Wie wirkt sich Sex-Chatten aufs Sexleben aus?
Hallo in die Runde:)Ich versuche, meine Erfahrungen wiederzugeben, wie sich sexuelles Chatten mit dem Partner auswirken kann. Und vielleicht erfahre ich etwas Erhellendes von Euch dazu.
Es war einmal ..so fangen alle Beziehungen irgendwie an. Unsere fing im Real Life an, sexuell durchaus sehr intensiv. Sie öffnete sich für neue Spielarten, die in ihr schon lange schlummerten und eher als non-vanilla zu bezeichnen sind (ohne damit zu sagen, dass Vanilla-Sex langweilig wäre). Da wir eine Fernebziehung führen, bot sich statt einem On/Off-Zustand die Fortsetzung über das sexuelle Chatten an.
Das lief über Wochen und Monate exzellent. Der Vorteil lag nicht nur darin, dass wir uns mehr auf einem On-Zustand denn auf einem Off-to-On Zustand hielten, so dass die Zusammentreffen intensiv blieben, ohne das erneute Herantasten bei Wiedersehen, was Zeit braucht. Der Vorteil war auch das gegenseitige Entdecken, das Hineinschauen und Öffnen in die inneren sexuellen Fantasien. Was auf digitalen Wegen ohne Weiteres dem anderen Raum und Zeit lässt, sich auszudrücken, anstatt sich von Angesicht zu Angesicht peinlich schamvoll anzuschweigen. Auch das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, den ich selbst über die Jahre aus einer anfänglichen Ablehnung heraus zu schätzen lernte.
Wenn ich nun sage, dass manche Frauen Stimmungskanonen sind, wo man nie so genau weiß, welche Farbpatrone herausgefeuert kommt, mag das unfair klingen, aber manche Typen sind eben sehr emotional und weniger rational erklärbar. Das mag eine vage Erklärung für den Wandel sein, der in ihr stattfand. Da ein schiefgelaufener Chat, dort ein falscher Zeitpunkt, schon fühlte sie sich unter Erwartungsdruck gesetzt, das Richtige zu tun, das Gefallen Wollen. ich im Dauermodus, sie im abnehmenden Modus. Was Stress erzeugt. Stress und Sex gehen nicht unbedingt einher. Auf Sex-Chats muss man sich einlassen wollen, den Kopf frei haben, unbelastet sein. Innerhalb einer relativ kurzen Zeit im Verhältnis zu dem doch recht langen Zeitraum zuvor, fuhren wir den Level zurück. Erst etwas seltener, mit Abstand von einigen Tagen, dann nicht mehr während der Arbeitszeit (keine Spiele mehr, keine Aufgaben mehr), dann am Ende überhaupt nicht mehr. Die Gespräche zum Warum waren zwar sehr offen, aber auch sehr hochemotional geführt worden, was mir aufzeigte, unter welchen Druck sie sich gesetzt hatte, meinen wie auch immer gearteten Erwartungen zu entsprechen.
Den komplett asexuellen Zustand halten wir seit Wochen aufrecht. Ich hatte sie vorsichtshalber gefragt, ob sie das denn nicht stören würde. Oder mir einen Vorwurf machen könnte, warum ich so neutral im sexuellen Sinne auf dem virtuellen Wege mit ihr umgehe. Gar, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich das, was mir sichtlich fehlt - nämlich das Kopfkino auf dem digitalen Wege - über Dritte befriedige. Ihre Antwort war sehr klar und schnell, dass ihr nichts fehle, ich mir das alternativ einholen könne. Es klang nicht unfreundlich, war auch so nicht gemeint ihrerseits, aber es war für mich eine Enttäuschung, wie ich nachträglich beim Hineinhorchen bemerkte.
In der Tat fühle ich mich entkoppelt. Wenn wir zusammen sind, "funktionieren" wir wie bisher auch. Ohne viel Worte oder Handbuch artige Anleitungen spielen wir miteinander. Dachte ich. Ich merke zunehmend für mich, dass mir diese Entkoppelung auf dem virtuellen Wege nicht gut tut, auch für das reale Beisammensein. Meine Kreativität, meine Bereitschaft mich auf Sie einzulassen, in sie hineinzufühlen, sinkt stetig. Spielzeuge und Spielarten bleiben unbeachtet des Weges liegen. Es ist ein innerer Prozess, der mich überrascht.
Ich hätte nicht gedacht, dass sich das kommunikative, sexuelle Miteinander so sehr auswirken könnte. Sexchats betrachtete ich als willkommenes Addon, mit oben besagten Vorteilen einhergehend. Um etwas mehr Spaß und Freude einzuhauchen, auf einem sehr eleganten Weg, mit Vorteilen in einer Fernbeziehung.
Der Weg, sich mit anderen Frauen virtuell einzulassen, klang zuerst logisch. Doch je länger ich darüber nachdenke, umso eher erscheint mir das nur ein schnellerer Weg zu sein, sich von meiner Partnerin sexuell so zu entfernen, dass wir im Zusammensein auf 0815-Sex zurückfallen, die berühmte Pflichterfüllung.
Soweit meine Gedanken und Einblicke. Ich suche keinen Rat, denn es gibt dazu keine Pille, die heilt und wirkt. Aus dem Hafen muss ich wieder selbst auslaufen und gemeinsam andere Gewässer mit ihr ansteuern.
Ich suche Einblicke in Eure Erfahrungen, wie ihr damit umgeht. Wie betrachtet Ihr Sexchats mit Eurem Partner? Wie habt Ihr es geregelt? Hat sich das Chatten auf Euer Sexleben im Realen ausgewirkt? Wenn ja wie?