Aber sollte man tatsächlich zum Vorstellungsgespräch casting oder gar assessement-center sagen?
Nein, sollte man nicht. Und zwar deshalb nicht, weil der Bedeutungsgehalt des Wortes Assessment-Center weit über das hinausgeht, was das Vorstellungsgespräch verkörpert. Mangels Synonymität ist der Vergleich einfach unzulässig. Wenn es um das einfache Bewerber-Interview geht, sagt man - wie gehabt - Vorstellungsgespräch, bei allem, was diverse Testreihen unterschiedlicher Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften betrifft, könnte man Auswahlverfahren sagen. Etwas anderes vertritt meines Wissens nicht mal der Verein deutscher Sprache, und selbst der "stelzt" durch den modernen Buchstabensalat wie der Storch.
Typisch deutsch, könnte man fast meinen. Wenn's nicht passt, wird's passend gemacht. Verliert Muttersprache an Attraktivität, wird der Rest quasiverboten - Deutschquote im Radio wäre so ein Verunglücksfall.
Warum man sich fremder Federn schmückt, war dabei damals wie heute identisch begründet. Schon Bismarck hat trefflich darauf hingewiesen, daß das Ausländische immer einen gewissen vornehmen Anstrich hat. Übertriebenes Verwenden französischer Floskeln und Sprachfragmente war früher schon gern genommenes Mittel, sich als besonders hervorzutun, und sich den schönen Schein feudal-großbürgerlicher Oberschicht zu genehmigen.
Heute gilt Frankreich eben nicht mehr als "hipp" genug. Die Moderne kommt aus den USA, und wohl lediglich das Umständliche Erlernen japanischer Sprachkultur trägt dazu bei, daß es noch ein kleines Weilchen dauern wird, bis die nächsten Generationen sich dadurch von anderen abheben wollen.
Der dadurch drohenden Versandung und Verwässerung unserer Kultur muß man eben überzeugend begegnen (wenn man denn möchte). Bereichern, und vor allem: Deutsch attraktiver machen. Im Elternhaus, der Schule, der Gesellschaft.