ich kann ja kurz erzählen wie es bei mir verlief.
meine eltern und mein umfeld hatten kein interesse an meiner person, also auch nicht an einer diagnose. da ich die emotionen anderer nicht erfassen kann, aber es bis letztes jahr nicht wusste, hatte ich immer probleme mit anderen menschen, und zwar so häufig, das es mir normal erschien. ich wusste bis dahin nicht, wo diese probleme herkommen, die scheinbar andere leute nicht haben. ich gab irgendwann in meiner jugend auf und akzeptierte diesen zustand, das ich der volltrottel, der looser der nation bin. ich wollte nur noch ein möglichst normales leben führen, eine beziehung, wohnung, job, kind. aber auch das hat überhaupt nicht funktioniert, weil alle menschen, mit denen ich mich bisher eingelassen habe, mich und diesen zustand bewusst oder unbewusst für sich genutzt haben. am ende war ich immer ziemlich abgebrannt und musste mich neu sortieren. mich von altlasten zu befreien wie zb schulden, die mir hinterlassen wurden, ist immer eine schwierige sache. vorletztes jahr habe ich angefangen zu forschen, zu reflektieren, listen und soziale profile zu erstellen, diagramme zu meinem eigenen sozialen netzwerk angefertigt. das ergebnis war ein vollkommen anderes als das, wie es eigentlich auf mich wirkte. meine freunde waren nie meine freunde. leute die ich nur 4 mal im jahr sehe, sind nach der auflistung von eigenschaften von freundschaft eher meine freunde, als die leute, mit denen ich bisher in der regel zu tun hatte.
mir wurde eins klar. es muss so sein das andere menschen, die um mich herum sind, die dinge meiner person betreffend anders sehen als ich. mir fiel auf das ich eine funktion in meinem kopf haben muss, die mich denken lässt das mein gegenüber genau so empfindet wie ich, was nach meiner auf papier gebrachten reflektion aber gar nicht stimmen kann. zwischenzeitlich las ich verschiedene wiki-artikel, informierte mich über adhs, asperger, borderline etc. und verglich meine situation und mein leben mit menschen, die entsprechende diagnosen schon haben. in einem forum habe ich so viele sachen gelesen die ich hätte schreiben können, die selben situationen, die selben gedankengänge, ich fand mich oft so sehr in den beschreibungen anderer wieder das ich mich erschreckte. das war im asperger forum. die weitere recherche und der anschliessende besuch eines psychotherapeuten, der teilweise zum selben ergebnis kam, lieferten mir endlich das ergebnis, die antwort auf die frage: warum geht es nur mir so?
seitdem stehe ich nicht mehr unter diesem verdammten druck gesellschaftlichen verpflichtungen nachzukommen, sondern ich kann einfach frei sein. ich muss niemanden anrufen wenn ich nicht will. ich muss keine lebenszeichen senden. ich muss nicht denjenigen immer einen gefallen tun oder einfach nur gefallen, wenn ich keinen grund sehe es zu tun. ich muss leuten, mit denen ich zu tun habe, nicht zustimmen und ihrer meinung sein, so wie ich es sonst früher gemacht habe. ich muss auch nicht meine schnauze halten und immer klein beigeben, nur damit niemand wütend, sauer oder enttäuscht von mir ist. es ist ok wenn ich meinen mund aufmache und dinge einfordere. es ist ok wenn ich sage was mir nicht passt. es ist ok wenn ich auf dinge keine lust habe und sie dann auch nicht mache. es ist ok mit leuten wie zb nachbarn nichts zu tun haben zu wollen.
das nimmt so eine große last von mir, das ich viel stressfreier lebe als zuvor. fast 5 jahre war ich in einer firma beschäftigt wo ich in der ersten woche schon dachte, das ich dort raus muss. und endlich habe ich entscheiden und auch die entscheidung durchziehen können, mich von dieser firma zu trennen. genauso bei menschen.
und wenn man weiss woher diesen schlechte gewissen kommt, dieser druck sich anpassen zu müssen, dann kann man das auch ganz schnell ablegen.
ich habe viele dinge erkannt. zb das freiheit nicht bedeutet räumlich getrennt von der aussenwelt zu sein. das liebe nicht bedeutet sich jemanden komplett hingeben/verkaufen zu müssen und alles zu akzeptieren, egal was, was der partner macht. das dinge in mir, die mich verfolgen, keine einbildungen sind, wie man mir immer sagte, sondern wirklich passiert. das ich alleine bin, und immer alleine sein werde, weil ich die menschen um mich herum einfach nicht kennenlernen kann, weil ich sie nie empfinden werde. das menschen immer, und das ist vollkommen normal und ok, weil absolut natürlich, auf ihren eigenen vorteil bedacht sind und sie selbst für sich an erster stelle stehen. das niemand für mich lebt und ich für niemanden lebe. das ich nicht da bin um für das glück für andere zu sorgen, sondern nur für mein eigenes. das es nicht wichtig ist was andere von mir halten, egal in welcher masse und form sie es tun.
es ist so wie es ist. ich stehe ausserhalb, abseits. und mir gefällt meine position sehr. ich sehe alles aus meiner position, wie real-life tv. ich habe endlich eine art barriere um mich herum, die mich von ausserhalb abschottet. früher hab ich mir darum gedanken gemacht, was die leute in der strassenbahn wohl von mir halten und jede meiner bewegungen durchdacht. endlich kann ich in mir und auch ausserhalb von mir ich selbst sein, weil ich nunmal ich selbst bin. ich bin nicht mehr der puppenspieler, der ich früher mal war. meine hülle ist nicht mehr eine riesengroße marionette. und wenn ich schönes entdecke, kann ich endlich auch dann ganz genau hinschauen, wenn menschen um mich herum sind. das ist toll.