Tango
Garstiges, kleines Ding! Stillhalten scheint für dich eine Unmöglichkeit zu sein. Dabei möchte ich dich doch nur in meinem Arm halten, meine Nase in deine roten Locken stecken und dich inhalieren bis mir schwummerig wird. Aber du zappelst und windest dich, forderst mich zum Tanz heraus. Wenn wir so rangeln fühlt es sich an wie ein Tango, horizontal auf dem Boden. In weiten Zügen holen wir aus um im nächsten Moment wieder zusammen zu kommen. Theatralisch wendest du den Kopf, sodass deine Locken dabei schwingen. Wie flüssige Seide, die sich teilt, geben sie deinen schneeweißen Hals frei und fließen auf das Parkett. Ich möchte sie berühren, diese marmorne Schneewittchenhaut, aber du lässt mich kaum nah genug an dich heran, schon kräuselst du dich in einer zackig gewellten Bewegung aus meinem Radius und ich habe Mühe, dich wieder zu greifen und dir einen Kuss abzuverlangen.
In einem Moment, in dem du pausieren musst weil ich dich mit meinem Gewicht auf den Holzboden presse, schaust du mit deinen eisblauen Augen zu mir auf, wischst mit der freien Hand lasziv eine Strähne aus dem Gesicht und ich kann sehen, wie du Spannung aufbaust: Du drückst deinen Rücken durch und rückst deine Brüste damit auf den Präsentierteller. Dein blutrot geschminkter Mund verzieht sich in Zeitlupe zu einem zahnreichen Lächeln und du lässt deine spitze Zunge hervor blitzen. Eine Augenbraue formt sich zu einem kantigen Bogen – akzentuiertes Adagio zum nächsten Allegro.
Ich muss mich strecken um an meine Tasche zu gelangen. Dabei präsentiere ich dir meine Brüste, dicht, dichter, direkt ins Gesicht. Kann wohl sein, dass du so schlecht Luft bekommst. Kann wohl sein, dass ich mir mehr Zeit als nötig lasse, als ich ein rotes Seilbündel heraus fische. Aber du gibst Töne von dir, die in meinem Busen so schön ersticken und wie du unter mir strampelst und hampelst, machst du meine Lust auf deine Widerspenstigkeit nur noch größer. Ich gebe dein errötetes Antlitz frei, öffne das Bündel und binde deine Hände zusammen.
Die Augen geschlossen, fügst du dich meinen Bewegungen als ich dich auf die Seite drehe. Deine gebundenen Hände ziehe ich in den Nacken, die Unterschenkel angewinkelt so weit es geht nach hinten um das restliche Seil um deine Fesseln zu schlingen. Wie du nun so liegst, sich dein Bauch deutlich hebt und senkt, noch immer von der Anstrengung unseres Tanzes, muss ich dich entzückt betrachten: Deine Locken kleben feucht in deinem Gesicht. Der Lippenstift ist verschmiert und deine Augen weit geöffnet. Ich schmiege mich mit jedem möglichen Zentimeter meiner Haut an deine Vorderseite und streiche dir dein wildes Haar aus dem Gesicht.
Diese Geste lässt dich entspannen. Jetzt gehörst du mir und ich tanze den Tango auf meine Art mit dir zu Ende.