*******na57:
Aber ... in welche Kategorien teile ich denn Menschen bitteschön ein ? Und welchen Erkenntniswert haben diese Kategorien ?
Denn welche Erregungskurve jemand (heute) hat, sehe ich doch nicht so einfach, wie dass etwas ein kleiner gelber Lego Stein ist.
Ich sehe Männer und Frauen, z.B.
Und das hilft mir überhaupt nicht weiter bei der Frage, wie diese Menschen so sind und wie sie ticken, wie ich sie behandeln muss, ob sie meine Freunde werden könnten oder nicht und so weiter. Selbst ihr Alter, Gewicht, Haarfarbe, Hautfarbe ...
Stimmt. Hautfarbe, Alter, Gewicht etc. sind erstmal Dinge, die du oberflächlich wahrnehmen kannst und nicht in die Kategorisierung im Sinne von Wertung (!) einfließen sollten - oft passiert das aber trotzdem, bei einigen mehr, bei anderen weniger. Kategorisieren
(ohne Wertung!) tust du sie anhand dieser Informationen aber trotzdem - du gehst nämlich bspw. mit einem Kind / Jugendlichen / jungem Erwachsenen anders um, als mit jemandem in deinem Alter oder jemandem, der deutlich älter ist als du. Unabhängig davon, in welcher Beziehung du zu diesem Jemanden stehst. Ist in Ordnung, auch kulturell gegeben, passiert unbewusst - aber es passiert anhand dieser (zunächst) ungewerteten (!) Kategorisierung.
Und Haarfarbe oder Gewicht sind dann schon was, das durchaus zu einer wertenden Kategorisierung werden kann, nämlich dann, wenn sie eindeutig gefärbt sind (bspw. bunt, oder "schlecht", ...) bzw. sehr starkes Unter- oder Übergewicht vorhanden ist.
(Eher wertende) Kategorien, anhand derer man auch festmachst, ob der Mensch bspw. als Freund passen könnte oder nicht, sind Kleidungsstil, Auftreten, Attitüde, allgemeines Verhalten, Gang, Geruch, ...
Auch wenn man das versucht und sehr bewusst auf Menschen zugeht, sortiert man in der Regel schon vorher anhand dieser Dinge aus. Man kategorisiert Menschen und wertet in der Regel auch, anhand von Erfahrungen, aber eben auch Vorurteilen etc. Das kann man minimieren, meiner Erfahrung nach aber nicht vollkommen abstellen. Überprüfen und genauer ansehen ja, aber das erstmalige "Einsortieren" passiert trotzdem.
Und ja, ich stimme dir zu, dass Erregungskurven nicht so einfach abzulesen sind. Aber allein, dass diese Kategorien existieren, hilft vielen schon, sich zunächst zu orientieren und dann für sich zu schauen, in wieweit das auf sie (und Partner) zutrifft. Man hat dann einfach einen Ansatzpunkt.
Und sie helfen in soweit, als dass es eben als Filter funktioniert, wir Menschen also unsere Umweld einordnen können und das potentiell richtige Verhalten an den Tag zu legen
(bspw. Umgang mit Arzthelfern, Verkäufern, Barkeepern, ...) und uns im kulturell angemessenen Rahmen zu bewegen. Ohne diese Kategorien wüssten wir gar nicht, wie wir uns einem anderen Menschen gegenüber angemessen verhalten sollten - das läuft so auch manchmal schief, aber immerhin klappt es überhaupt.
Erkenntniswert von Kategorien ist also das Liefern von einer Orientierungshilfe und einem Verhaltensrahmen.
*******na57:
Sex ist für viele Menschen und ihre Beziehungen zueinander eine wichtige Sache, würde ich mal sagen, und da ist es interessant und hilfreich, sich mit Kenntnissen auszustatten. Wer sich nicht dafür interessiert, der braucht auch keine Kategorien/Schubladen oder Stereotypen und Vorurteile, weil er sowieso kein Interesse am Verständnis dieser Sache hat.
Und ja, wenn ich nur ein gelegentlicher Weintrinker bin, dann reicht es zu wissen, was mir schmeckt.
Aber mit Menschen habe ich nicht nur gelegentlich zu tun und trete ich nicht nur gelegentlich in Beziehung mit welchen. Es geschieht täglich und immer wieder .
Ja, aber da musst du erstmal hinkommen. Was machst du aber, wenn du noch nie Sex hattest? Oder nur einen Partner? Also einfach wenig bis keine Erfahrung? Wie willst du handeln, wenn du keinerlei Anhaltspunkte hast? Und dein Partner möglicherweise auch nicht, vielleicht nicht mal von der eigenen Sexualität irgendwie was klar ist? Man braucht ja erstmal einen Handlungsrahmen
(s.o., Kategorien!), um überhaupt in der Lage zu sein, sich das genauer anzusehen. Wenigstens einer muss wissen, was er macht bzw. worauf es hinauslaufen soll - zumindest grob.
Und Kategorien können auch später noch interessant, hilfreich und toll sein, wenn man dann einfach mal mit ihnen spielt. Kategorien sind auch wichtig, um mitteilen zu können, was nicht gefällt. Es geht ja nicht nur darum, zu sehen oder sagen, was passt, sondern auch darum, was nicht passt.
Und nur, weil jemand sich ohne Kategorien nicht bewegen kann, heißt das auch nicht, dass er kein Interesse daran hätte - sondern einfach nur, dass es durch Unsicherheit, Blockaden, möglicherweise auch einfach Unfähigkeit
(ja, es gibt Menschen, die Schwierigkeiten haben, Menschen zu lesen, aber dennoch Interesse daran haben) oder noch andere Gründe für diese kaum oder nicht möglich ist.
Nicht jeder ist gut darin, sich frei und mit kaum Handlungsrahmen zu bewegen - ganz ohne kann das eigentlich niemand
(passiert halt einfach unbewusst).
Ja, das tut es. Aber auch dafür braucht man Handlungsrahmen, die eben solche Kategorien liefern. Das gibt es auch im sexuellen Kontext, und nicht für jeden Menschen ist es leicht und einfach, unbefangen mit anderen Menschen umzugehen. Da du mit Menschen zu tun hast, Katharina, fällt dir das wahrscheinlich sehr leicht. Aber für sehr viele Menschen ist das anders, da sind Begegnungen mit anderen schwierig.
Mir persönlich fällt das schwer, obwohl ich mit Menschen zu tun hab und mich für allgemeine und speziellere Funktionsweisen
(bspw. Gruppendynamiken, Einfluss von Gesellschaft und Individuen auf das Individuum, Psychologie ...) interessiere. Kategorien helfen mir dabei, richtig mit den Menschen umzugehen, sie besser zu verstehen etc. - dadurch kann ich mit höherer Wahrscheinlichkeit richtig einschätzen, worum es dem Menschen geht, und ihm dadurch auch besser helfen bzw. richtig auf ihn reagieren. Setzt natürlich dann einen relativ flexiblen und kritischen Umgang mit den Kategorien voraus, aber das Thema hatten wir ja schon (;
Worauf ich hinaus will: Nicht vielen Menschen fällt es leicht, richtig mit anderen umzugehen. Andere brauchen da mehr Unterstüzung. Kann in beiden Fällen bewusst oder unbewusst und flexibel oder starr passieren. Wobei "richtig" und "starr" in meinen Augen nicht besonders gut zusammen passt, allerdings kann ich nicht ausschließen, dass auch das funktioniert.
Kategorien müssen ja auch nicht riesig sein, muss ja nicht wie eine Schublade sein. Kann auch einfach als Schild dran kleben und dann können viele zusammen / nebeneinander existieren. Dann wird es relativ genau, je nachdem, worum es gerade geht oder was man betrachtet. (: