Es geht nicht um geilen Sex, um aufbrausendes Temperament, quirrliges, kapriziöses Verhalten, welches leidenschaftliches Verhalten im Sinne von Lebhaftigkeit transportiert.
Ein Mensch mit dem Temperament eines Siruptopfes kann eine schwerst leiden-schaftlichen Beziehung leben. Wie auch umgekehrt.
Prägungen und Verletzungen aus der Kindheit, die Beziehung zwischen Erwachsenen- und Kind-Ich - ein Thema, das in diesem Thread immer mal wieder aufschien und das es vielleicht verdient, noch etwas genauer unter die Lupe genommen zu werden.
Na, zum Glück hat Pesmoutizitas wieder zum eigentlichen Thema zurückgeführt. Ich glaube, genau darum geht es hier. Lesen wir noch einmal das Eingangspost mit den beiden Zitaten aus R. Norwoods Buch..
Wahre Liebe ist eine alles umfassende, verzehrende Sehnsucht nach dem Geliebten, der als andersartig, geheimnisvoll und nicht faßbar wahrgenommen wird. Die Stärke der Liebe bemißt sich an der Intensität des Begehrens. Für andere Interessen oder Ziele bleibt wenig Zeit oder Aufmerksamkeit, wiel die Energie stark darauf konzentriert ist, vergangene Begegnungen ins Gedächtnis zurückzurufen oder sich zukünftige auszumalen. Oft müssen große Hindernisse überwunden werden, folglich ist Leid immer ein Teil dieser Art von Liebe. Ein weiteres Zeichen für die Stärke der Liebe ist die Bereitschaft, um der Beziehung willen Not und Schmerzen zu erdulden. Zu wahrer Liebe gehören Empfindungen von Erregung, Ekstase, Erschütterung, Angst, Spannung, Unergründlichkeit, Sehnsucht.
..... SO wird "Liebe" von manchen empfunden und/oder bei diesen beschrieben "Symptomen" identifizieren manche "aha! Liebe!". Eine sehr kindlich anmutende Angelegenheit, die wenig bis nichts mit Partnerschaft, gleicher Augenhöhe zu tun hat. Hier haben nur Platz: Alles oder nichts, keine Selbstbestimmung, kein Geben und Nehmen in partnerschaftlichem Sinne. Die sog. "Liebe" ernährt sich von Beweisen. Und die Frage ist, WAS wird hier begehrt?? Ich denke, es ist der Liebesbeweis des anderen.
Problematisch: Wenn sich diese DRAMATIK nicht einstellt, diese ÜBERAUS GROßEN Liebesschübe, diese BEWEISE, dieses Gefühl, wenn es nicht 100% PERFEKT ist, dann ist es NICHTS, dann kommt derjenige ins Grübeln, ob es sich überhaupt um WAHRE LIEBE handeln KANN. Fehlt denn nicht das ALLESVERZEHRENDE (hier sollte man vielleicht das "h" durch ein weiteres "r" ersetzen..), was doch Liebe zu Liebe macht?
So hat derjenige vielleicht in seiner Kindheit das "Lieben" gelernt.
Als Kind, das Gefühl zu haben, sich die Liebe seiner Mutter (meist ist es die Mutter, also bitte keine Haarspaltereien hierüber) VERDIENEN zu müssen, besonders gut sein zu müssen, unsicher zu sein, welche Reaktion man bei dem vermeintlichen Nicht-Erreichen des "Solls" bei seiner Mutter auslöst, führt zu Unsicherheit, Selbstzweifeln, Versagensängsten und damit zu Verlustängsten. "Ausgleichen" tut eine solch "gestrickte" Mutter dies mit überschwenglichen (Wieder-)Liebesbeteuerungen; vllt. spürt sie selbst ihre Unfähigkeit zur wahren und wahrhaftigen Liebe zum Kinde - ja, Fromm läßt grüßen - und versucht, einen Ausgleich. Meist sind diese Mütter sich über ihre Unfähigkeit ja nicht im Klaren, sondern prägen dieses Gefühl "du-wirst-mit-meiner-Liebe-belohnt-wenn..." als Liebesgefühl beim Kind. Ein ständiges, uneinschätzbares Liebes-Auf-und-Ab-und-Hin-und-Her. Sehr aufreibend, und immer hat das Kind das Bedürfnis, geliebt zu werden, also wird es alles versuchen zu tun, um die Liebe seiner Mutter zu erhalten und dies mit immer größeren Klimmtzügen, die ja dann - tragischerweise - immer mehr von der Mutter gefordert werden (will sie doch auch den Beweis, dass ihr Kind ein gutes, liebenswürdiges Kind ist).
Habe ich dies im Kopf, wenn ich Norwoods "Leidenschaftliche Liebe" lese...
Die verunsichernde Frage ist: Hat man dann überhaupt das (WAHRE) LIEBEN gelernt? Ist man mit einer solchen Kindheit/Prägung zur "Partnerschaftlichen Liebe" fähig?
Wahre Liebe ist eine Partnerschaft, an die sich zwei Menschen, die einander viel bedeuten, aufrichtig gebunden fühlen. Diese Menschen teilen viele grundsätzliche Werte, Interessen und Ziele und tolerieren bereitwillig die individuellen Verschiedenheiten des anderen. Die Stärke der Liebe bemißt sich am Grad des gegenseitigen Vertrauens und Respekts. Die Beziehung erlaubt beiden, in allen Bereichen des Lebens selbstbewußter, kreativer und produktiver zu sein. Erfahrungen, die sie miteinander teilen, sind für sie eine Quelle der Freude - die gemeinsamen Erinnerungen, das gegenwärtige Leben, die Zeit, die vor ihnen liegt. Für jeden der Partner ist der andere der liebste und wichtigste Freund / die liebste und wichtigste Freundin. Ein weiterer Maßstab für die Stärke der Liebe ist die Bereitschaft, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein, daimit die Beziehung wachsen kann und an Nähe gewinnt. Zu wahrer Liebe gehören Empfindungen von Klarheit, Sicherheit, tiefer Zuneigung, Verständnis, Kameradschaft, gegenseitiger Unterstützung und Wohlbehagen.
Natürlich! Weil ja nur ein ganz bestimmter Teil von uns (das Kind) diese leidenschaftlichen Liebesbeweise braucht. Nicht aber der Erwachsene. Der wird nämlich durch dieses Leiden ganz erheblich GESTÖRT!
Ja, natürlich ist man dazu fähig, Vor allem, wenn man davon ausgeht, dass wir Menschen eine Seele haben, Spiritualität uns umgibt und wir lernen können, Fehler, die andere an uns gemacht haben (mutter) zu korregieren. Dazu müssen wir allerdings soviel Selbstwertgefühl entwickeln, um dem alten Glauben "mutter-hat-immer-Recht" abzuschwören, um zu einer Selbstbestimmung zu kommen.
"Nur", weil man gelernt hat, es an falschen Dingen festzumachen, heiß es noch lange nicht, dass man es nicht "richtig" erleben kann. Man muss "nur" die falsche Schablone aus der Hand legen.
Aber ich frage mich immer häufiger, ob ich auf Dauer in einer leidenschaftslosen Beziehung leben kann und will. Was, wenn, um ein anderes (von Lara37 gewähltes) Bild, das mich angesprochen hat, zu wählen, das Feuer nicht (mehr) hochlodert und keine Funken mehr sprühen. Wie lange dauert es dann noch, bis es ganz erlischt, Kälte um sich greift und, womöglich, auch mein Herz ergreift?
Denn mMn ist Liebe nicht das Hochlodernde und Funkensprühende. Dieses sind das, was Antaghar so treffend mit der Blume der Leidenschaft beschreiben hatte.
Und nun lese ich it Stirngrübeln:
erlaube ich mir die provokante Frage zu stellen: kann ein leidenschaftlicher Mensch eine leidenschaftslose Beziehung führen (und umgekehrt)? Ist es unter diesen Umständen möglich, die eigene Authentizität zu wahren?
Was, bitte, ist denn ein "leidenschaftlicher Mensch". Halte ich mich an die (Norwood) Definition, ist die Leidenschaftlichkeit lediglich eine "Fehlprogammierung" (die ja auch von dem Progammierten als fehlerhaft empfunden wird, weil´s ja schmerzlich ist, oder?!) Die Frage ist doch, kommst Du (Dein Kind-Ich) ohne die von mir weiter oben beschreibenen LIEBES-BEWEISE aus (welche ja gar keine sind.. sie sind lediglich Balsam aufs Kinderherz). Dein FRAU-Sein wird damit gar nicht bedient, ganz im Gegenteil. Die bleibt nämlich ziemlich unterversorgt. Und ich meine nicht, dass Du auf Hingabe (im positivsten Sinne!), Hingabe an Deine
erwachsenen, fraulichen Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen, verzichten sollst! Wiederum im Gegenteil!
Ist das Topic oder Off-Topic, liebe Pestmoutizitas?
Florestine
(...die sich sehr wohl erinnert, wie es ist, irgendwann im Leben schmerzlichst entdeckt zu haben, dass dieses -emotionale- innere Kind verschreckt auf einer Entwicklungsstufe zeitweilig stehen geblieben sein kann.)