Zur "falschen Zeit" kennengelernt?
Mich interessiert, ob ich das richtig sehe, dass man sich in einer falschen Situation kennen lernt und eine Beziehung deshalb zum Scheitern verurteilt ist.Ein Beispiel von mir, um das was ich meine zu verdeutlichen:
Vor längerer Zeit ging es mir emotional nicht sehr gut, Stress im Job, gesundheitlich nicht auf der Höhe (Folgeerscheinungen eines schweren Unfalls), nach diesem Unfall haben sich diverse Bekannte plötzlich nicht mehr gemeldet (ich war wohl aufgrund körperlicher und seelischer Einschränkungen zu unspaßig geworden) in Folge dessen war ich auch ziemlich einsam, Beziehung war in die Brüche gegangen und, und, und...
Plötzlich tauchte eine Hobbykollegin auf mit der ich bis dato zwar netten, intensiven aber sehr seltenen persönlichen Kontakt hatte (telefonisch und schriftlich allerdings recht oft).
Dann ging alles sehr schnell, sie bekam meine Adresse heraus, stand eines Abends bei mir vor der Tür, sagte, ich solle einen Koffer packen und mit zu ihr kommen.
Gesagt, überrumpelt und getan. In der selben Nacht drückte sie mir fast wie in einer Zeremonie ihren Haustürschlüssel in die Hand, am nächsten Tag begann die Vorstellungsrunde bei Freunden und Bekannten und eine längere Phase in der wir viele Dinge aus meiner Wohnung geholt haben, damit ich mich in der neuen Umgebung auch wohl fühle.
Kurz, wir sind einfach zusammen gezogen. Die Integration in die Familie (Eltern, Kinder, sonstige Verwandte) ging ratz-fatz, die Frau ist ein Wirbelwind der selten still sitzen kann und am liebsten alles gleichzeitig macht. Ich konnte mit dem Tempo nicht richtig mithalten, war überwältigt und machte wohl oft den Anschein mich würde das alles nicht so richtig "interessieren".
Dem war natürlich nicht so, im Gegenteil mir war vorher noch nichts Schöneres passiert. Ich hatte plötzlich eine Familie, die ich liebte und die mich vorbehaltlos liebte. Das war genau das, was ich - ohne es vorher zu wissen - immer wollte.
Es ging im selben Tempo weiter, von Hochzeit war die Rede, Unterlagen, Ringe wurden besorgt, ein Termin stand fest und dann ganz plötzlich kam das Aus. So schnell, wie meine Sachen damals in der gemeinsamen Wohnung waren, so schnell waren sie, perfekt verpackt auch wieder bei mir und das wars...
Eine gemeinsame "Aufarbeitung" hat aus verschiedenen Gründen nicht stattgefunden, meine Ex-Partnerin ist schwer erkrankt und war der Meinung sie müsse das alleine durchstehen, ich habe mir eine Auszeit genommen und bin ein Dreivierteljahr in meine Heimat verschwunden um mit mir selbst klar zu kommen.
Inzwischen ist das alles schon länger her und es hat sich für mich bei den wenigen Gesprächen, die wir hinterher geführt haben, herauskristallisiert, dass ich für ihren Geschmack wohl einfach zu langsam war, bzw. sie einfach zu schnell für mich.
Innerhalb der ersten zwei Wochen alle Freunde, die Familie, Vereinskameraden, Hobbys kennenlernen und annehmen habe ich einfach nicht gepackt. So kamen wohl Zweifel auf, ob ich überhaupt Interesse an einem gemeinsamen Leben hätte. Ja, das hatte ich, und wie, nur wie gesagt, in der Zeit war ich einfach nicht schnell genug das zu zeigen. Ich tat was ich konnte, habe die Wohnung auf Vordermann gebracht, mich in meine neue "Vaterrolle" eingefügt (gar nicht mal so schlecht, wie ich hörte), vegetarisch kochen gelernt, ich war einfach Hals über Kopf verliebt und habe das wirklich gezeigt, dachte ich (nicht nur mit den o. g. Beispielen natürlich).
Letztlich kann ich mir nur vorstellen, dass das Grundproblem die mangelnde Zeit war um mich voll und ganz in ein gemeinsames Leben einzurichten. Mein Kopf war scheinbar nicht frei genug für so eine Turbobeziehung - es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt...
Mich würden Eure Erfahrungen zu so einer Geschichte interessieren.