Wünsche konkretisieren
Was will ich eigentlich? Und ist das, was ich will, realistisch?
Jaaa, was willst Du eigentlich? Das denke ich ist schonmal ein Punkt, den Du für Dich klären musst.
Gut, zugegeben, ich bin auch nicht auf Männersuche gewesen und hab mir gesagt: "Das, das und das will ich auf alle Fälle" aber ich wußte, es muss eine längere Beziehung ohne Zwänge sein.
Realistisch - ja, nun wen Du diese Liebe und Beziehug lebst, die Du Dir wünscht, dann ist sie ja realistisch, auch wenn sie ein Jahr davor noch völlig unrealistisch in Deinen Augen war. Da würde ich also nicht allzu viel Gewicht drauf legen.
Abgesehen davon frage ich mich, ob ich mit dieser Beziehung nicht vor allem deswegen Probleme habe, weil ich so etwas nicht gewohnt bin. Weil sich das Kind in mir nur dort zuhause fühlt, wo es um Zuneigung kämpfen muß? Ist es nicht eigentlich wünschens- und erstrebenswert, das Kämpfen aufgeben zu dürfen?
Ja, ja und nochmals Ja. Ich bin sogar davon überzeugt, dass eine Beziehung nur dann richtig erfüllen, glücklich und befriedigend wird, wenn man den ewigen Kampf nicht mehr austragen muss. Hier möchte ich allerdings anfügen, dass ich Streitereien, Diskussionen oder Meinungsverschiedenheiten über bestimmte Sachthemen oder Situationen nicht als Kampf ansehe, sondern als das was sie sind, nämlich unterschiedliche Meinungsdarstellung mit dem Ziel einen Konsens zu finden. Mit Kampf meine ich den ewigen Kampf mit sich selbst und damit um die Liebe, Aufmerksamkeit...
Und ich befürchte, wenn ich mir so die folgenden Absätze durchlesen, dass dazu wirklich nötig ist, aus den alten, kindlichen Schatten zu treten und sich von den alten, kindlichen Ängsten zu befreien. (kindlich steht hier für in der Kindheit entstanden) Daher könnte ich mir durchaus denken, dass Du deswegen jetzt so verunsichert in Deiner jetzigen Beziehung bist.
Der "Fehler" wird wohl sein, daß ich, wenn ich mich auf eine Beziehung einlasse, dies mit Haut und Haaren tue und immer auch eine tiefe emotionale Bindung entwickele. Und dann tue ich, leidenschaftlich wie ich bin, alles mir Mögliche, um die Beziehung wachsen und gedeihen zu lassen.
DAS ist sicherlich noch nicht der Fehler, denn das ist doch einfach wundervoll. Der Fehler dürfte wohl eher im folgenden Satz von Dir
Leider vergesse ich mich manchmal bei diesen Bemühungen um die Beziehung und überschreite dann wohl den schmalen Grat zwischen Leidenschaft und Obsession.
liegen. Und der fürchte ich, hat wieder mit Deiner Kindheit zu tun.
Erwartungen habe ich grundsätzlich weder an meinen Partner noch an unsere Beziehung.
Sicher schonmal eine sehr gute Einstellung, denn Erwartungen haben nämlich eines in sich:
Das WARTEN, man wartet auf die gewünschte Reaktion, Situation oder sonst was und ist dann selbst-verständlich ent-täuscht, wenn dies nicht eintrifft aber man doch so brav gewartet hat.
Soll ich wirklich auf einen Glücksfall spekulieren, der sich vielleicht nie einstellen wird? Oder lieber das vergleichsweise bescheidene Glück genießen, das mir zuteil geworden ist?
Kommt drauf an, ob es eher eine Flucht aus der derzeitigen Situation wäre, weil Du da vor irgendwas Angst hast - sei es auch unbegründet - oder ob die derzeitige Beziehung einfach schon "Vergangeheit" in Sachen Gefühle ist.
Ja, was sagt eigentlich mein Gefühl? Im Moment sind es sehr widerstreitende Gefühle, die mich beherrschen. Mein Kind-Ich streitet sich mal wieder mit meinem Erwachsenen-Ich... Das Kind-Ich will große Gefühle, will bedingungslos geliebt werden, das Erwachsenen-Ich schüttelt verständnislos den Kopf und fragt sich, wann das Kind-Ich endlich einsehen wird, daß die Zeit dafür vorbei und der Mann an seiner Seite nicht der richtige Adressat für derlei Ansinnen ist.
Ich glaub, es wird Zeit, dass Du mal die goldene Mitte findest. Dass Du mal weder alles NUR mit dem Gefühl machst, genauso wie Du weder alles NUR mit dem Kopf machst. Aber in Prinzip schreibst Du das ja schon selber... insofern, ran an die Aufgabe.
So, das wars erstmal, muss erst weiter nachlesen...