Nein, lieber Antaghar, wünschen darfst du dir ja alles und es ist sicherlich nicht zu viel gewünscht oder verlangt.
Aber wie bei jedem anderen Menschen eben auch, so viele Menschen es gibt, gibt es eben auch bei Menschen mit einem Asperger Syndrom sone und solche und letztlich ist es auch nicht unerheblich bei der Betrachtung, wie sehr jemand eingeschränkt ist. Zumal es ja eben auch nicht unerhebliche Komorbiditäten gibt.
Aber es ist natürlich immer die Kommunikation und klar, die kann man lernen, wenn man es denn will oder auch muss. Und manche Fähigkeiten, die der Analyse zum Beispiel kann letztlich auch dazu benutzt werden, Verhaltensweisen zu analysieren und damit (vielleicht über einen Umweg) auch so etwas wie Empathie zu entwickeln und zu verstehen, warum andere Menschen anders ticken, als man selbst.
Und auch wenn das nur meine eigene Annahme ist, auch die bei Autismus angenommenen fehlenden Spiegelneuronen sind ja nicht statisch zu sehen. So viel ich weiss, können die auch durch Lernen vermehrt werden.
Das wiederum ist aber auch etwas, was "normal" gestrickte Menschen lernen können, also Verhaltensweisen, die eigentümlich erscheinen auch verstehen zu wollen, ohne sie zu bewerten oder zu schubladisieren.
Es kommt darauf an, wie aufeinander zugegangen wird, sehe ich genauso und dann können auch Menschen unterschiedlicher Struktur miteinander eine gute Kommunikation entwickeln.
Aber diese Erkenntnis musste sich bei mir erst entwickeln.
Das ich es damit um ein vielfaches einfacher habe, habe ich anfangs nicht vermutet. In mir war nur der Drang, sowohl mich als auch die Unterschiede, die ich natürlich wahrnahm, verstehen zu wollen, letztlich zu müssen. Ich habe nämlich fast 40 Jahre in einer Art Schutzraum verbracht, in dem mir viele meiner Schwierigkeiten von meiner Umwelt aus meiner Welt geschafft wurden, angefangen von meinen Eltern und der Familie bis zu meinem damaligen Ehemann. Von der möglichen Ursache Asperger Syndrom für die Entwicklungsverzögerungen bei mir war überhaupt nichts bekannt. Insoweit bin ich heute froh, das es diese Thematik heute als öffentliche Diskussionsgrundlage überhaupt gibt, auch wenn es sicherlich auch bedeutet, dass damit neue Schonräume etabliert werden könnten.
Ich habe also relativ spät erst damit begonnen verstehen zu wollen, warum einiges so verlaufen ist wie es verlief. Und ich musste das auch, denn ich war plötzlich auf mich allein gestellt und hatte keinen Schutzraum mehr für mich.
Aber es ist mir erst gelungen wirklich zu verstehen, als ich mich nicht mehr auf meine Defizite bezog, sondern begann meine Fähigkeiten anzunehmen und für mich selbst zu nutzen. Aber es ist eben trotzdem ein mühsamer Weg, der sicherlich für einige Betroffene mit sehr viel Aufwand verbunden ist und vielleicht eben doch mehr Energien bindet, als es bei einem Nichtbetroffenen ist. Das war das, was ich in meinem ersten Post meinte.
Aber vielleicht würde es anderen auch helfen nicht nur die Defizite zu sehen, sondern die Fähigkeiten mehr in den Vordergrund zu stellen. Dann unterscheidet sich der Erkenntnisweg gar nicht mehr so sehr, letztlich hat jeder sein Päckchen zu tragen und muss für sich selbst entscheiden wann er los geht oder auch nicht losgeht.