Ein spannendes Thema
Hallo allerseits,
mein Leben lang war ich der Meinung, Menschen sollen selbst entscheiden können, was sie tun. Ob eine Frau als Hure arbeitet oder nicht, das soll Ihre eigene Entscheidung sein. Und so gehe ich davon aus, wenn ich eine Frau "Kaufe", dann ist das ein beidseitiges Geschäft, mit dem eben beide Seiten einverstadnen sind.
In den letzten zwei Jahren sind (leider) ein paar Gedanken und Erfahrungen dazugekommen, die diese Einstellung bei mir unterlaufen. Guckt man in ein Deutsches "Durchschnittsbordell", dann haben weit über der Hälfte der Frauen dort Therapiebedarf. Sei es der Missbrauch in der Kindheit, seien es Vergewaltigungserfahrungen oder sonstwas. Ich kenne Frauen aus der Brance sowohl "geschäftlich" als auch privat. Natürlich ist es einfach, die Augen zuzumachen und zu ignorieren, was dahintersteckt. Macht man die Augen auf, so sieht man in den allermeisten Fällen eine Frau, die vor Ihrer eigenen Vergangenheit davonrennt und/oder eine Frau, für die Prostitution ein Weg ist, mit einer traumatisierenden Vergangenheit klarzukommen.
Dabei geht es nicht um die Branche selbst: Es ist nicht so, daß die Frauen "in der Branche" entsprechende Erfahrungen gemacht haben oder von diesem Geschäft "kaputtgemacht" wurden.
Die Traumatisierenden Erfahrungen stammen meist aus der Vergangenheit und haben in die Branche geführt. Ich will also nicht die Prostitution verurteilen, sondern mir fällt auf, daß die Prostitution für Frauen oft ein (ungesunder) Weg ist, mit früheren Problemen klarzukommen. Es ist keine "Lösung" der Probleme, sondern ein "Umgang".
Das mag etwas hochgestochen klingen, für mich waren diese Erkenntnisse ein langer Weg. Ich kenne einige Frauen aus dieser Branche privat und habe im Laufe der Jahre bei fast JEDER Frau eine solche Vergangenheit gefunden. Ich kenne hierbei nur eine einzige Ausnahme: Eine sehr gute Freundin, die diesen Job 2 Monate "gestestet" hat und danach wieder aufgehört. Sie war extreme Sub und hat es die zwei Monate lang sehr genossen. Als es für sie "durch" war hat sie vone inem Tag auf den anderen aufgehört. Das emfpinde ich als "gesund".
Wie auch immer, diese Erfahrungen ganz allgemein machen es mir schwer, mit der Branche umzugehen. Während ich der Überzeugung bin, daß eine Frau selbst entscheiden können soll, ob sie diesen Job macht, fällt mir einfach auf, daß die Quote der Therapiefälle unglaublich hoch ist. Und ich habe durchaus meine Probleme damit, sexuel mit einer Frau zu verkehren, wenn mir bewusst wird oder wenn ich auch nur den Verdacht habe, daß dieser Job keine freiwillige Wahl von Ihr ist sondern eine Kompensation von anderen Problemen.
Andererseits hatte ich auch mal eine spannende Unterhaltung m it zwei Mädels, beste Freundinnen, die eine arbeitet in der Supermarktkasse die andere ist Prostitutierte. Der "Supermarktkassenfrau" ging es deutlich schlechter als der Hure: Lange Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung, mit unangenehmen Kunden umgehen. Der Hure ging es deutlich besser: Mehr Geld, freie Zeiteinteilung und die Möglichkeit, sich die Kunden selbst auszusuchen.
Da komme ich also wieder andersrum in die Frage: Wie viele Menschen machen Ihren Job überhautp "freiwillig" und in wieweit ist "Geldnot" eine Situation, die es rechtfertigt, die eigenen moralischen Überzeugungen zu verraten?
Darf ein Vegetarier beim Metzger arbeiten? Oder im Supermarkt Dosenfleisch in die Regale räumen? Wie gesund ist ein Schlachter, der jeden Tag Tiere tötet? Oder ein Angestellter im Schlachthauß, der im Fließbandtempo den Rindern Bolzen in das Hirn rammt?
Für mich ein schweres Thema, weil die frühere "Leichtigkeit" einfach nicht mehr funktioniert, wen man die Augen aufmacht...
Alles Liebe, Julian!