Tolles Thema!
Welch eine komplexe, facettenreiche Frage... das würde ja glatt mehrere Threads ausfüllen können. Aber sehr interessant und gewiss auch wieder sehr kontrovers. Ich sage jetzt schon vorweg, manchen ist alles egal, manche wollen fast alles wissen...
wie viel Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen eine partnerschaftliche Beziehung als Basis für ein respektvolles und liebevolles Miteinander braucht und wo die Grenzen der Aufrichtigkeit sind.
Vertrauen: Wenn aus frischer Verliebtheit eine echte Partnerschaft wird, dann erwarte ich volles Vertrauen, aber auch das muss sich natürlich verdient werden und durch gute Erfahrungen, Nähe und Verläßlichkeit wachsen. Ich erwarten kein Vertrauen von Null auf Hundert durch die bloße Entscheidung des Zusammenseins.
Ehrlichkeit: Bis auf kleine nichtige Alltags-Notlügen sollte Aufrichtigkeit uneingeschränkt sein und auf gar keinen Fall sollten Lügen erzählt werden, um den Partner zu schonen oder zu täuschen, wenn man weiß, dass er gerne die Wahrheit wissen würde.
Macht es für euch einen Unterschied, wenn es Themen aus der Vergangenheit betrifft? Oder seid ihr der Meinung, dass es grundsätzlich gar keine "Heimlichkeiten" in der Beziehung geben sollte, um das vertrauensvolle Miteinander nicht zu gefährden, egal ob es sich um aktuelle oder vergangene Ereignisse und Erlebnisse handelt?
Sehr schwierig!
Einerseits sehe ich hier das Spannungsfeld der "nachpartnerschaftlichen Loyalität". Ich plaudere mit einem neuen Partnern nicht (oder nur sehr begrenzt) aus dem Nähkästchen bezüglich Schwächen, Krankheiten, Finanziellem oder dergleich Vertraulichem meiner früheren Partner. Wenn man mir etwas in Verschwiegenheit erzählt hat oder es nur erzählt hat, weil wir uns geliebt und vertraut haben, dann versuche ich nach bestem Bemühen das auch nach Ende einer Partnerschaft loyal zu verwahren. Insofern sind der Offenheit schon Grenzen gesetzt, finde ich.
Heimlichkeiten im engeren Sinne sollte es möglichst wenig geben, wobei ich Heimlichkeit solche Sachverhalte nenne, von denen ich wissen kann, dass sie für meinen Partner bedeutend wären, aber ich sie ihm aktiv verheimliche, darüber täusche oder belüge. Das ist nicht in Ordnung. Im Gegensatz dazu denke ich aber nicht, dass es keine
Geheimnisse geben darf oder man in jeder Hinsicht einen Seelenstriptease hinlegen muss.
Was die Vergangenheit anbetrifft, und in JC ja Sexualität im Vordergrund steht, möchte ich zum Beispiel schon von allen Expartnerinnen wissen, die uns über den Weg laufen könnten oder mit denen er noch Kontakt hat. Das gehört zur Vertrauensbasis und Offenheit dazu. Es kann viele peinliche Momente ersparen und Eifersucht gleich vermeiden, wenn man mit offenen Karten spielt.
Was sind für euch die Selbstverständlichkeiten, über die ihr auf dem Laufenden gehalten werden wollt oder die, wenn ihr sie zufällig erfahren würdet, euer Misstrauen oder eure Eifersucht auslösen würden?
1:1-Treffen mit anderen Frauen und erst recht Treffen mit Expartnerinnen (Ex-Sexualkontakten) gehören auf jeden Fall dazu.
Ganz allgemein möchte ich natürlich darüber plaudern, was man so erlebt, was einen bewegt, berührt, besorgt, erfreut und so weiter. Da erzählt jeder das, was ihm wichtig ist und lässt den anderen so teilhaben am Leben.
Umfasst das die komplette Tagesplanung eures Partner, interessieren euch vorrangig seine/ihre privaten Kontakte oder wo sich eure bessere Hälfte gerade aufhält, mit wem er/sie regelmässig schreibt oder telefoniert?
Komplette Tagesplanungen... wenn ich noch nicht zusammenwohne sowieso nicht, zusammenwohnend weiß man doch meistens sowieso weitestgehend bescheid.
Schreiben und telefonieren... man erzählt sich das, wovon man weiß, dass es den Partner interessiert. Wenn ich weiß, dass er wissen würde wollen, dass ich mit A oder B gesprochen habe oder was A oder B erzählt haben, dann mache ich das doch auch ganz selbstverständlich. Da würden doch Heimlichkeiten anfangen. ebenso weiß ich, was ihn nicht interessiert und langweile ihn nicht mit unnützen Berichten. Wer da ehrlich zu sich selbst ist, weiß meistens ganz genau, was der Partner wissen wollen würde...
Wie geht ihr mit der Entmündigung um, wenn ihr erfahrt, dass euer Partner euch etwas verheimlicht hat, um euch zu "schonen"?
Ich sage da ganz klar meine Meinung. So etwas darf nicht wiederholt vorkommen.
Wo beginnt und wo endet in eurer Welt eure Privatsphäre, die ihr trotz aller Aufrichtigkeit vor eurem Partner bewahren möchtet?
Ich habe länger drüber nachgedacht und weiß es wirklich nicht. Ein fester Partner darf alles wissen, was aktuell passiert. Krankheiten, Finanzielles, Verwandtschaft... mir fallen da keine Grenzen ein, aber womöglich habe ich auch welche. Ich bin gespannt, was anderen dazu einfällt.
Eines fällt mir ein: Ich habe es bisher immer so gehalten, dass mein Rechner und die emails Tabu sind. Smartphone war offen bei mir.