Ich hatte eine ähnliche Situation auch schon einmal vor vielen Jahren. Meine Freundin hatte merklich, aber nicht übermäßig zugenommen. Mir wäre es zwar lieber gewesen, wenn sich da nichts verändert hätte, meine Lust auf sie war aber weiterhin ungebrochen. Ich habe nichts gesagt, weil sie kurz vor ihrem Examen stand und eine entsprechende Bemerkung von mir zu dieser Zeit wohl mehr Schaden als Nutzen verursacht hätte.
Witzigerweise habe ich - aus welchem Grund auch immer - kurz danach auch ein paar Kilo zugenommen. Irgendwann beim Sex meinte sie zu mir, ich könnte doch wieder ein wenig mehr Sport treiben, meine Attraktivität im Adamskostüm habe doch stark abgenommen. Ich war zwar schon über ihre unterschiedliche Wahrnehmung mich und such selbst betreffend verwundert - den Spruch mit dem Glashaus und den Steinen habe ich mir aber dann doch verkniffen.
Ich denke aber, dass das vom Threadersteller angesprochene Problem in vielen Beziehungen ein Thema ist. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht, ob und wie man es überhaupt anspricht, ob es in der jeweiligen Konstellation überhaupt lösbar ist und man einen Lösungsweg finden will.
Da gibt es - je nach Charakter und Lebensumständen der Betroffenen - meines Erachtens unterschiedliche Lösungsansätze (und nur um Lösungen geht es mir hier):
1. Derjenige, dem die Figur seines Partners so wichtig für die Lust ist, lernt, auch Lust auf die paar Kilo mehr zu haben. Sicher schwierig, aber nicht unmöglich. Und wenn er den anderen liebt, sollte er das hinbekommen.
2. Derjenige mit den paar Kilo mehr strengt sich ein wenig oder ein wenig mehr an, um die Kilos zu verlieren und seinen Partner dauernotgeil auf ihn zu machen. Anstrengend, in der Regel aber auch nicht unmöglich.
3. Die beiden treffen sich irgendwo in der Mitte.
4. Die beiden leben mit dem Problem, so wie es ist.
5. Die beiden trennen sich.
Mit dem Thema Lust & Attraktivität ist es genauso wie bei allen anderen Dingen, die einem für eine Beziehung wichtig sind. Wenn ich z. B. absoluter Opernfan bin und und als Partner nur jemand in Frage kommt, der diese Leidenschaft mit mir teilt, werde ich ich nicht mit jemandem glücklich werden, der mir jeden Tag sagt, wie beschissen langweilig Opern doch sind.
Wenn ich jemand bin, der nur einen hochkriegt, wenn sich vor ihm ein fettfreies Supermodel räkelt, werde ich mit einer Partnerin, die ein paar Kilo zuviel hat, auf Dauer auch nichts anfangen können. Dann stellt sich aber schon die Frage, ob ich überhaupt zu einer dauerhaften Liebesbeziehung fähig bin.
Der Threadersteller sollte sich folgende Fragen stellen:
1. Reduziert mich meine Partnerin wirklich auf meine Figur, oder sagt sie mir nur im Hinblick auf das Thema Sex, was ihr wichtig ist?
2. Fällt es mir wirklich so schwer, an meiner Figur etwas zu ändern, damit ich ihr gefalle? Will ich das vielleicht sogar selbst, habe aber Angst davor zu scheitern? Oder gehört meine Figur untrennbar zu mir und ich will partout nichts daran ändern?
3. Kann ich den Ansprüchen meiner Partnerin auf Dauer gerecht werden, oder sind diese total überzogen?