Weiß leider nicht ob Dir das jetzt hilft...
... aber ich erzähl Dir jetzt einfach mal ein wenig von mir.
Als ich Kind war, hatte ich enorme Angst vor Veränderungen jeglicher Art.
Wollten meine Eltern nur mal Möbel umstellen, weil die alte Konstellationen ihnen nicht mehr behagte, hab ich mich sogar an den Möbeln festgeklammert. Vermutlich kam diese Angst vor Värenderungen durch die Tatsache, dass mein Vater für 2 Jahre in den Irak zum Arbeiten musste, als ich erst 2 1/2 Jahre alt war und ich eigentlich immer mehr ein Papa-Kind war. Dann kam die Scheidung und zu der Angst vor Veränderungen machte sich auch noch eine Verlustangst breit, die noch stärker wurde, als meine Mutter mit ihrem neuen Freund nach Berlin gezogen ist und ich mit musste. Nach knapp 2 Jahren hat sie sich von dem Mann - an den ich mich bis dahin dann endlich gewohnt und ihn mögen gelernt hatte - getrennt, was meine Verlustangst wieder ein Stückchen größer werden lies. Wir sind dann an den Chiemsee zu meiner Oma gezogen. Durch das ewige umziehen ist allerdings meine Angst vor Veränderungen nicht kleiner geworden. Und dann ist mein Vater auch gestorben als ich 15 war. Die Verlustangst war dann endgültig ausgewachsen.
Mit 16 hab ich dann mein Schatzl kennen gelernt. Naja ich hab damals selbstverständlich nicht dran gedacht, dass die Beziehung so lange gehen würde, hätte ich mich auch nie getraut, denn ich hab mir mittlerweilen angewohnt gehabt, grundsätzlich damit zu rechnen, dass nichts, rein gar nichts von Dauer ist und schon gar nicht von langer. Die Freunde vor Schatz waren ja auch nie soooo lange meine Freunde - halt dem Alter entsprechend. Naja, jedenfalls kams wie´s kommen musste, dass er mir nach 3 Wochen Beziehung fremdgegangen ist und das auch noch mit meiner damals besten Freundin. Erfahren hab ichs durch eine weitere Freundin 2 Monate später. Das Vertrauen war wie Ihr Euch denken könnt im Ar... . Und ab da hab ich ihn quasi kasteit, denn ich hab vor lauter Angst, ich könnte diesen Mann - ich hatte seltsamerweise da schon sehr starke Gefühle für ihn, was bei denen davor nicht so war - verlieren, die Regeln aufgestellt, dass keiner von uns beiden (ich hab Regeln immer für beide gelten lassen) mehr alleine in ne Diskothek oder ein Bistro darf. Glücklicherweise hat er das sogar mitgemacht. Und das hat mir Sicherheit gegeben. Naja, ich hab dann einfach mal ein Weilchen gar nicht so an meine Angst gedacht, sondern einfach die Beziehung, wie sie dann war genossen. Dummerweise - oder eigentlich sollte ich sagen glücklicherweise - hab ich irgendwann nach 3 Jahren Beziehung das Gefühl bekommen, dass es das einfach noch nicht gewesen sein kann. Ich hab mich dann anfangs heimlich mit anderen Männern getroffen - nicht zum Sex, sondern nur zum Ausgehen. Dann hab ich aber ein so bescheidenes Gewissen gehabt, dass ich irgendwann die ganzen Regeln die ich uns gemacht hab über Bord geworfen habe. Er natürlich nicht blöd, hat sofort gemerkt, dass da mehr dahinter steckt und hat bei mir nachgebohrt. Ich natürlich schlechtes Gewissen hab das alles gestanden. Der Krach war vorprogrammiert, nicht weil ich mit den Männern furt war, sondern weil ich die Regeln gebrochen hatte. Ein riesen Beziehungskrach mit anschließendem Beziehungsupdate folgte und wir beschlossen, dass jeder dann furtgehen kann, wenn er will, ob nun alleine oder nicht. Ein paar Jahre später haben wir dann unsere Beziehung geöffnet.
Und ich denke, wenn mein Schatz meine aus der Angst heraus getroffenen Regeln nicht hätte mitgemacht und mir damit Sicherheit gegeben, ich glaube ich hätte bis heute kein Vertrauen mehr gefasst.
Vielleicht hätte ich diesen Prozess durch diverse Therapien oder so noch beschleunigen können, habs aber halt nicht getan und vorbei ist vorbei. Heute kann ich gelassen auf die Vergangenheit blicken, ohne dass sie mir Angst bereitet. Ganz im Gegenteil, wenn ich heute zurück gucke, dann sehe ich da ein kleines Kind, was sich dafür bedankt, dass ich durchgehalten habe.
Ob Dir das jetzt was bringt, ich weiß es nicht, aber Du hast nach Erfahrungsberichten gefragt und da Dein Problem mit Deiner Vergangenheit zusammen hängt und meines das auch tat, dacht ich, ich erzählt das einfach mal.
Meine Geheimzutaten für mein Geheimrezept waren "Geduld", "Zeit", "Nähe", "Einfach laufen lassen" und "Schutz" - wie Deine Geheimzutatten für Dein Geheimrezept aussehen, musst Du herausfinden.
Vielleicht ist es also manchmal ganz gut, sich einen kleinen Schutz(zaun) zu basteln, bis man stark genug ist, um den wieder einzureissen.