Diese Holzhammermethode (Entweder es wird besser oder ich gehe) geht gar nicht.
Was meint ihr mit Druck erreichen zu wollen? Freiwilligkeit und Hingabe bestimmt nicht. Habt ihr schon mal nachgedacht, das es einen Grund gibt, warum der Mann sich so dagegen sperrt? Der Schlüssel zur Lösung ist die Frage, was den Mann hindert mit Sex frei umzugehen, und nicht warum er das nicht tut. Zwischen beiden Fragen sind Meilen dazwischen.
Ihm 50x ein Gespräch über Sex aufzudrängen wird nichts bringen, irgendwann schaltet man auf Durchzug.
Diese neandertalermäßige konsumorientierte Partnerschaftspolitik (Mann kaputt, brauche neuen) geht mir auf den Sack. Es gibt andere Wege die Situation zu klären, doch die brauchen etwas Zeit und Geduld. Und Einfühlungsvermögen.
Die Situation ist keinesfalls aussichtslos. Und man kann sie meistern, aber nur, wenn man versteht, warum es so und nicht anders passiert.
Es muss geklärt werden:
• Warum möchte der Mann nicht darüber reden? Das können in der Prägezeit anerzogenen Verhaltensweisen sein. Wir alle haben unsere Prägungen. Über vieles können wir frei reden. Aber über manches zu reden fällt uns schwer. (Scham, moralische Erziehung)
Keiner weiß warum dieser Mann nicht gerne darüber redet. Ich vermute sogar, er ist sich selbst dessen nicht bewusst. Ich halte es für grundverkehrt ihm daraus einen Strick zu machen.
Der andere handelt nur so, wie er es in seinem Leben gelernt hat zu handeln, sowie ich handele wie ich es in meinem Leben gelernt habe.
• Unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse in einer langen Ehe sind nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall. Hintergrund ist, das unsere Sexualität im Leben mehrmals Wandlungen unterzogen ist. So ist es möglich, das man mit 40 das toll findet, was man mit 20 auch toll fand, aber mit 30 nix anfangen konnte.
Unterschiedliche Sexuelle Bedürfnisse sind gar kein Beinbruch. Man muss lernen mit ihm umzugehen, möchte man sich langfristig mit einem Partner einlassen. Die oft vertretene Meinung: "Ich habe mich getrennt und jetzt ist es mit meinem neuen Partner alles toll!" bringt uns in diesem Punkt nicht weiter, denn nach einiger Zeit werden sich auch in dieser neuen Beziehung die sexuellen Bedürfnisse unterschiedlich entwickeln und man steht erneut vor demselben Problem.
So muss man Strategien entwickeln damit umzugehen. Sicherlich muß man ein paar Abstriche machen. Aber das geht schon und man lernt damit umzugehen. Es heißt ja nicht sich von allen Bedürfnissen zu verabschieden, sondern nur von einigen, und oft auch nicht für immer.
• Die Gefahr eines Seitensprung ist immer da. Das er in diesem Fall so ausgeprägt ist, zeigt das es inzwischen partnerschaftsbedrohende Auswirkungen gibt.
So gern ich der Themenerstellerin eine erfüllte Liebesnacht gönne, so intensiver hoffe ich, das sie der Versuchung widerstanden hat, weil es den nun notwendigen Prozess des Einander Öffnens und dem gegenseitigem Anvertrauens unglaublich schwer macht. Wie soll ich mich voll und ganz dem Partner öffnen und anvertrauen können, wenn es die permanente Angst gibt, das etwas falsches "herausrutscht"?
• Der wichtigste Punkt ist der Wille zu einer Therapie. Eine Paartherapie wäre echt sinvoll. Es wäre aber auch kein Beinbruch, wenn die Frau diese Therapie erstmal alleine startet. Ihn zu forcieren an der Therapie teilzunehmen wird nur Blockade heraufbeschwören. Das muss man intelligenter machen
1. Die ersten Termine allein wahrnehmen, wenn er nicht sofort will.
2. Nach Hause kommen, sagen das es gut war, mehr nicht.
3. Warten bis der Mann sich dafür interessiert (Ob der Antrieb dazu Neugier oder Eifersucht ist ist egal...)
4. Ihm mitteilen, er könne doch mitkommen und brauch auch nur zuhören.....
5. Wenn er dann mitkommt, wird der Therapeut ihn schon kriegen.....
• Was passiert bei so einer Paartherapie?
Eigentlich das Gleiche wie bei einer normalen Therapie. Man lernt sich seiner eigenen angelernten Prägungen bewusst zu werden und sie zu hinterfragen (Warum mache ich das überhaupt so und nicht anders). Außerdem lernt man mit den Prägungen des Partners umzugehen, weil man merkt, das er eben so handelt, wie er es gelernt hat. Hat man dies ersteinmal erkannt, fällt die Kommunikation sehr viel leichter. Oft reicht es aus, sich einfach nur seiner Prägungen bewusst zu werden und welche Macht sie über uns haben. Therapie soll und wird mich und den Partner nicht verändern, sondern durch das Verstehen verändern wir uns. Unsere Wahrnehmung verändert sich, von uns und vom anderen, mehr nicht. Aber genau das ist es, was uns verändert. Und das meißtens zum Positiven.
Zu Uns:
Auch wir haben nach 13 Jahren Ehe unterschiedliche sexuelle Bedürnisse, die sich sogar teils diametral gegenüberstehen. Auch wir mussten lernen damit umzugehen. Auch ich war oft sexuell frustriert. Wir haben den Schritt zur Therapie gewagt, und meine Frau wollte zuerst auch gaaaarrr nicht. Nach der ersten Stunde hat sich das geändert
Heute haben wir immer noch unterschiedliche Bedürfnisse. In der nächsten Zeit werden wir einige Veränderungen machen, was unsere Ehe angeht. Es ist für mich kein leichter Weg.
was wir verändern:
Die Anzahl der Sexualpartner meiner Frau wird sich in der nächsten Zeit wohl stark erhöhen. Sie soll ihren Spaß haben, und ich lerne mit meiner Eifersucht umzugehen.
Und was bleibt für mich?
Ich habe einige Punkte, die ich gern in unserer Ehe verändern möchte. Der Punkt Sex, trotz das ich nicht glücklich mit ihm bin, steht sehr weit unten. Er ist halt nicht so wichtig. Mehr Zeit z.Bsp. für ein Candlelightdiner zu zweit ist mir wichtiger als mehr Zeit für Sex oder permanent genau den Sex, den ich so toll finde. Sex ist nicht unwichtig, aber auch nicht alles. Wenn er zu dem entscheidenden Punkt über Partnerschaft oder Trennung wird, überlassen wir diese Entscheidungen unseren Trieben. Aber will seine Lebensgestaltung schon seinen Trieben überlassen? Ich bevorzuge da die Vernunft.