Meine Erfahrung zwischen Paysex und realem Leben, Teil 2
Wie im ersten Teil beschrieben, hatte ich in einem gehobenen Berliner Etablissement Nadine kennengelernt, eine sehr große, unglaublich schöne und leidenschaftliche SDL Ende zwanzig, mit der sich bereits bei diesem ersten Treffen eine gewisse Chemie entfaltet hatte. Völlig unerwartet hatte sie plötzlich, während des Aktes gefragt, ob ich klassische Musik möge (!) und sich dann mit mir an einer Kirche verabredet, wo ein Konzert stattfand bei welchen ihr Bekannter mitwirkte.Ich hatte es mir zum Prinzip gefragt, bei meinen unregelmäßigen Besuchen in derartigen Etablissements die Frauen, auch wenn ich sie mochte, nie nach ihren Kontaktdaten oder privaten Treffen zu fragen. Ich ging davon aus, dass dies viele Männer tun würden und von den Erzählungen der Frauen hatten alle mindestens einen Stalker und in den meisten Fällen hatten die Frauen auch kein Interesse (die Männer würden ihnen privat nicht zusagen, die Betreiber könnten Ärger machen und die den Arbeitsplatz riskieren, sie könnten einen guten Stammgast verlieren für eine halbherzige Beziehung, etc.). Ich wollte nicht das tun, was alle tun.
Ich wollte entspannt sein und die gemeinsame Zeit wenn möglich einfach genießen. Umso aufregender war, als gerade dieses Geschöpf, welches Männerträumen entsprungen sein könnte, mich privat kennenlernen wollte.
Zwischen dem bezahlten Date im Etablissement und unserem privaten Date an der Kirche lagen nur knapp zwei Stunden, so dass im Grunde nicht viel mehr Zeit blieb, um zuhause eine Kleinigkeit zu essen, mich in Schale zu schmeißen und dann zu besagter Kirche zu fahren.
Wir kamen fast zeitgleich an, ich hatte einen Parkplatz in der Nähe gefunden und wartete nahe dem Eingang, als ich sie aus dem Taxi steigen sah. Es liegt in der Natur der Sache: Sie hatte deutlich mehr Klamotten an als bei unserem ersten Treffen und als sie die Sommerjacke abgelegt hatte, kam das kleine Schwarze zum Vorschein. Es stand ihr hervorragend. Wir saßen in der ersten Reihe und obwohl ich in Wirklichkeit kein herausragender Kenner klassischer Musik bin, war mir Vivaldis "Vier Jahreszeiten" natürlich ein Begriff.
Zu Beginn begrüßten wir ihren Bekannten auf der Bühne. Es war ein höflicher, seinerseits etwas eisiger Handshake, und als er mich ansah, schien er sich zu fragen "Who the f.... ist dieser Marco?!". Ich beließ es dabei und fragte nicht nach ihm. Sie würde es mir bestimmt noch erzählen und in diesem Moment konnte es mir egal sein, wer er war. Neben uns setzte sich ein älterer Herr, der ob ihres Anblickes kaum seine Geilheit verbergen konnte. Als ich meinen Arm um sie legte und sie mit ihren langen Beinen sich räkelte, schien es um den sabernden Opi beinahe geschehen. Es endete aber alles gut und es mußte auch kein Krankenwagen gerufen werden.
Nach dem schönen Konzert waren wir noch lange in einer Bar in der Nähe, wo wir draußen saßen, Wein tranken, lachten und uns viel persönliches voneinander erzählten. Wir machten ein paar Handyfotos, die ich mir neulich noch einmal angesehen habe. Sie haben den Enthusiasmus dieses ersten Kennenlernes eingefangen, ganz spontan. Ich erinnere mich gern an diesen Abend.
Wie erwartet war Nadine zur Zeit single, wohnte leider ein bißchen weiter weg von mir (klar, Berlin ist groß ...), hatte Abitur, aber nicht studiert. Sie hatte einen Job im medizinischen Bereich und machte - wie viele Frauen in diesem Etablissement - den Job als SDL nur nebenbei. Sie erzählte von den Vor- und Nachteilen des Jobs und ihren Erfahrungen. Das war für mich sehr interessant, einerseits um sie besser zu verstehen und andererseits erfuhr ich so auch vieles über das Milieu.
Nadine war eine nach außen hin sehr starke, souverän wirkende und dennoch sehr weibliche und sanfte Frau, in ihrer Art durchaus professionell, aber dennoch sehr herzlich. Es war von Anfang an klar, dass sie authentisch Spaß am Sex hatte, ab und zu auch Männer ablehnte, wenn ihr diese nicht zusagten. Einiges hatte ich schon gehört (viele gebundene Männer als Gäste), anderes war mir neu (sehr extreme Fetische und immer weniger klassischer Sex wird gewünscht). Es gab auch sehr viele persönliche Details, über die ich hier natürlich nicht schreiben werde.
Wir lernten einander immer besser kennen, trafen und kurze Zeit später wieder und es entwickelte sich etwas, was man "Beziehung" nennen könnte, obwohl wir es nie so nannten. Wir unternahmen alles Mögliche zusammen und taten im Grunde alles, was Paare zusammen tun. Eine Schwierigkeit bestand darin, dass sie - obwohl sie mich ja offensichtlich mochte - längere Zeit brauchte, um mir zu vertrauen. Es war für mich nachvollziehbar, dass sich im Puff kennenzulernen nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für eine glückliche Beziehung darstellt. Ihr Männerbild hatte sich durch den Job naturgemäß stark verändert. Auch hatten wir ein paar Probleme in Bezug auf Kommunikation: Ich war bereit über Probleme zu sprechen, sie wollte vieles mit sich selbst ausmachen. Sie hatte eine ganz andere Kindheit und ganz andere Prägungen als ich, und trotz aller Gemeinsamkeiten und der Verbindung die wir hatten, spielten diese Differenzen immer mal eine Rolle.
Wie sollen wir gegenüber Familienmitgliedern und Freunden auftreten: Als Paar, welches sich im Puff kennengelernt hat? Wie fühle ich mich, wenn fremde Männer sie auf der Straße sehen und sagen "Hey, weißt Du noch, wir beide damals im Puff ...". Es sind alles ganz reale Fragen. Auf der anderen Seite hatten wir nicht nur phantastischen Sex, wir mochten uns und harmonierten in vielen Dingen. Wir hatten einen ähnlichen Humor, wir waren sehr leidenschaftlich und konnte andere Menschen mit gewissen rhetorischen Fähigkeiten zur Weißglut bringen.
An einem Tag gingen wir zusammen einkaufen (als Biofanatikerin wurde sie nur bei Alnatura & Co. glücklich) und standen in einem benachbarten größeren Bio-Markt an der Kasse. Ich hatte gerade eine Idee und flüsterte ihr ins Ohr, was wir gleich zusammen anstellen sollten.
Plötzlich drehte sie sich um und sagte, mitten in der Schlange und vor allen Leuten: "Wie bitte? Schon wieder? Du hast mich doch heute schon zwei Mal ... !" Und selbst die abgebrühten Berliner ... ich hatte das Gefühl, dass mich alle anschauten und wäre gern im Boden versunken. SIe hatte unheimlich Spaß daran, mich später an meinen Gesichtsausdruck in diesem Moment zu erinnern.
Ein Jahr lang genossen wir das, was zwischen uns war, aber schließlich wurde klar, dass es nicht funktionieren konnte. Sie wollte den Job noch zwei Jahre fortführen, um sich ihre Eigentumswohnung zu finanzieren. Als die Gefühle zu ihr stärker wurden, war es mir nicht möglich, sie mit anderen Männern zu teilen, egal ob für Geld ohne privat. Ich war bereit, monogam zu werden und habe sowohl private Affären als auch Sexparties u.ä. eingestellt.
Wahrscheinlich ist es einfach so, dass es eben keine Liebe war. Ich jedenfalls glaube nach wie vor daran, dass wahre Liebe ihren Weg findet - und wenn man keinen Weg findet, ist es vielleicht auch besser so.
Ich habe in dieser Geschichte einige kleine Details geändert um Menschen um den Amateur-Detektiven weniger Angriffsfläche zu bieten. Aber 99% der Geschichte haben sich genauso ereignet.
Das Leben geht weiter und nach Nadine habe ich - auch außerhalb des Milieus - andere Frauen kennengelernt. Wir haben schon lange keinen Kontakt mehr. Manchmal würde ich einfach gern wissen, ob es ihr gut geht. Aber man sollte die Vergangenheit ruhen lassen.
Es ist gescheitert, aber ich bereue nichts. Ich bereue nicht, sie kennengelernt zu haben und ich bereue keine Minute, die ich mit ihr verbracht habe.
Viele Grüße
Marco