Meine jüngste Tochter...,
Ich habe hier schon öfters über meinen Mann und meine jüngste Tochter geschrieben.
Mein Mann ( die Kinder sind nicht von ihm, bin zum 2. mal Verheiratet) hat ein diagnostiziertes Savant-Autismus. Es war bei ihm nicht so schwierig den Asperger zu erkennen.
Bei meiner jüngsten Tochter hatten wir viel mehr Mühe, bis der Asperger nun definitiv erkannt worden ist.
Da bei mein Sohn schon ein sehr schweres ADHS diagnostiziert wurde und ich auch ein ADS habe, machte man sich bei meiner Jüngsten nicht so viel Mühe sie richtig zu untersuchen.
Zu unserem Glück kam sie ab der 5. Schulklasse in ein Heilpädagogisches Internat, wo man sich mit ihr wahnsinnig viel Mühe gegeben hat und so kam es, dass die ganze Gruppe von Psychiatern, Psychologen und vor allem ihre Betreuungspersonen ( Ausgebildete Sozialpädagogen) sich ihr ADHS hinterfragt haben, weil es bei ihr etliche Punkte gaben die einfach nicht ins ADHS passten.
Zum Beispiel: ihre schwere Rede,Lese und Schreibschwäche. Das sie die Mimik in den Gesichtern nicht erkennen kann. Sie erkennt zum Beispiel nicht ob jetzt jemand wütend, oder nur sauer war, oder Angst hatte..
Aus diesem Grund gab es immer wieder Ärger mit den anderen Kindern der Gruppe, oder auch mit den Leitern.
Sie wirkt oft ungerecht und wurde aus diesen Gründen auch oft gemaßregelt.
Die Therapeuten hätten das jetzt einfach so sein lassen können und sie einfach als "böses" Mädchen abstempelt können.
Das hat man aber nicht getan, weil den Fachleuten das alles irgendwie "spanisch" vor kam, nahm man mit einer Psychologin Kontakt auf, zu der sie jetzt seit fast einem Jahr hingeht.
Auch wir Eltern mussten dort hin und jeder von uns wurde einzeln zu ihrem Verhalten befragt.
Ich und mein Exmann mussten alles nochmals erzählen, das heisst ihr Verhalten als Säugling, Kleinkind usw.
Die Psychologin war dann auch die erste, die den Verdacht hatte, dass es sich bei ihr nicht um ein schweres ADHS handle, sondern vermutlich eine Form von Autismus vorhanden war.
Um sich da noch weiter absichern zu können, wurde sie zu einem Autismusexperten geschickt. Der diese Diagnose auch bestätigt hatte.
Das erstaunliche aber war, wie sich meine jüngste nun entwickelt hat.
Seit sie weiss, dass ihr Verhalten nicht aus Bösartigkeit entstand, hat sich das Mädchen unheimlich verändert.
Früher war sie zu keiner Therapie bereit, jetzt möchte sie von sich aus an ihren Problemen Arbeiten.
Seit neustem geht sie in eine Gruppe, wo alle Kinder die ähnliche Probleme wie sie haben und dort trainieren sie einfache Verhaltensweisen, wo "normale" Kinder einfach spüren wie man sich verhält.
Ein kleines Beispiel: Wie Gratuliert man jemandem zu Geburtstag.
Was für uns so logisch ist, hatte sie keine Ahnung wie das geht. Schliesslich gibt es ja auch dort feine Unterschiede.Einem Geschwister gratuliert man anders, als einer Bekannten, Freunde wieder anders.
Und so geht es bei vielen Sachen.Was Nichtautisten selber spüren muss man Autisten erklären und es muss trainiert werde.
Das schönste aber ist ihr verändertes Verhalten. Seit sie weiss was sie hat, blüht sie richtig auf..., denn jetzt weiss sie, dass sie nicht ein böser Mensch ist, sondern viele Sachen einfach nicht wusste oder erkannte.
Wir Eltern und Gruppenleiter im Internat sind völlig erstaunt und wir freuen uns riesig über die veränderung.
Das beste aber was wir vor drei Wochen erfahren haben..., ist, das man ihr nochmals 2 Schuljahre schenkt. So das sie die Möglichkeit hat einen normalen Schulabschluss zu machen und somit auch bei der Auswahl Berufsausbildung eine viel bessere Chance hat, als nur mit einem Abschluss aus einer Sonderschule.
Auch über ihre Gefühle kann sie jetzt mit uns besser reden..., wie schlecht sie sich oft gefühlt hat, weil sie nie etwas in ihren Augen richtig gemacht hat.
Und auch ich als Mutter musste mich bei ihr entschuldigen, denn, ich habe mich ihr gegenüber falsch verhalten, auch wenn ich es nicht mit Absicht machte, aber ich habe sie aus Unwissenheit schlecht behandelt.
Wie ihr seht hat sich das ganze so positiv verändert... nur schon weil sie und wir Eltern uns jetzt auch anders verhalten.
Und wie gut hat es ihr getan, als ich mich bei ihr für mein Falsche verhalten entschuldigte.
Ich bin immer noch ganz gerührt, wenn ich daran Denke, was meine Entschuldigung in ihr ausgelöst hat.
Und ehrlich, ich könnte jetzt noch vor rührung heulen.