Krieg und Frieden – Supermotz!
Nun über die Feiertage wurden wir ja mit den Werbetrailern zu der Neuverfilmung von Tolstois „Krieg und Frieden“ zugetackert. Die Werk – Bezeichnung „Fernseh-Vierteiler der Superlative“ war schon sehr verheißungsvoll. Ließ diese Bezeichnung doch erwarten, dass man sich auf eine Stufe stellen möchte, mit den beiden großen Vorläufer-Filmen aus dem USA (1956) mit Audrey Hepburn und Henry Fonda sowie Sergej Bondartschuks Werk aus der Sowjetunion (1967).
Nach so langer Zeit, war der Plott ja schließlich mal wieder fällig, da ja Verfilmungen wie z.B. Herr der Ringe, vermuten ließ, dass ja nun Monumental – und Massenszenen kein Problem mehr sind, wie noch zu Bondartschuks Zeiten, dem aber dafür die Rote Armee hilfreich zur Seite stand.
Regie und Konsultationsfehler bei den beiden bisherigen Verfilmungen, führten ja dazu, dass sich in der Erstverfilmung kostümtechnisch zu viel 50’er - Look und bei der Bondartschuk – Verfilmung, alle französischen Fahnen falsch und die Tschakos (Kopfbedeckung von Soldaten) merkwürdige Plastikeimer waren.
Was dem Roman selbst, Dank der schauspielerischen Leistungen, jedoch keinen Abbruch tat.
Also gut, die Muschikatze biss sich während der Feiertage mal auf die Zunge, angesichts von so merkwürdigen amerikanischen und deutschen N24 – Geschichtsdokumentationen wie „Napoleon der Feldherr“ und „Napoleon und die Deutschen“, wo Muschikatzi regelmäßig von einem Wutanfall in die nächste Ohnmacht fällt, angesichts solcher „extrem phantasievollen und durch nichts verbürgten Analysen“ wie: „Napoleon war völlig entnervt und kratzte sich mit seinen Fingern die Wangen blutig“ (
waaaaaa......?) oder wenn Kuriere auf einem Pferd im Vielseitigkeitssattel und auf Trense gezäumt, ohne Schabracke und der Kurier selbst, mit Biwakmütze und einem Futterbeutel als Dépêchen – Behältnis durchs Bild hoppeln.
Nun denn, nach einer durchzechten Bikernacht (Jim Beam + Cola) und einem ausgiebigem Brunch mit
@***re, bei der Muschikatzi schon nach dem ersten Rotwein schwächelte (excusez-moi ma chère), hab ich mir noch eine Mütze Schlaf gegönnt und saß 20:15 Uhr, pünktlich vor der Glotze, um mit dem Zweiten besser zu sehen.
Aber was ich dort als „Phönix aus der Asche“ angekündigt sah, landete in typisch neudeutsch - überheblicher Manier wieder mal als sensationeller Bauchklatscher!
Zumindest der erste Teil.
Aber das Beste vorweg:
Die Damen – Kostüme sind einschließlich weniger Ausnahmen der Frisuren, wirklich sehr, sehr authentisch für Filmkostüme.
Nur die Dolmane (Husarenjacken) der Herren, mit ihren unauthentischen Jeans – Jackenschnitten, ließen mich wieder aufstöhnen. Wann lernen die Kostümschinken – Produzenten endlich, dass damals jede Uniformjacke auf Taille genäht war und enge Ärmel bis zum Oberarm hatten, was die geniale Optik dieser Uniform erst ausmacht!
Hannelore Elsner als Gräfin Rostowa macht zwar in dem Film einen eher zurückgenommenen Eindruck, womit sie aber immer noch, von allen Frauen die größte Leinwandpräsenz und schauspielerische Noblesse ausstrahlt.
Angesichts der übrigen blassen Hühner, die das Bild bevölkern, ist das aber auch kein Wunder, was hier die Leistung von Hannelore Elsner auch nicht schmälern soll.
Merkt man ihr doch an, dass sie Mühe hat, die Hühnchen in der Romanverfilmung nicht an die Wand zu spielen!
Aber das macht nun mal eine große Schauspielerin aus!
Wenigstens vermag es Alexander Beyer als Pierre, mit seinem großen Vorgänger Henry Fonda mitzuhalten. Auch Marschall Kutusow ist menschlich wunderbar dargestellt.
Aber da sind wir schon am Ende der sehenswerten Abteilung.
Machen wir mit dem Hühnchen weiter, deren Name aufgrund der schauspielerischen Blässe, sich mir wohl nie einprägen wird und uns da als Natascha Rostowa verkauft werden soll.
Guuut mit Audrey Hepburn mitzuhalten, wird wohl schauspielerisch eine unmögliche Leistung sein.
Aber ein wenig Glanz in den Augen beim Spielen und anstatt tussenhafte Verschwiemeltheit, ein wenig frecher jungenhafter Charme, einer kleinen russischen Landadeligen, welche es gewohnt ist, mit dem Pferd über die Weiten ihrer Ländereien zu reiten, wären wohl näher am Roman gewesen.
So mutet es schon etwas grotesk an, wenn der alte Graf Rostow zu Fürst Andrej Bolkonskij sagt: „bleiben sie doch bei uns! Wir würden uns freuen und dieser kleine Kossack hier auch!“ und dabei auf seine Tochter weist – jedoch auf dem Pferd neben dem Vater, eine affektierte Tusse sitzt und kein „burschikoser Kossack“.
Dass Zar Alexander 1805, kein gealterter Monarch war wie im Film, sondern vielmehr zwar etwas kurzsichtig und schwerhörig, doch aber ein schöner Mann im besten Alter, ist gar nicht die schlimmste sachliche Verfehlung.
2400 Kostüme mussten geschneidert werden, 105 Drehorte in Russland und im Baltikum dienten als Schauplätze der historischen Kulisse. 7000 Darsteller (fast alle für die Schlachtenszenen) waren im Einsatz.
Dies alles nütz aber nichts, wenn im Film Ende November, ein General Mack (Österreich) mit einer Kopfwunde bei Marschall Kutusow (Russland) hereinwankt, die er sich spätestens bei seiner Kapitulation am 20.Oktober 1805 bei Ulm zugezogen haben könnte und sich zum Zeitpunkt der Schlacht von Austerlitz am 02. Dezember 1805, bereits in französischer Gefangenschaft befand.
Aber das ist noch nicht der absolute Hammer!
Das Riechsalz habe ich mir durch den
hase erstmals reichen lassen, als ich den Napoleon – Nachäffer sah, den die Filmfirma EOS für das ZDF da ausgegraben hatte.
Uuuuaaaaahhh ich bin immer noch im Schock!!
Der Mann hat das Zeug, zur schlimmsten Napoleon – Karikatur seit der UFA – Kolberg – Verfilmung von 1944 zu werden, an der ja sogar die „Waffen SS“ filmische Komparsen – Verewigung fand oder den Kaschperl’n, die in N24 - Dokus immer durchs Bild laufen.
Bitte nomma das Riechsalz..........!
Tränen.........huuuuuu!
Da haben wir bei unseren Gefechtsdarstellungen mit dem Amerikaner Marc Snider, schon den genialsten Napoleon aller Reenactement – Zeiten, mit verblüffender Ähnlichkeit und Ausstrahlung, Charisma, Intelligen, Würde und Mehrsprachigkeit und da denken Filmfirmen immer noch, die müssten ohne professionelle Beratung aus der Szene, historische Filme drehen!
So und deshalb motz ich hier mal ganz deftig, weil was als „Fernseh-Vierteiler der Superlative“ startete, somit sogar filmisch, sachlich und schauspielerisch, sogar weit hinter ZDF – Koproduktionen zurückbleibt, wie z.B. der 4 – teiligen Napoleon Verfilmung mit Christian Clavier als Napoleon.
Kein Wunder, dass die ZDF – Romanverfilmung von „Krieg und Frieden“ deshalb gem. den Einschaltquoten, hinter dem Tatort und Rosamunde – Pilcher – Filmen zurückblieb.
Insofern Note 3-, Setzen!
Das ist ein Napoleon: ->