Vielleicht wenig hilfreich, aber....
Nachdem ich vor mehr als 12 Jahren entbunden hatte, war es bei mir mit der Lust auch vorbei und das gehörig. Irgendwie ging mit meinen Hormonen alles durcheinander, mein Körper funktionierte nicht mehr normal und meine Libido noch weniger.
Schlimmer noch, ich war vom Gedanken an Sex regelrecht angeekelt.
Mein damaliger Ehemann hat darunter extremst "gelitten" und konnte damit nicht umgehen. Nur war es bei und in Punkto reden umgekehrt. Ich wollte reden, er nicht.
Selbst wenn ich dann mal reden "durfte", konnte oder wollte er weder verstehen noch nachvollziehen. Wobei ich konnte es ja selbst nicht einmal verstehen...
Doch merklich war unsere Beziehung am zerbrechen. Ich wollte nicht das unsere Beziehung kaputt geht, ich wollte unsere Ehe retten!
Ich sah zu der Zeit keine andere Möglichkeit als "das" eben über mich ergehen zu lassen.
(heute weiß ich, dass das das Dümmste ist, was man machen kann) Mein Mann war vorerst "zufrieden" und sah weiterhin keinen Gesprächsbedarf.
Doch für mich wurde es von mal zu mal schlimmer.
Ich ekelte mich nicht mehr nur vor dem Sex, sondern immer mehr auch vor ihm und zum Schluss auch vor mir selbst. Ich fühlte mich jeden Mal schmutzig und benutzt. Ich hasste mich, dass ich nur selten den Mut aufbrachte ihm zu sagen, dass ich nicht will, das mir mittlerweile weh tat, was er tat und ich hasste ihn dafür, dass es ihm offenbar egal war.
Er musste merken wie es mir ging und doch forderte er sein Recht ein...
Das ging Jahre lang so, bis ich wieder schwanger wurde.
Und ich dachte tatsächlich, dass diese Schwangerschaft, dieses Baby meine Ehe retten könnte, dabei waren wir schon längst ewig weit voneinander entfernt.
Ich verlor das Kind und mein Mann nahm dies zum Anlass sich von mir zu trennen....
Nun ist eure Geschichte ja eine ganz andere könnte man meinen, doch nicht ganz.
Denn du kennst nicht die Ursache, warum sie nicht so will wie du. Es ist sehr gut möglich, dass das weder mit einem Anderen noch mit dir zu tun hat.
Dein Misstrauen und die Unterstellung, dass da ein anderer Sein könnte ist aber der erste Punkt, an dem die Beziehung vergiftet wird. (das wurde ja aber schon gesagt)
Aber auch der Druck in diese Richtung und der wird ebenso aufgebaut, wenn du ständig mit ihr reden willst (über das Thema ) belastet die Beziehung schon.
Nun weiß ich ja nicht, wie ihr die Gespräche führt und was ihr euch sagt. Fakt ist, Vorwürfe, nach dem Motto: du willst ja nie oder so ähnlich, bringen nichts. Versuche deine Perspektive zu ändern. Frage sie, wie es ihr damit geht und was ihr in eurer Beziehung gerade das Wichtigste ist. Ich schätze mal, sie wird antworten, dass euer Kind das ist.
Für einen Mann ist es wahrscheinlich weniger nachvollziehbar, dass der Sex untergeht, weil das Kind da ist. Ich kann sie verstehen, weil ich es genauso erlebt habe und zwar ohne dass ich das je so gewollt hätte.
Natürlich müsst ihr reden, nur bringt es wenig, wenn sie nicht kann oder nicht will.
Hier ist die Idee einer Paartherapie tatsächlich eine sehr gute vorausgesetzt, sie ist bereit dazu.
Du kannst ihr schlussendlich- ob in der Therapie oder zu Hause- auch sagen, dass du Angst hast, sie könnte sich in einen anderen verlieben , aber du solltest nicht von vorn herein unterstellen, dass da ein anderer ist, denn diese Voreingenommenheit würde den größten Teil eures Vertrauens zueinander zerstören.
Es wird eine Gratwanderung für euch beide, denn die Situation ist für keinen von euch beiden leicht. Sie wollte das ja sicher auch nie so und sie wird sich, auch wenn du das nicht merkst, oft genug darüber den Kopf zerbrechen.
Sie muss ja fürchten, wenn sie dich sexuell nicht befriedigt und dir nicht genug gibt, dass sie dich verlieren könnte und genau das macht es so belastend und noch schwieriger. Wenn es ihr geht wie mir damals, dann kann sie dir nicht erklären warum das gerade bei ihr so ist, sie hat ja nicht einmal für sich selbst eine Erklärung.
Aus dieser Situation gibt es in der Regel nur zwei Wege:
Entweder man lebt sich tatsächlich komplett auseinander bis die Beziehung zerbricht, oder man kämpft. Dieser Kampf jedoch erfordert keine Waffen sondern Feingefühl und Geduld.
Du liebst ja nicht nur ihren Körper nehme ich an, sondern auch ihren Charakter, ihre Macken, ihre Art usw. zeigst du ihr dies im Alltag noch? Zeigst du ihr, dass sie für dich begehrenswert ist (was nicht nach dem Motto du bist so heiß, lass mal ne Nummer schieben kommen sollte)
Eine der großen Schwierigkeiten ist meiner Meinung nach auch der Alltag und die Gewohnheit, die sich in eine Beziehung einschleichen (vor allem dann, wenn man erst mal ein Kind hat und sich gewissen Abläufen einfach beugen muss) umwirbst du sie noch? Bringst du Blumen mit?
Eine Frau braucht das Gefühl noch immer genauso geliebt und begehrt zu werden (besonders nachdem sie ein Kind bekommen hat und vielleicht ein Problem mit ihrem ausgebeulten Bauch oder den Schwangerschaftsstreifen hat)
Wie ist der Sex, wenn ihr mal welchen habt? Macht es ihr Spass? Erlebt sie auch ab und an einen Höhepunkt oder macht sie nur mit um ihre "Pflicht" zu erfüllen.
Mal vom Sex weg. Teilt ihr euch die alltäglichen Aufgaben? Wer arbeitet, wer versorgt das Kind. Hat sie dann und wann auch mal Zeit für sich selbst? Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn wenn sie keine Zeit für sich hat, hat sie auch kaum Zeit ihre Lust zu entwickeln und auf Kommando (Regel, jetzt müssen wir) funktioniert das gar nicht gut.
Es gäbe noch so viel, was man wissen müsste um wirklich etwas raten zu können und es gibt mindestens ebenso viele gut gemeinte Ratschläge. Die können bei euch zutreffen, müssen es aber nicht. Es wird also hier nicht wirklich möglich sein, dir ein Rezept oder eine Lösung zu präsentieren. Du solltest tatsächlich die angesprochene Therapie in Erwägung ziehen und deine Freundin mal behutsam darauf ansprechen. Zeig ihr wie wichtig sie dir ist und das du deswegen und um sie zu verstehen und sie vllt besser unterstützen zu können diese Therapie möchtest.
Wir brauchen das weils im Bett nicht klappt ist kein gutes Argument! (auch wenns ne Tatsache ist)
Mach aber vor allem erst einmal deinen Kopf frei von allen "sie könnte" und "sie hat vielleicht" und allem was dich einnehmen will. Bilde dir keine Vorurteile, solange du die Wahrheit nicht kennst, solltest du dafür offen sein, dass sie dich nach wie vor über alles liebt.
Mit Vorurteilen nimmst du dir nur selbst dich Chance eure Beziehung wieder in solche Bahnen zu lenken, in der ihr euch beide wohlfühlt, denn fängst du erst einmal an, werden sich die Vorurteile immer tiefer in deine Meinung brennen...
Ich wünsche euch, dass ihr die Geduld aufbringen könnt, die der Andere braucht, das ihr die Weisheit habt euch nicht von Vorurteilen und Befürchtungen leiten zu lassen und das ihr lernt miteinander zu sprechen, zu verstehen und Zeit zu geben.
Alles Liebe
Snips