Mehr Fragen als Antworten...
... oder muss man auf alles eine Antwort haben?
Ich glaube nicht, dass irgendjemand nach einem „Handbuch“ oder nach einem festen Schema liebt. Wie ich liebe, hängt auch immer von jeweiligen Partner und den allgemeinen Umständen ab. Somit dürfte jede neue Liebe anders und einzigartig ablaufen. Und das ist gut so...
Meine Sichtweise dazu hatte ich mal in meinem Profil beschrieben:
Die Liebe ist dabei kein Titel, keine Position, kein Ziel, das man zu erreichen vermag, kein statischer Zustand, keine lenkende Macht. Liebe ergibt sich aus dem Zusammenspiel der vielen Emotionen, die wir füreinander empfinden und in uns gedeihen lassen. Liebe ist Zuneigung, Vertrauen, Anziehung, Sympathie, Gemeinsamkeit. Liebe ist etwas Schönes.
Langfristig kann aber die Liebe nur funktionieren, wenn die emotionelle „Tauschbeziehung“ funktioniert. Gibst Du mir, so gebe ich Dir. Achtest Du mich, so achte ich Dich. Liebst Du mich, so liebe ich Dich auch usw.. Geben und Nehmen ist in einer Liebesbeziehung keine Frage von Verpflichtung, sondern ein freiwilliges Schenken von guten Gefühlen. Wenn beide Partner sich an dieses Prinzip halten, ehrlich miteinander umgehen und treu sind, steht einer erfüllten Liebe nichts im Wege. Bricht aber einer der Beiden aus dieser „Tauschbeziehung“ aus, betrügt oder lügt, dann ist die Liebe, die Beziehung zum Scheitern verurteilt.
Natürlich ist jede Liebe auch immer wieder ein Risiko. Werde ich zurückgeliebt? Funktioniert es überhaupt mit diesem Partner? Und für wie lange? Aber in meinen Augen lohnt es sich (immer !) dieses Risiko einzugehen. Weil die Liebe etwas so Einzigartiges, etwas Schönes und etwas Erfüllendes ist.
Aber man muss das Gefühl der Liebe auch zulassen, darf sich ihr gegenüber nicht verschließen. Man sollte sich einfach fallen lassen. Hinein in das Glücksgefühl der Liebe – ohne Hintergedanken, ohne Wenn und Aber. Und dann kann die Liebe wachsen. Aus der Sympathie, aus der ersten Verliebtheit, den Schmetterlingen im Bauch bis hin zur festen, zuverlässigen, vertrauten und alles überragenden Liebe.
Aber wie ist es, wenn man keine Resonanz erfährt, wenn man nicht zurückgeliebt wird. Oder wenn die Liebe des Partners „eingeschlafen“ ist? Wie lange erleidet man solch eine einseitige und nicht (mehr) erwiderte Liebe - wie lange hält man das aus? Oder ist die einseitige Liebe der Zustand der wahren Liebe?
Gegen meine letzte große Liebe habe ich mich anfangs sehr gesträubt - mit Händen und Füßen. Ich wollte mich nicht wieder verlieben, das o.g. Risiko nicht mehr eingehen. Doch dann wurde ich von ihrer Liebe (Ich hoffe noch heute, dass es damals ehrlich gemeint war.) und natürlich auch von meinen eigenen Gefühlen regelrecht überrannt und gab meinen anfänglichen Widerstand auf. Es war schön - für kurze Zeit. Doch schon bei den ersten Problemen brach die Beziehung in kürzester Zeit wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Aus!
Ich habe das Gefühl, dass heute viel weniger um den Bestand der Liebe gekämpft wird, als noch vor einigen Jahren (Stichwort: „zusammenraufen“). Und dass viele Menschen nicht mehr gewillt sind, an ihrer Beziehung großartig zu arbeiten, Zeit und Energie zu investieren. Warum? Liegt es vielleicht daran, dass uns die Medien und damit natürlich auch der Joyclub, vorgaukeln, an der nächsten Ecke würde jedes Mal schon ein neuer, besserer, ein passenderer Partner auf uns warten? Aber wie oft wollen wir uns dieses Wechselspiel antun? Wird es uns zu einfach gemacht oder machen wir es uns zu einfach? Oder suchen wir schon gar nicht mehr nur nach der großen, dauerhaften und einzigartigen Liebe, sondern geben uns mit bedürfnis-erfüllenden und austauschbaren „Liebeleien“ zufrieden?
Ich glaube nicht, dass es allgemeingültige Antworten auf alle meine Fragen gibt. Trotzdem hat es mir geholfen, diesbezüglich nachzudenken. In den letzten Tagen habe ich mich sogar bei dem Gedanken erwischt (und ich schäme mich ein wenig dafür), dass es doch ideal wäre, man könnte sich seinen Partner aus verschiedenen Menschen „zusammenbauen“. Mit der Gegenliebe von „A“, dem Intellekt von „B“, dem Charakter von „C“, der Spontanität von „D“, dem Körper von „E“ und so weiter. Perfide - oder?
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen ruhigen zweiten Adventssonntag!
Wolfgang