An so einem eher entspannten Sonntag lässt sich hervorragend ein längerer Thread wie dieser lesen, da erfährt man viele interessante Meinungen und Strömungen, die auch viele neue Erkenntnisse mit sich bringen.
Was mir persönlich aufgefallen ist sind die teilweise vielleicht widersprüchlichen Aussagen einiger Forums-Nutzer, die mir zu denken geben. Ich muss aber dazusagen, ich habe nur die ersten 14 Seiten der Posts gelesen. Mein Post bezieht sich nicht auf die folgenden Seiten
Erstmal der Background: ich habe in den ersten Monaten meiner Mitgliedschaft hier auch drei Profile kontaktiert (meistens mit direktem Bezug auf ein von den Personen eingestelltes Date), hauptsächlich Solo-Frauen mit Such-Absichten und auch ein Paar-Profil mit Such-Absichten, um hier jedes Mal einen ersten Schritt zu machen.
Nur in einem konkreten „Ich suche Mann für unkomplizierten Sex in unmittelbarer Umgebung“-Fall habe ich tatsächlich mal direkt das Thema vorangestellt, die übrigen Anfragen waren mit Inhalt oberhalb der Gürtellinie und bezogen auf das Profil des Gegenübers gestellt. Wobei ich mich eigentlich bemühe, in den CMs auch immer die eigene Person etwas genauer zu beschreiben, als es auf dem eigentlichen Profil der Fall ist. So finde ich es persönlicher und passt vielleicht besser zum jeweiligen Gegenüber. Die CMs beinhalten aber normalerweise keine emotionalen Ausbrüche oder Selbstmitleids-Arien, sondern eine neutrale Kommunikation (so nenne ich es jetzt mal jedenfalls).
Diese Infos erstmal nur, um die folgenden Ergebnisse und meine persönlichen Meinungen etwas nachvollziehbarer zu gestalten…
Was waren die bisherigen Ergebnisse?
=> „Kein Interesse, zu weit entfernt“ im Falle eines Profils aus der gleichen Stadt !!!
=> „Sorry, kein Interesse“ im Falle des eingestellten Dates
=> Gar keine Antwort im Falle des Paar-Profils, die ziemlich eindeutig gesucht haben und meiner Meinung nach in CMs ertrinken dürften
Was lerne ich daraus?
=> Im ersten Fall fand ich die Antwort schon eher mäßig, weil wohl die Person gegenüber sich etwas wenig Mühe gegeben hat => so etwas erscheint einem beim Lesen dieses Threads natürlich besonders ärgerlich
=> Im zweiten Fall hatte ich in der Mail eigentlich noch ein paar konkrete Punkte bzgl. einer inserierten Veranstaltung gefragt, hier hätte mir eine aussagekräftigere Antwort sehr geholfen, um vielleicht eine bevorstehende Veranstaltung zu besuchen, das fand´ ich eher ärgerlich für mich => „C´est la vie…“
=> Die ausbleibende Antwort auf meine dritte Frage interpretiere ich natürlich als mangelndes Interesse und akzeptiere das auch so, aber mehr Interaktion ist für mich persönlich der Kit, der die Gesellschaft (im Großen wie im Kleinen) zusammenhält
Für mich ist das hier erstmal der Beleg, dass die Joyclub-Community genauso vielfältig ist und agiert, wie der Rest der Gesellschaft. Allerdings ist es auf Grund der etwas stärker tabuisierten Thematik vielleicht doch auf lange Sicht hilfreicher, wenn jeder für sich mehr draus macht und nicht nur auf den eigenen Vorteil schaut. Aber hier wird´s jetzt schon eher Gesellschafts-philosophisch, das ist ein anderes Thema
Allerdings würde ich gerne noch ein paar Punkte aus vorigen Posts aufgreifen:
- Hier wurde der Vergleich zu einem Ansprechen auf der Straße gezogen, hier würde schließlich auch niemand jedem dahergelaufenen Passanten eine freundliche/aussagekräftige Antwort gegeben => das stimmt natürlich, allerdings halte ich diesen Vergleich für nicht zutreffend. Der Joyclub ist eine freiwillige themenorientierte Community, in der unter anderem die Kontaktaufnahme ein zentraler Punkt ist. Natürlich wird auch der Austausch mit Gleichgesinnten ohne zusätzliche Kontaktaufnahme gepflegt, aber Kontaktaufnahme ist ein wichtiger Teil. Auf der Straße befinde ich mich, weil ich von A nach B will. Das dies nicht gleichzusetzen ist mit Kontaktgesuchen leuchtet vermutlich ein. Daher ist der Vergleich meiner Meinung nach schwierig. Ebenso der Vergleich mit den Werbeprospekten der Supermärkte… Wenn ich mich für einen Newsletter anmelde, um irgendeine andere Dienstleistung zu bekommen, ist der Newsletter mit einem Lächeln zu akzeptieren
- Es wurde auch die Situation im Club angeführt, wo sich der/die Angesprochene(r) einfach wegdreht… Natürlich ist die Aussage sonnenklar. Jedwede weitere Mühe ist vergebens. Aber meiner Meinung nach funktioniert das menschliche Zusammenleben nur, wenn man als „sich wegdrehende(r)“ auf etwas mehr achtet als nur das eigene Ziel/Wohlbefinden, auch wenn die eigentliche Botschaft immer identisch ist. Je nach konkreter Situation ist ein „Sorry, aber bitte nicht…“ deutlich sinnvoller. In Kommunikations-Trainings habe ich über die Jahre auch immer solche Situationen simuliert. Man stelle sich eine vergleichbare Situation in anderen Situationen vor: in der Familie, im Beruf, im Freundeskreis… dafür gibt es teilweise sogar separate Begriffe (im beruflichen Alltag z. B. Mobbing). Daher halte ich es für extrem schwierig, in einem Mikrokosmos wie dem Joyclub ein Verhalten zu propagieren, was in der „Tageslichwelt“ zu Problemen führen könnte. Respekt sieht für mich persönlich anders aus. Wenn man diese Art des Respekts und der Höflichkeit nicht mehr bräuchte, könnte man(n) sich vielleicht wirklich auf „Ey, ficken?“-Mails beschränkten.
- Ein User hat den Vergleich zwischen in nenne es mal weniger erfolgreichen Profilen und Standuhren bzw. gebrauchten Autos gezogen. Ein von solcher Arroganz und Selbstherrlichkeit geprägten oder auch menschenverachtenden Vergleich habe ich bisher selten gelesen. Ich kann dem User nur wünschen, dass er nie zu den Leuten gehört, die in der positiven Selbstdarstellung (!!!, ich meine hier aber explizit nicht die mangelnde soziale Kompetenz/“schlechtes“ Aussehen oder so…) nicht ihre Kernkompetenz haben und in allen Belangen eher zur breiten Masse gehören. Ich zähle mich selber nicht zu den „geht-weg-wie-warme-Semmeln“-Varianten der Männerwelt, und lebe damit schon ziemlich lange ziemlich gut. Und meiner Meinung nach lässt sich über kein virtuelles (und ganz nebenbei immer auch subjektives !!! und im Sinne der positiven Selbstdarstellung überzeichnetes) Profil ein Mensch wirklich ausreichend aussagekräftig beschreiben. Zu fast jeder Eigenschaft gehören immer zwei: einer der es vorgibt zu sein und einer, der es so auffasst (z. B. Attraktivität, Offenheit, Humor).
Und um meinen Post abzuschließen: ich halte selber überhaupt nichts von den bereits genannten Einzeilern, dem unverständlichen Nachhaken bei Absagen oder Beleidigungen, aber gewisse Umgangsformen für die hoffentlich breite Masse an CMs, die hier jeden Tag an noch Unbekannte hin- und zurückgeschickt werden, halte ich für deutlich vorteilhafter.
Und als „Betroffener“ habe ich mich zumindest in einigen Posts dieses Threads wiedergefunden, darum: gut, dass es auf hier im JC diskutiert wird
So long…