, unfair gehandelt zu haben.
Auch bewertet man evtl. Bez.hopper drastischer, wenn man solch einem anheimgefallen ist. Da bei einer Auseinandersetzung mit einem Thema auch eigene Erfahrungen einfließen, damit gleichsam eigene Emotionen transportiert werden, kann es schon etwas unsachlicher zu gehen.
Abstraktionen könnten da helfen (das viel beschworene Kontinuum, der Erkenntnisstrahl auf dem Grauzonen, Vermischungen zu erkennen sind
).
Und daher diskutieren wir, um uns gegenseitig evtl. noch nicht gedachte Perspektiven aufzuzeigen. Doch persönliche Unterstellungen, gar Angriffe sind dabei so sinnvoll, wie eine Badehose auf dem Mt. Everest. Außer man möchte, die Diskussion willentlich torpedieren, ihr Ende erzwingen. Aber davon gehe ich jetzt nicht aus. Ich hoffe das meine Annahme richtig ist;).
Trotz allem bleibt für mich am Ende Folgendes stehen: Es ist für mich aber eindeutig ein Bez.hopper, der in fast jeder Bez. nach dem gleichen Schema verfährt: intensive Anfangsphase (wie wohl bei fast jedem Paar), dann aber unfähig Konflikte partnerschaftlich zu lösen (sogar unfähig, sie zu benennen), dadurch sich selbst die Option zu nehmen, die Bedürfnisse erfüllt zu bekommen und dann davon stets auszugehen, es lag wieder am Partner und somit einen neuen potentiellen Partner in die Arme zu fallen, der einem scheinbar alles erfüllen könnte (mit zwingendem Konjunktivcharakter und wenig Erfolgschance auf realer Ebene).
In der Kindheit werden weichen gestellt für das zukünftige Leben, auch die Art und Weise wie in Partnerschaften agiert wird (Eltern als positive oder negative Vorbilder, mit Anlehnungs- oder auch bewusstem Abweichungscharakter von ihnen).
Wer es nicht gelernt hat, Konflikte friedlich zu lösen, bei dem die Eltern Diskussionen verboten haben, es so etwas wie Aufrichtigkeit kaum gab, ehrliche Zuneigung auch nicht an der Tagesordnung waren, der kann zu so jemand sozialisiert werden, wie beschrieben werden.
Doch ist es dennoch tolerierbar, wenn nicht sogar akzeptierbar, dass Menschen andere Menschen in dieser Form hintergehen, nur weil sie evtl. nicht wissen, was sie dem anderen damit antun (weil sie es selbst noch nie erfahren haben oder unreflektiert leben)? (Unwissenheit schützt - in dem Fall - vor berechtigter Kritik nicht, wie ich meine).