Gedanken zum Leben mit und ohne „Behinderung“...
Hallo liebe LeserInnen dieses ThreadsDen Begriff „Behinderung“ werde ich mit Absicht nicht näher unter die Lupe nehmen.
Versteht und fühlt doch jeder anders bei diesem Wort.
Ich hoffe, all jenen, die dies lesen oder sich mit dem Thema identifizieren können, nicht weh zu tun! Das liegt mir ferner als alles andere!!! Nur fällt es oftmals schwer, für jeden Menschen, jede Persönlichkeit und jedes Gefühl die richtigen Worte zu finden.
Ebenso möchte ich niemandem die Augen öffnen, der sie sowieso nicht geöffnet haben will.
Einfach nur meinen Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen. (wenn der falsche Ort für diesen Thread, so bitte verschieben – danke)
Falls die Frage aufkommt: Nein, ich bin nicht behindert.
Wie hat alles angefangen? Den Anfang machte meine Oma.
Ich kenne meine Oma nur aus Erzählungen und von Fotos. Es macht mich sehr traurig, dass
Ich diese bewundernswerte Frau NIE kennen lernen durfte. Sie hätte mit Ihrer Wärme viele Herzen erwärmen können...
Sie war selbst noch ein kleines Mädchen, als ein betrunkener Kutscher (jaaa, solange ist das her) sie angefahren hatte. Zuerst hatten die Ärzte „nur“ der Fuß entfernt. Doch da die Medizin noch selbst in den Kinderschuhen lag, wollte die Wunde einfach nicht aufhören, Probleme zu machen. So kam es, dass aus einer anfänglich kleineren Wunde ein komplett amputiertes Bein wurde.
Meine Oma hat ihr Leben gemeistert, mit diesen tollen, schweren Prothesen, die das Leben mehr erschwerten als erleichterten. Sie gebar 9 Kinder, ging in eine Fabrik um Geld für die Prothesen zu verdienen, und starb viel zu jung. Abermals ein betrunkener, diesmal Autofahrer, der Oma und einem Bekannten ins Auto knallte. Meine Oma war Beifahrerin, hatte keine Chance, beide Fahrer überlebten.
Ihre größte Tochter (meine Mama) war gerade 20 Jahre alt, frisch verheiratet und viele, viele Kilometer von der Familie getrennt, Ihr kleinster Sohn war gerade 5.
Zeitsprung
Meine Mama hat eigene Familie, selber 2 Töchter
Mama hat große Probleme mit den Augen, hätte als kleines Kind eine Brille gebraucht.
Sie ist ohne Brille auf einem Auge nahezu blind – wir fragen uns alle, wie lange es so „noch gut geht“, es wird mit der Zeit immer schlimmer. Sie kann nichtmehr so lange lesen, sieht immer weniger, ohne Brille nichtmal die Überschriften der Zeitung.
Meine Schwester ist an der Gehörlosigkeit vorbeigerutscht.
Hatte bis zum Alter von 7 Jahren 6 Ohroperationen, las anfangs mehr von den Lippen ab.
Wusste bis zu Ihrer ersten Operation nichtmal, dass ein Wasserhahn auch Geräusche macht...
Ihr war das Glück hold: Durch das Gluckenhafte verhalten unserer Mama und die Entwicklung der Medizin hat die Kleine (jetzt 17) es geschafft, Ihr Gehör zu behalten. Es sogar ausprägen können. So sehr, dass Sie mittlerweile professionell Saxophon spielt.
Meine Person hat auch mehr oder weniger große / kleine Einschränkungen.
So ist meine Wirbelsäule kerzengerade, es fehlt der Schwung in den Bewegungen.
Eine etwas größere Oberweite zieht, habe Verspannungen und solche Scherze.
Das schlimmste war, als sich meine Wirbelsäule entzündet hat. Dauerte ca. ein halbes Jahr, um wieder schmerzfreier und bewegungsfreier leben zu können.
Durch die Entzündung war es fast unmöglich, schmerzfrei z.B. Haare zu kämmen oder Zähne zu putzen.
Die Entzündung hat den kompletten Bewegungsapparat, die Muskeln betroffen, konnte die Arme nichthehr heben, solche Sachen. Tat halt alles weh – wirklich sehr weh!
Dann noch ein Sturz von meinem damaligen Pferd: Er ist durchgegangen, war nichtmehr zu halten. Ohne lang drum rum: ich bin gestürzt, hatte mehr Glück als Verstand – trug einen Helm, landete auf Hinterkopf, Halswirbelsäule und der linken Schulter. Aussage der Ärzte: alles geprällt: Nacken, Schultern, Hinterkopf. Könne von Glück reden, nichts gebrochen zu haben.
Da meine Gedanken:
Wie weit ist jeder von uns davon entfernt, mit einer Einschränkung leben zu müssen?!
Das Leben, Wir, unsere Gesundheit ist alles so relativ...
Wie schnell kann es jedem einzelnen von uns ergehen?
Daher auch wie schon oben gefragt: bin ich behindert? Nein, ich bin es nicht.
Aber was nicht ist, kann ja noch werden!
Ein Satz, den Menschen gerne nutzen, um sich etwas „schön zu reden“ doch selten nutzen,
um der Realität ins Auge zu sehen...
Liebe Grüße an alle joy-cluber und keep on smiling!
Eure dusky