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Das ganz eigene BDSM

**********zc_bw Paar
352 Beiträge
Jeder definiert sein BDSM nach seinen
Vorstellungen. So unterschiedlich wie die
Menschen sind, so unterschiedlich ist das
eigene BDSM.

Für uns wäre BDSM ohne Achtung, Respekt und
vor allem Liebe nicht denkbar.

Für uns ist das nicht nur ein Spiel, sondern schwingt
immer mit. Durch den vielbeschworenen Alltag gerät
BDSM zwar ab und zu in den Hintergrund. Und trotzdem
ist unser BDSM immer da.

Unser BDSM ist niemals roh und stumpfsinnig. Gefühle sind
uns sehr wichtig. Das Gefühl sich gehen lassen zu können sei
hier als Beispiel genannt.
Alle Sorgen und Ängst hinter sich zu lassen.

Vertrauen in sich, seine Stärke und den Partner ist dabei
genauso wichtig. Ebenso das einhalten der jeweilige Grenzen
und NoGo's. Wobei die Grenzen nicht starr sind.
Sonst wäre es nicht möglich.

Es ist für uns mehr als nur ein Spiel mit sexuellem Hintergrund.
Unser Leben wird dadurch auf eine bis dahin nicht gekannte Art
und Weise bereichert.

Irgendwie war BDSM schon immer da. Auf die eine oder andere
Art und Weise. Und ohne das wir wussten was BDSM ist. Irgendwann
im Leben kam der Zeitpunkt vieles zu überdenken. Unser Lebensmodell musste in Frage gestellt und neu überdacht werden.
In dieser Zeit sind wir zum ersten Mal mit BDSM in Berührung gekommen.

Es folgten viele Gespräche. Zweifel und Ängste musste beseitigt werden. Um schliesslich uns klar und deutlich zu BDSM zu bekennen.
Danach war auf einmal alles ganz klar. Das war das was uns bisher noch fehlte.
*******hess Frau
3.437 Beiträge
Magische vier Buchstaben
Seit meinem letzten Beitrag in diesem Thread ist gar nicht so viel Zeit vergangen, wohl aber ein gewaltiger Entwicklungsschub bei mir.
Damals(das klingt, als sei es ewig her!) hatte ich noch extreme Schwierigkeiten, das was ich betreibe BDSM zu nennen. Heute weiß ich,
dass ich -gemeinsam mit meinem Dom- auf dem Weg zu meinem ganz eigenen BDSM bin und ein Ende ist nicht abzusehen.
*******ster Mann
14 Beiträge
Ganz eigener BDSM
So ist es doch immer!

Man muß seinen eigenen Weg finden! Es gibt nicht nur einen Weg in BDSM !
Das freut für mich sehr für dich
duchess...

und was du sagst, Dom_Meister, find ich gut...es gibt nicht nur einen Weg im BDSM....da sollten sich einige mal ein Beispiel nehmen...lach...
*******ster Mann
14 Beiträge
Man lernt immer mehr dazu! Es gibt Sachen die genau in meine Richtung gehen und andere wiederum garnicht!

Ich mag z.B. keine Nadeln , während andere Doms so etwas sehr gerne benutzen!

Jedem das seine
Nun...
wäre auch nicht mein Ding...wäre ein absolutes Tabu...mal so am Rande erwähnt. *gg*

Mir gehts aber vor allem um die allgemeine Art, wie ein Dom auch mit einem umgeht, da sind mir persönlich schon Dinge untergekommen...da denk ich mir wirklich....neee....das was der eigentlich will, das bin ich gar nicht...soll er mit ner anderen glücklich werden, aber nicht mit mir..ich lass mich weder so behandeln, noch lass ich mich dahin verbiegen....ich konnte aber bis zu meinem Thread hier nie genau ausdrücken, was ich meine. Bis ich irgendwann mal sagen konnte, ok sein BDSM ist nicht mein BDSM...fertig...
So einfach ist das
ok sein BDSM ist nicht mein BDSM...fertig...

Wer genau diesen simplen Satz begriffen und verinnerlicht hat, der hat sich freigemacht von lächerlichen Ritualen und Regeln, die Fremde aufstellen, aufdoktrinieren und als ihr BDSM-Evangelium verkünden. An diesem Punkt fängt das eigene Leben der Neigung an und schafft erst die Erfüllung, die jeder sucht. Jeder wird an diesem Punkt feststellen, dass BDSM zum größten Teil im Kopf stattfindet und nicht mit der Peitsche in der Hand. Die leisen Töne machen die Musik. Die eigene Suche wird oft behindert durch das Imitieren, das Anlehnen und dem Nachgeben von fremden Einflüssen. Es ist ein Betrug an der eigenen Seele, wenn man versucht sich nach anderen Vorbildern zu verbiegen.

Gruß
Hank
**********o9846 Mann
85 Beiträge
egal wie einig das Paar ist...
das jeweilige Auskosten / Austesten der jeweils anderen Grenzen gehört auch dazu.

Habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen, aber m.E. gibt es auf jeden Fall Übereinstimmungen in der grundsätzlichen Gestaltung zwischen den Partnern - alleine schon dadurch, dass Tabus besprochen und eingehalten werden.

Grenzüberschreitungen erweitern doch die Grenzerfahrungen und machen doch das gemeinsame BDSM reizvoller. Immer eine gefügsame Sub ist langweilig.

LG vom Kater Karlo
*******hess Frau
3.437 Beiträge
Tasten im Nebel
Danke für die wie immer treffenden Worte, Hank!
Wenn man oder frau dieses seltsame Drängen nicht länger leugnen oder unterdrücken kann, beginnt die Suche nach Begriffen, der Wunsch zu verstehen, was da eigentlich in der eigenen Seele vorgeht.
Ich habe alles gelesen, was ich finden konnte. Immer wenn ich glaubte, verstanden zu haben, kam von irgendwo eine völlig gegenteilige Aussage. Wie gern hätte ich so etwas wie eine allgemeingültige Anleitung gefunden, wie "man" BDSM lebt. Es ist wie das Überschreiten der Grenze in ein unbekanntes Land, das in dichten Nebel gehüllt ist.
Zunächst wird dankbar jede Hand genommen, die Halt und Führung verspricht. Oft entstehen tiefe Verletzungen, weil es die falsche Wahl war. Ich hatte Glück, relativ schnell Ratgeber zu finden, die zwar den nötigen Halt gaben, aber nicht versuchten, mir ihre Vorstellungen aufzudrängen. So konnte ich in meinem eigenen Tempo Schritt für Schritt herausfinden, wohin mein ganz persönlicher Weg geht.
*danke* *diegroessten*
Ich stimme den vorigen Beiträgen zu.

Ich denke die eigene Art des BDSM -wobei ich
diesen Begriff nach wie vor nicht so gerne
verwende- hängt ja von sehr vielen Aspekten
und Faktoren ab, ich möchte nur ein paar
erwähnen…da sind zum einen die persönliche
Lebensgeschichte, die Veranlagung und die
individuellen Vorerlebnisse sexueller und
emotionaler Art und mehr....

Von ausschlaggebender Bedeutung ist meiner
Meinung nach aber vor allem auch die Art der
Beziehung zwischen den jeweiligen beiden
Menschen. Ich denke, es macht schon einen
enormen Unterschied, ob die Beteiligten mit
BDSM vorrangig ihre sexuelle Veranlagung
ausleben möchten oder ob sie damit auch ihre
ganz speziellen Gefühle und Haltung
gegenüber einer geliebten Person ausdrücken
möchte. Ideal ist für mich die Kombination, das
ist für mich das wirklich das große Glück und
ich bin sehr froh, dies mit meinem Liebsten
gefunden zu haben…
Begriffe wie BDSM verwenden wir eigentlich
gar nicht…wir tun einfach wozu wir uns
gegenseitig inspirieren und entdecken immer
wieder Neues…

Unsere ganz besondere Erfahrung ist dabei,
dass BDSM die körperliche Beziehung, vor allem
aber auch die seelische und gefühlsmäßige
Bindung sehr viel tiefer, stärker, intensiver,
aufregender und, und, und…..macht

Liebe Grüße
Elissa
Ach Hank
schwärm....

Es ist ein Betrug an der eigenen Seele, wenn man versucht sich nach anderen Vorbildern zu verbiegen.


immer diese schönen weisen Worte von Dir.... *baeh*


Ich glaub ich hab ein neues Motto gefunden....
DOMs...
Neigen dazu das eben immer nur ihre meinung glit... Sie sind eben dom... *g* als anfänger solltet ihr einfach im ruhe gucken was euch gefallen könnte... Es locker aus probieren und vor allem zu nichts überreden lassen nur aus nächstenliebe... BDSM ist ein großes thema mit vielen sparten... Da muß jeder selber gucken was daraus ihm oder eben ihr gefällt...
****ie Frau
121 Beiträge
immerwärender....
.... Entwicklungsprozess.
Ich lebe BDSM nun schon seit gut 7 Jahren. Und gerade die festen vorgeschriebenen Relgeln und Verhaltensmuster waren es, die mich am Anfang so erregt haben, und die zu erreichen, mein oberstes Ziel waren. Schlußendlich habe ich das nie auch nur einmal so gelebt... Irgendwie kam es nie dazu, mit den Partnern kamen neue Impulse ... ein Entwiklungsprozess der nie aufhört. Und das ist es was ich bis jetzt so ungeheuer spannend finde.... diese nie endende erfahren der eigenen Lust und wo sie einen hintreibt.
Ich lasse heute Dinge zu, die noch vor 2 Jahren ganz oben auf meiner Tabuliste standen und geniesse sie jetzt bis in die letzte Zelle.

... wenn man einen Partner hat, wo Vertrauen, Liebe, und begehren die Basis bildet... dann ist das gemeinsame entdecken, ausprobieren, wagen und einfach passieren lassen.. das eigentliche Spiel.

wünsche dir noch viele solcher Erfahrungen und Momente

Shy. *ja*
Danksagung
@*******lady und @*******hess

Vielen Dank für die Blumen. Ihr macht mich ganz verlegen.

@**le
Mich verblüfft immer wieder, wie sehr die Suche nach dem eigenen Weg von Fremdsteuerung beeinflusst wird. Vor allem am Anfang, wenn man sich seiner Neigung und des nicht krankhaften Charakters noch nicht sicher ist, ist Hilfe und Orientierungshilfe sinnvoll. Aber wenn im Kopf die Akzeptanz des eigenen Seins, Fühlens und Begehrens klar ist, dann muss die Suche nach dem eigenen Weg beginnen. Klar, wir haben alle Techniken und Sessions von anderen ab- und angeschaut. Das ist aber nur Handwerk. Die mentale Erdung der Neigung und die Integration in das bestehende Leben, ob als Spielereignis oder als D/s-Beziehung im Alltag, muss jeder sehr schnell individuell gestalten. Sonst passiert das, was wir immer wieder lesen. Bin ich als Sub bealstbar genug? Zeige ich als Dom genügend Härte und Konsequenz? Darf mein Dom eine Zweitsub haben? Wie lerne ich das auszuhalten usw. Die Liste ist endlos und sie zeugt immer von Fernsteuerung. Jeder kann in seiner eigenen Welt zufrieden sein BDSM leben, ohne Minderwertigkeitskomplexe haben zu müssen, weil seine Sub schon nach dem 50igsten Peitschenhieb zusammenbricht. Wir haben es nicht mit einem Sport, sondern einer seelischen Ausrichtung zu tun. Welche Folgen eine Fehlorientierung der Seele haben kann ist fast jedem bekannt. Warum wollen viele ihrer Seele das genau mit der schönsten Beschäftigung der Welt antun? Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sollten uns steuern. Spüren was uns und unserem Partner gut tut. Nur uns, das ist der Punkt. Ob mich der Dom gegenüber als solchen akzeptiert, ist mir so egal wie ein umgefallener Sack Reis am Mekong. Den Dom gegenüber nehme ich nur als Mensch wahr, nicht als Dom. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Subs sollten das genauso sehen. Denn die eigene BDSM-Beziehung findet nur zwischen den Partnern statt und nirgendwo anders. Und nur in dieser eigenen Welt findet auch jegliche Weiterentwicklung statt. Werden Impulse von außen als Kopie hineingetragen, dann werden sie immer ein Fremdkörper bleiben.

Gruß
Hank
@hank42
Geschätzter Hendrik

Ich ziehe meinen Hut vor deinen weisen Worten. Ich kann dem von dir geschriebenen von ganzem Herzen uneingeschränkt zustimmen!


Herr-zliche Grüsse
Roland
Ja, auch ich kann das nur unterschreiben. Jeder für sich, und auch- insbesondere aber wenn man nicht nur eine Spielbeziehung hat-
die Partner GEMEINSAM finden ihren eigenen Weg, wie sie SM leben möchten. Und nur diese beiden entdecken/erobern für sich ganz allein ihre Form des SM.
Wenn man dann nach Jahren mal zurückblickt und sieht, welche Entwicklung man gemeinsam genommen hat, dann macht einem das schon ein Stück stolz - und es zeugt (zumindest in unserem Fall des partnerschaftlich-gleichberechtigten UND des smigen Lebens) von Liebe.

Lieben Gruß, insbesondere an Hank42 und Herr 42
wolf442
*******pain Paar
389 Beiträge
Das Eigene und das Fremde
Hank42 schrieb in seinem nachdenkenswerten Beitrag:

"Mich verblüfft immer wieder, wie sehr die Suche nach dem eigenen Weg von Fremdsteuerung beeinflusst wird."

Ich versuchte zu spüren, ob ich diese Verblüffung nachvollziehen kann. Ich entdeckte genau das Gegenteil: es würde mich verblüffen, wenn es nicht so wäre.

Wir Menschen sind keine Individuen (was übersetzt "Unteilbare" heisst), sondern immer nur in Bezug zu anderen und Anderem. Unser Leben beginnt bereits so: wir sind als Säuglinge nichts ausserhalb des Bezugs zur Mutter. Später beginnen wir, ein Bild von uns zu entwickeln, und diese Entwicklung geht parallel zur Entwicklung unseres Sprachvermögens. Sprache aber lernen wir wiederum in einem Bezug zu anderen – deshalb heisst sie auch "Muttersprache".

Und wenn wir zwölf, dreizehn Jahre alt sind, ist alles, was wir von uns denken, fühlen oder wissen, hervorgebracht durch unsere Auseinandersetzung mit anderen. Alles, was wir keimhaft-dunkel in unserem Wesen ursprünglich getragen haben, formt sich in seiner bestimmten sichtbaren Gestalt nur in der Auseinandersetzung mit anderen, mit der Gesellschaft im allgemeinen, aus.

Später dann mögen wir entdecken, dass unser Selbstbild gar nicht von uns selbst hervorgebracht wurde, sondern dass es bestimmt ist durch Glaubenssätze und Wertvorstellung anderer. Wenn wir dann an dieser Enge zu leiden beginnen, stellen wir uns die Frage, wer wir selbst eigentlich sind – und diese Frage kann der auslösende Impuls zur Suche nach unserem eigenen Weg werden.

Was Hank für den Bereich des BDSM beschreibt, gilt für das menschliche Leben allgemein: die Suche nach dem eigenen Weg begleitet unser Leben. Das Abstreifen von Fremdbestimmung, das Loslassen von fremden Wertmassstäben und die Hinwendung zu mir selbst, zur Frage: was will ich selbst denn eigentlich?, gehört zum geistigen Reifeprozess des Menschen. Menschen sind da sehr verschieden: Manche sterben, ohne sich jemals Gedanken über das gemacht zu haben, was sie selbst eigentlich wollen, andere wiederum setzen sich genau dies als höchstes Ziel.

Aber selbst wenn wir uns fragen, was wir denn selbst wollen, sind wir bezogen auf die Angebotspalette von Verhaltensmöglichkeiten, die unsere Welt uns zur Verfügung stellt. Immer orientieren wir uns an dem, was "geht", was andere tun oder lassen. Wir fühlen uns von etwas angesprochen, unser Inneres kommt damit in Resonanz, und wir beginnen, es für uns anzueignen.

Auch das "ganz eigene BDSM" ist niemals "ganz eigen", sondern vielfach geprägt durch das, was wir an anderen erlebt oder von und über andere gelesen oder geschaut oder gehört haben. Und selbst wenn wir uns am Ende von allen Vorstellungen des "Perversen" befreit haben, wenn wir alle Ängste, ob unseres Verlangens "dumm angeschaut" zu werden, fallen gelassen haben, bleibt das "ganz Eigene" doch auf den Partner bezogen, dem es ja mit unseren Lüsten gut gehen soll. Deshalb spricht Hank auch zu Recht von BDSM-Beziehung. Der Partner ist die letzte Schranke des Selbstsein-Könnens.

Ich kann mich auch von dieser Schranke befreien – in der Folge werde ich frei, aber einsam sein.

Die Suche nach meinem "eigenen Weg" wird also mindestens von der Fremdsteuerung durch meinen Partner beeinflusst. Im Unterschied zu Hank würde es mich eher verblüffen, wenn ich einen Menschen träfe, der sich auch noch von dieser Fremdsteuerung befreit hat.

Ich lese Hanks Gedanken so, dass zwei Menschen, die in einer Partnerschaft ihr Glück suchen, die Leitlinien ihres Handelns aus ihren eigenen Bedürfnissen und nicht aus äusseren Wertmassstäben gewinnen müssen, soll denn ihre Suche nach Glück erfolgreich sein.

E ist jedoch ein allgemeiner Reflex von uns Menschen, dass wir immer dann, wenn unser Partner unsere Bedürfnisse nicht erfüllt, wir versuchen, ihn dazu zu zwingen, indem wir auf andere, auf Allgemeines verweisen ("Schau mal, jene Sub hält doch auch locker fünfzig Hiebe aus – warum zickst du da so herum?"). Der Blick nach den Anderen, nach dem "man", geschieht also immer dann, wenn wir verunsichert sind, wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt werden. All diese Mechanismen gelten nicht nur für BDSM, sondern sind dem Leben im Allgemeinen inhärent. Denn kaum etwas ist schwerer als ein unerfülltes oder unerfüllbares Bedürfnis aufrechtzuerhalten, das von niemandem ausser mir geteilt wird. Die hierfür notwendige Stärke – Souveränität – aufzubringen, fällt den meisten Menschen schwer. Deshalb flüchten sie sich in die Orientierung an das, was andere tun – etwa hier im JC.

Die von Hank kritisch beäugte "Fremdsteuerung" ist so fremd nicht. "Klar", schreibt Hank, "wir haben alle Techniken und Sessions von anderen ab- und angeschaut. Das ist aber nur Handwerk." Ist es wirklich "nur" Handwerk? Ist es nicht vielmehr so, dass das "Anschauen" oft in uns erst unser geheimes Verlangen an die Oberfläche gebracht hat? Ist es nicht so, dass genau das Anschauen anderer in uns die Lust hervorbringt: genau das will ich auch erleben oder mit meinem Partner anstellen? Wird so die Fremdsteuerung nicht zur Eigensteuerung?

Die Frage etwa: "Bin ich als Sub belastbar genug?" lässt sich nicht nur als Selbstaufgabe und Fremdsteuerung deuten. Sie reagiert zunächst auf eine Erwartungshaltung des Dom, der eine belastbare Sub (schreckliches Wort) will. Sub hat Angst, seine Zuneigung zu verlieren, wenn sie nicht belastbar genug ist. Ihre Frage nennt ihren inneren Konflikt: Bleibe ich so unbelastbar, wie ich derzeit bin, verliere ich vielleicht die Zuneigung meines Herrn. Da mir aber an seiner Zuneigung viel liegt, will ich ihn nicht verlieren. Was soll ich tun?"

Der hier im JC oft gegebene gut gemeinte Hinweis: Bleib, wie du bist! hilft nicht weiter, denn dann verliert Sub womöglich die Zuneigung des Herrn. Es könnte sein, dass der Hinweis: "Die guten Subs sind viel belastbarer als du – also übe deine Belastbarkeit!" viel hilfreicher ist. Sub wäre motiviert, sich mit dem Aushalten stärkerer Schmerzen auseinander zu setzen, würde ihre Fortschritte bemerken, würde selbstzufriedener mit sich. Es könnte sein, dass die "Fremdsteuerung" positiv ist. Es könnte aber auch genau das Gegenteil eintreten: Sub würde sich einem ihr nicht gemässen Leistungsdruck unterwerfen, sich quälen, völlig unglücklich sein, dass sie den "fremden" Massstäben nicht genügen kann. Sie wird dann, wenn die Selbstqual gross genug ist, auf eine andersartige "Fremdsteuerung" zurückgreifen: "Höre auf dich selbst, schaue, was dir gut tut, knicke dein Verlangen nach der Zuneigung deines Doms und gehe deine eigenen Wege!". Solcherlei "Fremdsteuerung" setzen wir uns aus, wenn wir vom JC-Forum zu einem Selbstfindungsforum wechseln.

Wer von uns masst sich an, sagen zu können, welcher Weg für diese (imaginierte) Sub der richtige ist?

Das, was wir glauben, selbst zu sein, kann immer nur in Reaktion auf, Anlehnung an und Abhebung von Anderem, "Fremden" geschehen. Es ist ein Prozess, der nicht nur unser Leben begleitet, sondern unser Leben ausmacht. Alles andere würde mich verblüffen.


stephensson
art_of_pain
*******hess Frau
3.437 Beiträge
Relativ
Jeder Mensch, auch wenn er ein so ausgeprägter Individualist und Freigeist ist, kann sich selbst nur relativ in Abgrenzung zu anderen Menschen definieren.
Mich interessiert es schon lange nicht mehr, ob ich in den Augen der BDSM Gemeinde eine "gute Sub" bin. Das ist etwas, das ich ausschließlich in der Interaktion und Kommunikation mit meinem Dom auslote.
Allerdings betrachte ich mich nicht als Insel oder schlimmer den Nabel der Welt. Natürlich bin ich auf dem Weg, mich zu genau der Sub zu entwickeln, die meinen und den Vorstellungen meines Doms entspricht.

Marcus Garvey bringt es für mich auf den Punkt

Let us not try to be the best or worse of others,
but let us make the effort to be the best of ourselves.

Allerdings kann ich mein Selbstbild nur relativ zu Anderen entwickeln.
Zur Zeit profitiere ich sehr dankbar von der Gruppe der Subs. Dort findet ein nicht wertender Austausch statt, der von Solidaritäts- statt Konkurrenzdenken geprägt ist. Da wird oft erleichtert konstatiert, dass andere ähnliche Probleme haben.
"Gut zu wissen, dass ich nicht einfach zu blöd dafür bin" ist ein typisches Zitat.

Wir können einander in unserer Vielfalt und Unterschiedlichkeit annehmen und unterstützen, was mir persönlich sehr hilft, mich selbst einzuordnen, meinen ganz persönlichen Weg zu finden.
Steuerung oder Adaption ?
@*******pain
Herzlichen Dank für deinen genialen Beitrag. Ich stimme dir in fast allem zu, wenn man die Terminologie überdenkt. Fremdsteuerung, überhaupt Steuerung hat etwas mit dem Verändern von Vorgängen von außen zu tun, ohne auf deren Reaktion zu antworten. Es wird Einfluss ohne Rücksicht genommen. Eine Adaptierung funktioniert anders. Sie reagiert auf das Verhalten des manipulierten Prozesses.

Fremdsteuerung und Adaptierung fremder Impulse sind demzufolge zwei verschiedene Dinge. Die Adaptierung von Gesehenem, Gelesenem oder auch nur Gehörtem ist die primäre Grundfunktion jeden Lernprozesses. Den durchleben wir jeden Tag aufs Neue, ein Leben lang. Egal wo. Fremdsteuerung bedeutet für mich/uns das Beeinflussen des eigenen Tuns durch andere Lebens- und Denkweisen und das ohne kritische Beleuchtung. Die Übernahme fremder Rituale, Regeln, Strategien ohne eine Adaptierung an die eigenen seelischen Bedürfnisse, die Suche nach dem "Üblichen", ist genau das, was ich als das Gefährliche auf dem Weg zum eigenem BDSM ansehe. Als soziales Wesen ist der Mensch immer Einflüssen ausgesetzt, die er werten, bewerten, klassifizieren und einordnen muss. Lernen heißt nicht kopieren, sondern verstehen. In allzuvielen Diskussionen im BDSM-Umfeld vermisse ich gerade das. Da ist dann auch das Finden des eigenen Weges schwer. Man hat einen Weg, ob er der Richtige ist, ob er alle Facetten der eigenen und der Persönlichkeit des Partners gerecht wird, wird oft nicht einmal hinterfragt. Und irgendwann sind dann Unzufriedenheit, Streit, Beziehungsverlust, Seelenqual die Folge. Speziell wer eine langfristige Beziehung anstrebt ist hier in einer besonderen Verantwortung. Zwischen den Partnern einer BDSM-Beziehung wird es immer eine direkte Beeinflussung, u.U. auch mit Druck, geben, weil es eine bewusste und auch unbewusste Einflussnahme auf den Partner gibt. Diese ergibt den eigenen Entwicklungsprozess. Aber das war nicht Grundtenor meiner Aussage, sondern die Einflussnahme auf die gemeinsame Beziehung durch fremde Werte, Vorstellungen und Ideen.

Das, was wir glauben, selbst zu sein, kann immer nur in Reaktion auf, Anlehnung an und Abhebung von Anderem, "Fremden" geschehen. Es ist ein Prozess, der nicht nur unser Leben begleitet, sondern unser Leben ausmacht.

Diesem Statement, geschätzter stephensson, stimme ich uneingeschränkt zu. Anlehnung und Abhebung von Anderem - nicht um des Andersseins Willen, sondern um sich selbst zu finden.

Gruß
Hank
*******ster Mann
14 Beiträge
Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen! Besser hätte ich es auch nicht sagen können! Danke
*********sions Paar
2.764 Beiträge
Klasse
Beiträge @ art_of_pain und Hank42 *top*

Mehr kann man dazu wirklich nicht sagen!

LG Ivy
Klasse...
Beiträge:

Denn kaum etwas ist schwerer als ein unerfülltes oder unerfüllbares Bedürfnis aufrechtzuerhalten, das von niemandem ausser mir geteilt wird. Die hierfür notwendige Stärke – Souveränität – aufzubringen, fällt den meisten Menschen schwer.

Danke.
Kommt mir sehr bekannt vor.

Ich habe niemals dauerhaft anderer Leute Rituale, Gesetzmäßigkeiten, Bedingungen übernommen, ich habe sie immer nur ausprobiert, weil ich natürlich neugierig war, aber sie blieben mir fremd, sie waren nicht meins, sie führten mich nicht zu meinem Ziel, zu dem, was ich brauche, um als dem ganzheitlichen Lustprinzip entsprechender Mensch zu leben.
In dem Sinne also bei mir eher vorsichtige Abgrenzung gegenüber anderen, als Prinzip meines Handelns, aus Erfahrung.

Gabriella
wachgeküsst?
an manchen themen bleibe ich immer wieder hängen....
die bleiben mir nachhaltig in erinnerung - im hinterkopf...

dieser thread ist - finde ich - erweckungswürdig *neck*


das ganz eigene bdsm
"maß-anfertigung"
statt "dogma: so hat bdsm zu sein"

*kissenschlacht*
"Süße" ist dir langweilig ob der vielen Dogmen *schmunzelt

*oede*
*******hess Frau
3.437 Beiträge
Erweckungswürdig
erscheint auch mir dieser Thread. Ich habe gerade noch einmal alles nachgelesen und mir bewußt gemacht, welch weiten Weg ich seit damals zurückgelegt habe.

Auch wenn nicht mehr alle dabei sind, die sich hier beteiligt haben, wäre es interessant, zu erfahren, welche Erkenntnisse und Entwicklungen die Beteiligten inzwischen erfahren haben.

In der Zwischenzeit sind viele Neulinge hinzu gekommen, die vielleicht ebenso von diesem großartigen Thread profitieren können, wie ich es seinerzeit getan habe.
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