*******rin:
Ja,zwei Standardabweichungen vom Mittelwert sind zwar selten, aber noch "normal".
Das ist Quatsch. "Normal" (/durchschnittlich) sind 68% innerhalb der ersten Standardabweichung, folglich (etwa) Prozentrang 16 bis 84. Jenseits dieser Grenze haben wir unter-/überdurchschnittliche Ausprägungen und jenseits von (etwa) 2,5 bzw. 97,5 weit unter-/überdurchschnittliche Ausprägungen.
Soweit die Statistik, um die es dir aber augenscheinlich nicht geht. Zudem ist es keineswegs so, dass Asperger "per se" sozial inkompetent sind. Antaghar hat von eigenen Erfahrungen berichtet und würde man mich diagnostizieren, gäbe es mehr als genug Anhaltspunkte, dass ich diese "Behinderung" beziehungsweise Störung ebenfalls habe. Gibt allerdings genug, die mir das nie glauben würden und sehe ich mich in erster Linie als Mensch. Das hat den Vorteil, dass ich mich selbst nicht als Asperger, Hochsensibler, Hochbegabter, Narzisst etc. definiere und stigmatisiere, obwohl ich in all den Bereichen entsprechende Normabweichungen aufweise. Das beantwortet möglicherweise auch die "Anders-sein"-Erfahrungen, gibt es nicht wenige, denen es sehr wichtig ist sich als Asperger oder dergleichen zu definieren. Klar, gibt ja auch Stabilität.
*******rin:
Parkst Du auf Behindertenparkplätzen, weil die Rollifahrer doch bitte nicht "die Behindertenkarte" ausspielen sollen?
Würdest Du Deine hochschwangere Freundin die Sprudelkästen schleppen lassen, um nicht "die Frauenkarte" zu "beantworten"?
Würdest Du jemandem, der sehr schlecht Deutsch versteht, in hohem Sprechtempo und Dialekt den Weg zur Jugendherberge erklären, wegen der "Ausländerkarte", die Du nicht beantworten willst?
Erwartest Du von einem Analphabeten, dass er Dir Weihnachtskarten schreibt?
Polemik. Wunderbar
Ich bin mir gerade unsicher, inwieweit du tatsächlich glaubst, was du geschrieben hast, oder dies lediglich das Resultat eines Unverstandenfühlens ist?! Um deine Fragen zu beantworten: "Nein." Die von dir genannten Beispiele sehe ich aber auch nicht als Ausspielen der jeweiligen "Opferkarte". Ich bin auch nicht der Meinung, dass Eigenheiten von Menschen jeder Art nicht berücksichtigt werden sollten, wünsche ich mir das umgekehrt ebenso. Was ich (mittlerweile) ein wenig sonderbar, wenn auch nachvollziehbar, finde, ist die Erwartung eines "One Way"-Tickets. Sprich: Verständnis erwarten, ohne selbst bereit zu sein Verständnis zu geben. Ich hatte das früher auch sehr stark ausgeprägt, manchmal auch heute noch. Gleichzeitig habe ich die Erfahrung gemacht, je mehr ich meine "Andersartigkeit" - ich würde sogar eher von "mein Menschsein" sprechen - zulasse und einbringe, desto weniger haben andere Menschen Probleme damit. Die nehmen mich dann vielleicht als ein wenig sonderbar, komisch, manchmal auch überheblich und arrogant wahr, aber das ist oftmals okay.
*****chi:
Ich halte dir zu gute, dass du relativ bis gar keine Ahnung von Asperger Autisten hast.
Jedoch verbitte ich mir jetzt hier diese Behindertenkarten Sache anzupacken.
Ich befürchte, wenn ich jetzt schreibe, dass dies meine Ausführungen bestätigt, dass du dich noch mehr unverstanden fühlst. Beziehungsweise frage ich mich, woher du weißt, wie viel oder wenig Ahnung ich von Asperger habe oder ob du überhaupt verstanden hast, was ich mit der "Behindertenkarte" meine. Spannend wäre auch, was passiert, wenn du dir etwas verbittest, ich allerdings sagen würde, dass mich das wenig kümmert.
*****chi:
Gerade Aspergerautisten versuchen sich anzupassen was meist wie von mir beschrieben in noch komischeren und absurderen Situationen endet als man sie ohnehin schon hat.
Du willst nicht wissen, wie viele dieser Geschichten ich dir erzählen kann.
*****chi:
Die Leute müssen einfach wissen, dass du anders bist und das vieles nicht so gemeint ist , dass man Defizite hat.
Mir hat es geholfen mich von diesem "anders sein" zu lösen. Beziehungsweise war es bei mir so, dass mir die Andersartigkeit wichtiger war als meinem Umfeld. Das hat mich eher als "ganz normal" wahrgenommen, womit ich dann ehrlich gesagt ein Problem hatte. Wie schrecklich, ich ein ganz normaler Mensch, aber ich muss doch besonders sein, damit sie sich mit mir abgeben!
Viele Menschen erkennen die eigene Andersartigkeit gar nicht. Und wenn, dann ist sie für viele kein Problem. Denn auch "Normalos" fühlen sich oft unverstanden und wie von einem anderen Planeten. Dafür haben aber gerade "wir Autisten", wenn ich uns mal alle in einen Topf haue, oftmals gar keinen Blick, weil "wir" uns für den Nabel der Welt halten und sich jeder am besten so sehr für unsere Einzig- und Andersartigkeit interessieren müsste, wie wir selbst.
Und das finde ich einen wunderbaren Anknüpfungspunkt an andere Menschen jeglicher Art: Unsicherheit, Neugier und Unverständnis. "Ich habe keine Ahnung, in welcher Welt du lebst, aber damit ich dich ein besser verstehen kann, würde es mir helfen, wenn du mir davon erzählst."
Das macht's - meiner Erfahrung nach - einfacher. (Und das hat mich, ehrlich gesagt, überrascht.)