Genau genommen ist der Ring nichts anderes als Sprache. Wenn es keinen Konsens gibt, versteht man sich gegenseitig nicht, bzw. redet aneinander vorbei.
Aus diesem Grund setzt sich, genauso wie in den Sprachen, nicht immer unbedingt das Beste oder Richtige durch, sondern das, was die meisten Menschen verwenden. Es ist eine Einigung per Mehrheitsentscheid, wenn man denn so will.
Bei Sprachen trifft das hauptsächlich auf die Lautsprachen zu. Denn für die Schriftsprache gibt es z.B. im Deutschen den Duden. Den gibt es beim BDSM nicht, es gibt keinen "BDSM-Duden", der das einfach mal festlegt was Sache ist.
Diesen gibt es in der Lautsprache auch nicht. Darum ist diese dann entsprechend dynamisch und bedeuten im Lauf der Zeit bestimmte Begriffe sogar das genaue Gegenteil zu dem, was sie zuvor bedeuteten. So ist das Wort "schwul" nicht mehr wertneutral, sondern wird in der Realität meist nur noch als Schimpfwort verwendet ("bist du schwul, oder was?").
Wer sich dem großen Konsens, der Mehrheitsmeinung anschließt, der wird von mehr Menschen verstanden. Oder auch: Wer weiß, was die Mehrheitsmeinung ist, der kann dann selbst entscheiden, ob er von der Mehrheit richtig verstanden möchte - oder eben nicht.
Ich schrieb es weiter oben schon einmal: Die Mehrheit versteht es so:
Rechts = Devot (oder Empfangend)
Links = Dominant (oder Gebend)
Wer jetzt sagt "püh, ist mir doch egal, ich trage als Aktiver rechts", dann kann derjenige das selbstverständlich tun. Er wird dann zwar von der Mehrheit falsch verstanden, bzw. irritiert diese (weil das Tragen des Rings nicht zum eigenen Auftreten passen mag), aber das nimmt er dann eben in Kauf. Es kommt ihm/ihr ja eh nicht auf irgendwelche Mehrheiten an, erst recht nicht wenn man eh schon BDSM-mäßig vergeben ist, sondern darauf, dass diejenigen Personen, die ihm/ihr wichtig sind, im Optimalfall nur eine, nämlich seine/ihre Sub, es richtig einzuordnen wissen.
Wer Single ist und ein Zeichen setzen möchte mit dem "Ring", der kann nun selbst entscheiden, was er tun möchte: Sich der Mehrheit anpassen und damit von mehr Personen richtig eingeordnet werden, oder aus seiner Sicht eben nicht der Mehrheit "anbiedern", sondern sein eigenes Ding machen.
Beides hat seinen Charme.
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Ich wüsste immer noch gerne, wie jenes Gespräch mit der bewussten Dame verlief. Weil es jenen, die vor einer ähnlichen Situation stehen, hilfreich sein kann: Dann wüsste man mal wieder eine mögliche Reaktion mehr.
Und ja, ich sehe es auch als einen Akt der Höflichkeit an, dass wenn man selbst gefragt hat und Antworten erhielt und dazu ja auch noch einen Tipp daraus befolgte, man dann auch verrät, inwiefern dieser Tipp geholfen hat (oder auch mal nicht geholfen hat, hier aber tat er es ja).