@diana_WI
Der Thread heißt ja „Unterschiede in der Sexualität zwischen Frau und Mann“. Wolltest du da nur über den Zeitfaktor diskutieren?
Sagen wir mal so: Den Zeitfaktor wollte ich als Ausgangspunkt nehmen.
Aber lasst mich einmal erzählen, wie es zu diesem Thread kam:
Ich fand neulich einen ziemlich guten Text über die Lust der Frau, der sich gut und ausführlich mit weiblicher Anatomie auseinandersetzte, Kenntnisse vermittelte über die tatsächliche From und Größe der Klitoris, über weibliche Ejakulation und vieles mehr.
Und mitten drin stolperte ich über sinngemäß diese Aussage.
"Frauen brauchen etwa 25 Minuten, Männer knapp 5 Minuten von der ersten Erregung bis zum Orgasmus.“
Weiter wurde ausformuliert, daß sich für ein gemeinsames Lusterlebnis der Stärkere nach dem Schwächeren richten müsse.
Als Schwächere wurde hier die Frau betrachtet, weil sie nun einmal länger brauche, um zum Höhepunkt zu kommen.
Aha. Hm.
Joah, kannte ich irgendwie - ähnliches liest man in der Tat immer wieder.
Passte nur irgendwie nicht - und im Laufe der Jahre immer weniger - mit meinem Erleben, und auch nicht mit dem meiner Liebsten zusammen.
Dann habe ich angefangen, mit Männern und Frauen Gespräche darüber zu führen, und hörte von u.a. auch von Frauen, die zu früh kommen, von Männern, die Schwierigkeiten haben, in angemessener Zeit zum Höhepunkt zu kommen, vor allem aber von Menschen, deren sexuelles Erleben bei vielen verschiedenen Situationen ganz unterschiedlich sein kann.
Dennoch kursiert in den Köpfen ganz vieler Menschen das Bild von Frauen, die besonders umtüddelt werden müssen und wollen, und Männern, die nicht abwarten können, bis sie "Wasser Marsch" brüllen dürfen, um es einmal überspitzt zu sagen.
Und so wird es auch immer wieder fleissig vermittelt in vielen Sexualkundebüchern, in Sexratgebern, von einigen Paartherapeuten usw.
Warum nur?
Warum gibt man Frauen vor, wie ihre Lust auszusehen hat.
Warum gibt man Männern vor, wie ihre Lust auszusehen hat.
Warum scheint es da eine Orientierungsrichtung zu geben, nach der sich Mann und Frau sexuell begegnen sollten? "Der "Schwächere" gibt das Tempo vor."
Ja, wer ist denn der "Schwächere"? Wer sagt denn, daß es Schwäche ist, später zum Orgasmus zu kommen?
Wer definiert das?
Welchen Nutzen hat das?
Und ich beobachte in den letzten Jahren eine Schwemme an Literatur zur weiblichen Sexualität was ich an und für sich durchaus gut finde.
Aber ich beobachte auch eine einseitige Orientierung an weiblicher Sexualität.
Fast könnte man meinen, männliche Sexualität bedürfe keiner weiteren Worte.
Ist das so?
Gibt es so wenig dazu zu sagen?
Nun, die Studien von Masters und Johnson wurden damals schon heiß diskutiert und in Frage gestellt, interessanterweise aber wurde in der breiten Öffentlichkeit jahrzehntelang an die Aussagen dieser Studie geglaubt.
Erst in den letzten zehn, fünfzehn Jahren etwa wird wieder geforscht, und es mehren sich die wissenschaftlichen Studien und Publikationen, nach denen es nahezu keine Unterschiede in der Erregbarkeit von Männern und Frauen gibt, bzw. diese weit geringer sind, als so gemeinhin angenommen.
Eine Entwicklung, von der ich gespannt bin, wohin sie uns führt.